Südafrika nach den Unruhen – Wo war die Polizei?

Die Hafenstadt Durban war vor ein paar Wochen das Zentrum massiver Ausschreitungen und Plünderungen. Staatliche Sicherheitskräfte griffen erst spät ein. Zu spät. Warum?

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
5 Minuten
Ein Gebäude mit einem Schild, auf dem "Progress Centre" steht ist ausgebrannt. Männer schaffen den Schutt auf den Bürgersteig.

Wo war die Polizei? Diese Frage treibt Bürgerinnen und Bürger in vielen Vierteln von Durban um. Während der verheerendsten Unruhen und Massenplünderungen in der demokratischen Geschichte Südafrikas, die die Regierung mittlerweile als gescheiterten Umsturzversuch bezeichnet, boten ihnen die staatlichen Sicherheitskräfte keinen Schutz. In ihrer Not schützen sie sich, ihre Häuser und Geschäfte so gut sie konnten selbst: mit bewaffneten Bürgerwehren, privaten Sicherheitsunternehmen, selbstgebauten Straßenblockaden. Und das sowohl in Innenstadt-Vierteln, wohlhabenderen Vororten sowie Townships.

Dabei hätten die Unruhen Mitte Juli keine Überraschung für die staatlichen Sicherheitsbehörden sein dürfen, schreibt Gareth Newham vom Institut für Sicherheitsstudien in einem Artikel für den Daily Maverick. Sie hätten sich also darauf vorbereiten und die Ausschreitungen wenigstens eindämmen können. Denn es sei von identifizierbaren politischen und korrupten Flügeln der Regierungspartei ANC in sozialen Medien „offen dafür geworben“ worden, so Newham. Das Centre for Analytics and Behavioural Change hat entsprechende Twitter-Accounts identifiziert und analysiert.

Ende Juni hatte das Verfassungsgericht den südafrikanischen Ex-Präsident Jacob Zuma wegen Missachtung der Justiz zu 15 Monaten Haft verurteilt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätten die staatlichen Behörden in Alarmbereitschaft versetzt werden müssen. Schließlich hatten bekannte Zuma-Anhänger wie Carl Niehaus bereits wenige Tage nach dem Urteil davor gewarnt, dass Gewalt unvermeidbar sei. Es klang wie eine Drohung.

Niehaus war der Sprecher der Umkhonto weSizwe Military Veterans Association (MKMVA), die sich in den vergangenen Jahren zu einer Art Miliz entwickelt hat und Zuma schon lange unterstützt. Zu ihren Verbündeten gehören Gruppierungen wie das All Truck Drivers‘ Forum – keine Unbekannten, wenn es um die Anstachlung von Gewalt geht, unter anderem gehen fremdenfeindliche Attacken auf ihr Konto. Es fällt auf, dass viele der Orte, in denen Plünderungen oder Brandstiftungen stattgefunden haben, bereits von früheren Protestaktionen und Gewalt bekannt sind. Auch das hätte als Warnung dienen können.

Seine Anhänger würden einen menschlichen Schutzschild bilden, um Zumas Festnahme zu verhindern, kündigte Niehaus an. Und er warnte: Eine Inhaftierung des Ex-Präsidenten würde zu Instabilität, Gewalt und Unruhen führen, die Südafrika auseinanderreißen könnten. Genau das ist geschehen.

Ein ausgebrannter Laden an einer Straßenecke. Die Fenster sind zersprungen. Davor liegt ein Haufen Schutt.
Erst ausgeplündert, dann abgebrannt
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