Tansania im Humboldt Forum in Berlin: Wer schreibt wessen Geschichte und warum?

Die Ausstellung „Geschichte(n) Tansanias“ im Humboldt Forum präsentiert Cultural Belongings in einem Geflecht aus Knoten und Verbindungen. So visualisiert sie die Komplexität von Geschichte und Geschichten. Politisch muss so mancher Knoten noch gelöst werden.

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Ein hölzernes Geflecht im Hintergrund, davor ein Bildschirm, der die Ostküste Afrikas und Handelsrouten zeigt.

Eine Ausstellung als organisches Geflecht mit vielen Knoten? Cultural Belongings, Menschen, Zeiten, historische Ereignisse und Geschichten: Alle irgendwie miteinander verknüpft? Ja, das kann gelingen.

Auf die festliche Eröffnung der Ausstellung „Geschichte(n) Tansanias“ am 28. November 2024, im Humboldt Forum, Berlin, folgt ein Wochenende mit umfangreichem Begleitprogramm. Es gibt Gesprächsrunden, Filmvorführungen, eine VR-Installation, eine Fotoausstellung, Musik und tansanisches Essen. Doch diese Ausstellung ist vor allem eines: hochpolitisch.

Ein Panel vor Publikum, dahinter auf Leinwand projiziert „Geschichte(n) Tansanias“ und die Namen der Teilnehmenden (sind in der Bildunterschrift genannt).
Die Gesprächsrunde am Eröffnungsabend mit dem zentral sitzenden Ngoni Chief Emanuel Xavier Gama Zulu, gekleidet im traditionellen Gewand aus Leopardenfell. Rechts von ihm sitzen drei weitere Community-Vertreterïnnen (v.l.n.r.): Sarah Kamili Mandwa Mazoea, Chief Adam Abdul Sapi Mkwawa, Fatma Adam Sapi Mkwawa. Links sitzen (v.l.n.r.): Moderatorin Vicensia Shule und drei der Kuratorïnnen: Maike Schimanowski (Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss), Paola Ivanov (Staatliche Museen zu Berlin), Achiles Bufure (National Museum of Tansania).
Ein Mann in traditionellem Gewand aus Leopardenfell und mit Kopfschmuck
Der Chief der Ngoni aus dem Süden von Tansania Chief Emanuel Xavier Gama Zulu spricht am Eröffnungsabend von „Geschichte(n) Tansanias“ im Humboldt Forum.
Eine feierliche Umgebung mit sitzenden Ehrengästen. Davor links ein Redner, rechts eine Übersetzerin. Im Vordergrund von hinten abgebildet zuhörende Journalistïnnen. Ein Mann in traditionellem Gewand sitzt in zweiter Reihe bei den Ehrengästen.
Am 1. November 2023, während der Rede von Bundespräsident Steinmeier in Songea, Tansania. Für den Ngoni-Chief hatte das Protokoll nur einen Platz in der zweiten Reihe vorgesehen. Er durfte keine Rede halten.
In einem  Ausstellungsraum. Zentral hinter Glas ein kunstvoll geschnitzter Stuhl. Links davon ein runder bildschirm und eine Zeichnung in schwarz-weiß. Rechts davon ein Comic, der in starken Farben die Geschichte erzählt
Der Stuhl einer Würdenträgern aus Urughu ist eines von vielen Cultural Belongings. Die Geschichten dazu werden im Humboldt Forum multimedial erzählt, hier mit Text, Film und Comics-Zeichnungen
Eine Frau in traditionellen Gewand und mit Perlenkette auf dem Kopf
Sarah Kamili Mandwa Mazoea beschreibt den Zuschauerïnnen am Beispiel der von ihr getragenen Perlenkette, wie Cultural Belongings von ihr verwendet werden: „Ich spreche mit dem Wasser. Es geht darum, dass es Regen gibt.“ Neben ihr ist Chief Adam Abdul Sapi Mkwawa zu sehen.
Ein Mann sitzt in einer Gesprächsrunde und spricht in ein Mikrofon. Im Hintergrund Zuhörerïnnen
„Wenn ich über Raum nachdenke, denke ich an Plätze für Aushandlungen, Plätze für Gespräche“, sagt Nicholas Calvin Mwakatobe bei einem Panel im Foyer des Humboldt Forums
Wir befinden uns in einem Ausstellungsraum. Eine Installation mit Verflechtungen aus Holz im Hintergrund. Ein Mann, der redet, im Vordergrund.
Der tansanische Künstler Amani Abeid in einem der zwei Ausstellungsräume von „Geschichte(n) Tansanias“. Von ihm sind Comics in der Ausstellung zu sehen. Für die Recherche ist der tansanische Künstler zu verschiedenen Communitys in seinem Land gereist.
In einem Museumsraum. Im Hintergrund ein Geflecht aus Holz. Eine Frau blickt auf eine als Comic erzählte Geschichte.
Autorin Ramona Seitz mit Comics von Amani Abeid, der für „Geschichte(n) Tansanias“ beeindruckende Bildergeschichten gezeichnet hat.
Ein Mann in einem weißem traditionellen Gewand
Chief Adam Abdul Sapi Mkwawa am Eröffnungsabend im feierlichen Gewand. Bei der Gesprächsrunde zwei Tage später kam er, der erst 23 Jahre alte Hehe-Chief, in moderner Kleidung.
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