Forscher: „Es gibt ausreichend Hinweise auf Vorkommen von natürlichem Wasserstoff in Deutschland“

Zwei deutsche Wissenschaftler erläutern im Interview, warum sie eine bundesweite Suche nach förderwürdigen Mengen von sogenanntem „Weißen Wasserstoff“ für sinnvoll und nötig erachten. Sie haben ein Konsortium geowissenschaftlicher Institute zusammengetrommelt und setzen auf Unterstützung der Bundesregierung

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5 Männer auf freiem Feld mit Messgeräten.

Lagern im Untergrund auch in Deutschland ausreichend große Mengen von natürlichem Wasserstoff, dass sich eine Förderung lohnen würde? Bisher konzentrieren sich bei dem Versuch, Erdöl und Erdgas durch Wasserstoff zu ersetzen, alle Bemühungen auf dessen industrielle Herstellung. Der Geologe Jürgen Grötsch vom Geozentrum Nordbayern an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und sein Kollege Peter Achtziger-Zupančič von der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie in Aachen etablieren nun ein Forschungskonsortium, um Vorkommen des Energieträgers im geologischen Untergrund zu finden.

Sie wollen erreichen, dass auch in Deutschland das Vorkommen von natürlichem Wasserstoff untersucht wird. Worum genau geht es?

Achtziger: Die verschiedenen geochemischen und biochemischen Prozesse, bei denen aus Gesteinen im Untergrund Wasserstoff entsteht, laufen auch in Deutschland ab. Es gibt ausreichend Hinweise dafür, dass in vielen Regionen Vorkommen von natürlichem Wasserstoff schlummern. Bisher hat aber noch niemand systematisch untersucht, wo und in welchen Mengen das der Fall ist. Im öffentlichen Bewusstsein und entsprechend auch in der Forschungsförderung kommt natürlicher Wasserstoff kaum vor.

Politik und Wirtschaft forcieren gerade die technische Herstellung von Wasserstoff mit erneuerbarem Strom in industriellen Anlagen – warum sollte man da im Untergrund suchen?

Grötsch: Die globale Produktion von Wasserstoff beträgt heute etwa 90 Millionen Tonnen pro Jahr. Dieser wird komplett industriell hergestellt – unter hohem Energieaufwand. Davon sind bisher aber nur vier Prozent sogenannter grüner Wasserstoff, also durch Elektrolyseure und Nutzung von erneuerbarer Energie produziert, mit sehr hohen Kosten. Der Rest wird meist mit fossiler Energie erzeugt. Eine zusätzliche Quelle von CO₂-freiem Wasserstoff, die sich vor Ort nutzen lässt, wäre da für die angestrebte Energiewende sehr hilfreich. Deshalb drängen wir hier auf Forschung und Entwicklung.

2 junge Wissenschaftler an Waldrand mit Messgerät, Messgerät.
Feldarbeit auf der Suche nach natürlichem Wasserstoff.
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