Erstmals Artenschutz für Schmarotzer: „Zecken sind meine große Liebe!“

Neben der Klimakrise ist der rasante Verlust an Biodiversität ein globales Problem. Gefährdet sind aber nicht nur charismatische Spezies wie Wal, Tiger und Panda, sondern auch Parasiten. Jetzt läuft das erste und wohl wegweisende Schutzprojekt für einen global gefährdeten Schmarotzer – die Ryūkyū-Kaninchen-Zecke.

vom Recherche-Kollektiv Tierreporter:
6 Minuten
Großformatiges Foto einer braunen Zecke vor schwarzem Hintergrund

„Auf Amami-Ōshima kann ich nachts fast spüren, wie die Geräusche durch meinen Körper wandern: der Gesang von Insekten, Vögeln und Fröschen, der durch den Wald hallt“, sagt Mackenzie Kwak von der Universität Hokkaidō. „Dieser Regenwald ist einzigartig in seinem Artenreichtum, so etwas habe ich sonst nirgendwo erlebt.“ Die japanische Insel Amami-Ōshima ist fast ganz von der subtropischen Wildnis bedeckt und gehört deshalb mit einigen Nachbarinseln zum UNESCO-Weltnaturerbe.

Zwei Forschungstrips pro Jahr bringen den australischen Parasitologen in das Inselparadies, wo er vor allem einer Spezies nachspürt: der bedrohten Ryūkyū-Kaninchen-Zecke (Haemophysalis pentalagi). Diesem Tier hat Kwak ein Pionierprogramm im Artenschutz gewidmet. Es ist das vermutlich erste Projekt zum Erhalt eines global gefährdeten Parasiten. Ein Ansatz, der Schule machen könnte. Aber warum ausgerechnet Schmarotzer schützen? Sollten wir sie nicht besser ausrotten?

Foto von oben auf dichten Wald, der sich über einige Hügel bis zum Horizont erstreckt.
Die japanische Insel Amami-Ōshima ist fast vollständig von einem besonders biodiversen Regenwald bedeckt und gehört deshalb mit einigen Nachbarinseln zum UNESCO-Weltnaturerbe.
Foto eines Kaninchens mit eher kurzen Ohren und dunkelbraunem Fell, das auf dem Waldboden sitzt.
Das Ryukyu-Kaninchen kommt nur auf zwei subtropischen Inseln in Japan vor. Die Art ist evolutionär sehr alt und hat ein ungewöhnlich dunkles Fell.
Foto mit Seitenansicht einer beigen Schlange, die eingerollt auf dem Boden eines Terrariums sitzt und den Kopf gehoben hat.
Die Habuschlange ist hochgiftig, aggressiv und kann dem Menschen gefährlich werden. Ein Programm, das ihren Bestand ausdünnen sollte, schlug aber fehl - und setzte vor allem dem Ryukyu-Kaninchen zu.
Foto eines kleinen Erdlochs, der Eingang zu einem Kaninchenbau, am Fuß eines Baums.
Das nur auf zwei japanischen Inseln lebende Ryukyu-Kaninchen gräbt Erdlöcher in den Boden. Weil die Ryukyu-Kaninchen-Zecke nur auf und von diesem Wirt lebt, verbringt der Parasit auch viel Zeit im Untergrund.
Großaufnahme eines rosa Kaninchenohrs, an dem mehrere braune Zecken hängen.
Mehrere Ryukyu-Kaninchen-Zecken trinken Blut am Ohr eines Wirts. Im Labor begnügt sich der Parasit auch mit anderen Kaninchen, was die Haltung der Tiere vereinfacht.
Sie haben Feedback? Schreiben Sie uns an info@riffreporter.de!