„Das Netzwerk ist das, was Flüsse ausmacht“

Der Gewässerökologe Gabriel Singer erklärt am Beispiel der Ötztaler Ache, welche Auswirkungen ein Wasserkraftwerk auf die Flussökologie hat und warum es nicht reicht, ein paar hundert Meter Fluss zu erhalten.

vom Recherche-Kollektiv Flussreporter:
10 Minuten
Weiß schäumender Gebirgsbach fließt zwischen großen Nadelbäumen, im Hintergrund ein grüner Berg.

An der Ötztaler Ache im Tiroler Ötztal wird seit März 2020 ein Kraftwerk gebaut, gegen das Umweltschutzorganisationen, Wildwasser-Sportler und Anrainer seit zwölf Jahren protestieren. Das Kraftwerk werde einen der letzten frei fließenden Wildbäche Tirols und Österreichs und eine einzigartige Kajak-Strecke zerstören und damit auch dem Tourismus schaden. Darüber hinaus könnte es die Bewohner des Dorfes Tumpen gefährden, weil dort häufig Muren abgehen und der Untergrund des Tales von großen Hohlräumen durchzogen ist.

22.886 Menschen haben im Frühjahr 2020 eine Petition gegen das Kraftwerk Tumpen-Habichen unterschrieben, die Naturschutzorganisation WWF Österreich hat gegen die naturschutzrechtliche und wasserrechtliche Bewilligung Revisionen beim Verwaltungsgerichtshof eingebracht. Weil trotzdem weiter gebaut wird, haben der Verein Wildwasser-Erhalten-Tirol (WET), der WWF Österreich und die örtliche „Bürgerinitiative gegen Wasserstau Tumpen“ am 3. Oktober vor der Baustelle des Kraftwerks eine 500 Meter lange Kette aus Menschen, Kajaks, Rafts, Angeln, Paddeln und Bannern formiert und Schutzmaßnahmen für wertvolle Flusslebensräume gefordert. Argumentativ unterstützt wurden sie dabei vom Gewässerökologen Gabriel Singer, der Professor für aquatische Biogeochemie am Institut für Ökologie der Universität Innsbruck ist.

Menschen stehen mit Kajakbooten und Bannern im Regen an einer Baustelle.
Am 3. Oktober 2020 bildeten Menschen, Boote und Banner eine Kette zum Schutz der Ötztaler Ache.
Menschen stehen auf einer Wiese am Rande eines Dorfes mit einem großen Banner mit der Aufschrift: Was für eine Stauerei.
Protest gegen den Bau des Wasserkraftwerkes an der Ötztaler Ache.
Eine Menschenkette im Regen an einer Straße.
Trotz strömenden Regens waren Naturschüter, Kajakfahrer und Bürgerinnen und Bürger an die Ötztaler Ache gekommen, um gegen das Kraftwerk zu protestieren.
Menschen stehen auf einer Holzbrücke über einen reissenden Gebirgsbach und reden.
Gabriel Singer (Mitte) erklärt beim Protest gegen das Kraftwerk an der Ötztaler Ache, was einen ökologisch intakten Fluss ausmacht.
Baustellencontainer, Transparent der Firma Ötztaler Wasskraft.
An der Ötztaler Ache in Tirol wird bereits am Kraftwerk gebaut.
Tosender Gebirgsbach mit großen Steinen und eine Holzbrück.
Die Ötztaler Ache ist auch bei Wassersportlern sehr beliebt. Bei der Wellerbrücke gibt es eine Strecke für Weltmeisterschaften im Extremkajakfahren.
Ein Berg mit einem herunter stürzenden Bach im Hintergrund, vorne eine Holzbrücke über die Ache mit protestierenden Menschen.
Vom Acherbach (im Hintergrund) kommen immer wieder Muren ins Ötztal. Genau unterhalb soll das Staubecken für das Wasserkraftwerk gebaut werden.
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