Lemkes Sonderbeauftragter für Artenschutz verlässt das Umweltministerium
Josef Tumbrinck geht als Abteilungsleiter für Naturschutz nach Düsseldorf. Sein Weggang ist ein Verlust für das Bundesumweltministerium
Das Bundesumweltministerium verliert einen seiner profiliertesten Naturschutzfachleute.
Josef Tumbrinck, der bisherige Sonderbeauftragte für die Umsetzung der nationalen Artenhilfsprogramme, wechselt nach Informationen von RiffReporter nach Nordrhein-Westfalen. Schon in der kommenden Woche soll er dort die Aufgabe des Abteilungsleiters für Naturschutz im Umweltministerium des Landes übernehmen.
Tumbrinck war seit 2022 Sonderbeauftragter für die neu geschaffenen nationalen Artenhilfsprogramme im Bundesumweltministerium.
Diese Programme sollen die negativen Auswirkungen des von der Ampel-Koalition beschlossenen massiven Ausbaus erneuerbarer Energien insbesondere auf bedrohte Vogelarten abfedern. Tumbrinck hat in kurzer Zeit einige wichtige Initiativen für gefährdete Vogelarten wie Wiesenweihe, Schreiadler und Brandseeschwalbe auf den Weg gebracht, stieß aber beim federführenden Bundesamt für Naturschutz nicht immer auf ähnlich viel Elan.
Von Naturschützern werden die Artenhilfsprogramme zwar begrüßt. Viele halten sie aber für nicht ausreichend, um die negativen Folgen für die Vogelwelt durch den Ausbau erneuerbarer Energien zu kompensieren. Zu den Verschlechterungen zählt die massive Verringerung von Schutzabständen zwischen Vogelhorsten und Windkraftanlagen, wodurch das Risiko erhöht wird, dass Vögel mit den Rotoren kollidieren und getötet werden. Auch wurde die Liste der Vogelarten stark zusammengestrichen, die bei der Genehmigung für neue Anlagen überhaupt berücksichtigt werden müssen.
Mehr als 20 Jahre Nabu-Vorsitzender
Vor seiner Berufung zum Sonderbeauftragten war der aus Münster stammende Landschaftsökologe drei Jahre lang Unterabteilungsleiter für Naturschutz im Lemke-Ministerium. Davor leitete er von 1996 bis 2019 mehr als 20 Jahre lang den nordrhein-westfälischen Landesverband des Naturschutzbundes Nabu. Zu seinen Erfolgen aus dieser Zeit zählt der Ausbau der Biologischen Stationen und die Ausweitung der Rieselfelder Münster, die sich mittlerweile zu einem der wichtigsten Feuchtgebiete des Landes entwickelt haben.
Der 59-Jährige ist ausgewiesener Insekten-Experte. 2019 promovierte er an der Uni Münster mit einer taxonomischen Arbeit über eine Heuschreckenfamilie auf Neuguinea.
In Nordrhein-Westfalen regiert seit zwei Jahren eine Koalition aus CDU und Grünen. Das Umweltministerium in Düsseldorf wird vom Grünen-Politiker Oliver Krischer geführt, der zuvor Fraktionsvize der Grünen-Bundestagsfraktion war und als energischer Verfechter des Ausbaus der Windkraft bekannt ist. Tumbrinck gehört der SPD an.
Für einen Verwaltungsmitarbeiter auf mittlerer Ebene ist Tumbrinck ungewöhnlich bekannt.
Schon seine Berufung zum Unterabteilungsleiter im Bundesumweltministerium durch die damalige Ministerin Svenja Schulze (SPD) vor fünf Jahren war von erheblichem Wirbel begleitet. Politiker von CDU, CSU und FDP warfen Schulze – die wie Tumbrinck in Münster Lokalpolitik betrieb – Vetternwirtschaft vor und versuchten, die Berufung des langjährigen Nabu-Landesvorsitzenden als Lobbyismus zu skandalisieren. Die CSU sprach damals von „grün-roter Spezlwirtschaft“ und einem „Schaden für die ganze Bundesregierung“.