Katastrophen-Warnsystem: „Bei Warnsirenen schauen einige Menschen erstmal in sozialen Medien nach weiteren Infos“

Im Katastrophenfall müssen Warnungen alle Menschen erreichen – und verständlich sein, erklärt Katastrophenforscher Ramian Fathi.

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Nach einem Erdbeben im April 2015 luden Dorfbewohner ihre Mobiltelefone auf einer Freifläche in Kathmandu, Nepal. Sie suchten in der erdbebengeschädigten Stadt nach ihren verlorenen Angehörigen.
Das Bild zeigt mehrere Menschen um Handys, die an mehreren Steckern geladen werden.

Ramian Fathi ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Bergischen Universität Wuppertal am Lehrstuhl für Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit. Er leitet außerdem das 40-köpfige „Virtual Operations Support Team“ (VOST) der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW), das in Krisenlagen unter anderem soziale Medien für ein integriertes Krisenlagebild auswertet.

Wie reagieren die Menschen, wenn um 23 Uhr eine Warnsirene losgeht?

Ramian Fathi: Das ist wahrscheinlich sehr unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren wie etwa dem individuellen Risikobewusstsein ab. Zunächst bleibt zu hoffen, dass schlafende Menschen geweckt werden. Aber trotz der monatlichen Probealarme sind Sirenen für viele möglicherweise noch ungewohnt. Bei Warnsirenen schauen einige Menschen erstmal in sozialen Medien nach weiteren Infos. Daher sollten den Sirenen weitere Informationen wie konkrete Handlungsanweisungen folgen.

Welche Informationen über welche Kanäle erwarten die Menschen?

In Krisen- und Katastrophenlagen gibt es einen erhöhten Informationsbedarf. Viele Menschen nutzen zur Informationsbeschaffung die Quellen, die sie aus dem Alltag kennen. Das sind heute neben den etablierten Medien vor allem soziale Medien wie Twitter oder Facebook. Mittlerweile sind hier auch zahlreiche Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben vertreten und kommunizieren in Krisenlagen aktiv und zum Teil dialogorientiert.

In Niederlanden wurden im Juni 2020 bei einem landesweiten Test 90 Prozent der Bevölkerung durch das Cell-Broadcast-System „NL-Alert“ direkt erreicht, weitere vier Prozent wurden durch andere Personen wie Familienmitglieder gewarnt. Das System wurde bereits im November 2012 eingeführt.  Das zeigt eine Balkengrafik.
In Niederlanden wurden im Juni 2020 bei einem landesweiten Test 90 Prozent der Bevölkerung durch das Cell-Broadcast-System „NL-Alert“ direkt erreicht, weitere vier Prozent wurden durch andere Personen wie Familienmitglieder gewarnt. Das System wurde bereits im November 2012 eingeführt.
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