Zwei Wochen, die die Welt vor Hitzewellen, Überschwemmungen und einer Verarmung der Natur bewahren sollen: In Glasgow hat die 26. Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen begonnen.
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Jetzt abonnieren und alles freischalten Der Andrang ist groß: Nicht nur Staaten sind beim Weltklimagipfel vertreten, sondern auch Medien, Umweltorganisationen, Firmen und indigene Gemeinschaften. Die britische Regierung erwartet zwischen 20.000 und 25.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – und das inmitten einer neuerlichen Hochphase der Coronapandemie mit einer 7-Tage-Inzidenz von über 300. Ziel der 26. Weltklimakonferenz ist es, die Umsetzung der Klimaziele von Paris aus dem Jahr 2015 verbindlich zu regeln und zu beschließen. Mit den Maßnahmen soll verläßlich erreicht werden, dass die Atmosphäre maximal zwei Grad Celsius über der Durchschnittstemperatur der vorindustriellen Zeit erwärmt wird, wenn möglich nur 1,5 Grad Celsius. Selbst der geringere Wert wird nach einhelligem Urteil der Wissenschaft schon massive Probleme, Unsicherheiten und Risiken für Mensch und Natur mit sich bringen. Für Angela Merkel ist es die letzte Weltklimakonferenz als Bundeskanzlerin. Die erste derartige Zusammenkunft, die COP1, leitete Merkel als damalige Bundesumweltministerin 1995 in Berlin. Sie bekam vorher extra Nachhilfe in Englisch, um den Verhandlungen gewachsen zu sein und wurde im Anschluss für ihr diplomatisches Geschick gelobt. In den 16 Jahren ihrer Kanzlerschaft gingen die deutschen Emissionen aber nicht in ausreichendem Maß zurück. Seit 1995 ist die CO2-Konzentration in der Atmosphäre stetig gewachsen. Damals lag sie bei 360 ppm, im September 2021 waren es 413ppm. Umweltschützer werfen den versammelten Staaten – insbesondere den reichen Ländern – vor, nicht ausreichend entschlossen zu handeln und in ihren Reden viel heiße Luft zu produzieren. Auch Greta Thunberg ist nach Glasgow gereist, zum Auftakt der Weltklimakonferenz nahm sie an Protestveranstaltungen teil. "Wir sind katastrophal weit davon entfernt, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen", kritisierte sie. Im Gegenteil würden Regierungen die Klimakrise mit Milliardensubventionen für fossile Energieträger noch anheizen. Die kenianische Umweltschützerin Elizabeth Wathuti von der Green Generation Initiative rief bei der Auftaktveranstaltung den Vertreterinnen und Vertretern der Staaten zu: "Wir brauchen Sie, um mit Mut auf die Klima- und Umweltkrise zu reagieren...Lassen Sie uns in diesen nächsten zwei Wochen - die für die Kinder, für unsere Spezies, für so viele andere Lebewesen so entscheidend sind - mit ganzem Herzen handeln." Einer der wichtigsten Player: Der indische Premierminister Narendra Modi (Mitte) vertritt ein Milliardenvolk, dessen CO2-Emissionen pro Kopf noch deutlich unter dem globalen Durchschnitt und erheblich unter den Werten westlicher Länder liegen. Modis Zusage bei seiner Rede in Glasgow, Indien wolle bis 2070 klimaneutral werden, wurde mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Einerseits ist es die erste solche Zusage. Andererseits verlangt auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres (rechts) von der Weltgemeinschaft, Klimaneutralität bis spätestens 2050 zu erreichen. Mahnende Worte vom 95 Jahre alten Sir David Attenborough: "Die Verbrennung fossiler Brennstoffe, unsere Zerstörung der Natur, unsere Art, wie wir Industrie, Bauen und Lernen betreiben, setzen Kohlenstoff in einem noch nie dagewesenen Tempo und Ausmaß in die Atmosphäre frei", sagte er auf der Konferenz und fügte hinzu: "Wir sind in Schwierigkeiten." Viele Menschen haben Angst, dass die Weltklimakonferenz ihre Ziele nicht erreicht. Der Tag der großen Reden ging mit einem Empfang in Glasgow zu Ende, bei dem sich die meist männlichen Staats- und Regierungschefs zum coronakonformen Gruppenbild versammelten. Diese Menschen entscheiden wesentlich darüber, wie das Leben auf der Erde in Zukunft sein wird. Im Projekt „Countdown Natur“ berichten wir mit Blick auf den UN-Naturschutzgipfel über die Gefahren für die biologische Vielfalt und Lösungen zu ihrem Schutz. Der Fotoeinkauf für diesen Beitrag wurden von der Hering Stiftung Natur und Mensch gefördert. Sie können weitere Recherchen mit einem Abonnement unterstützen.