Superkräuter gegen Hitzestress: Santiago de Compostela entdeckt die Öko-Funktionen von Unkraut

Unkraut zwischen Pflasterritzen senkt die Bodentemperaturen bis zu 28 Grad Celsius und liefert so einen wertvollen Beitrag gegen Hitzestress in den Städten. Doch die Kräuter können noch mehr, zeigt die Wissenschaft.

vom Recherche-Kollektiv Klima & Wandel:
7 Minuten
Im Vordergrund die Granitplatten der Praca do Obradoiro in Santiago de Compostela und im Hintergrund die Kathedrale vor blauem Himmel mit sich auftürmenden Wolken

Unkraut zwischen Pflasterritzen kann Bodentemperaturen bis zu 28 Grad Celsius senken und somit einen wertvollen Beitrag gegen Hitzestress in den Städten liefern. Entdeckt hat das der spanische Stadtplaner und Architekt Ángel Panero – mehr oder weniger durch Zufall.

Als Panero während des Lockdowns eine Baustelle besuchen wollte, überquerte er den großen Platz vor der Wallfahrtskathedrale von Santiago de Compostela. Die riesige Fläche der Praça do Obradoiro vor der Kathedrale war menschenleer – und grün: Der berühmte Platz, über den jedes Jahr Hunderttausende von Pilgerfüßen wandern, hatte sich in ein Biotop für Unkräuter verwandelt. Unzählige kleine Pflänzchen hatten sich in den Fugen der Granitplatten angesiedelt.

„Zuerst dachte ich an die alten Maya-Städte, die von der Natur zurückerobert wurden“, erzählt der Stadtplaner. Als er über die Steine des bewachsenen Platzes lief, habe sich das sehr angenehm angefühlt, da sich kein Schlamm auf dieser „Wiese“ gebildet hatte. Und er stellte sich vor, wie die Wurzeln die Steine umarmen würden. Er fragte sich, wie es wäre, wenn das einfach so bleiben könnte?

Porträt eines Mannes mit Bart und einer gelben Mütze vor einer Holztafelwand
Der Architekt des Konsortiums von Santiago den Compostela, Ángel Panero, beriet das UNESCO-Büro in Mexiko bei Programmen für historische Stadtlandschaften in mehreren mexikanischen Welterbe-Stätten.
Drei Arbeiter in roten Hosen und cremefarbenen T-shirts und weißen Helmen bearbeiten mit Meißel die Granitplatten und die Fugen dazwischen.
Der Obradoiro-Platz wird fast täglich mit Druckspülung und Bleichmitteln gereinigt. Hier reparieren Arbeiter die Platten und füllen die Fugen mit Mörtel aus.
Drei verschiedene Kräuter, die aus Mauerritzen und Bodenfugen sprießen.
Bis zu 44 verschiedene Pflanzen siedeln sich in Boden- und Mauerfugen an. Von links nach rechts: Horn-Sauerklee, Niederliegendes Mastkraut und Nachtkerze.
Das Bild zeigt einen Vergleich zwischen einer Fotografie von Bodenplatten und daneben die Aufnahme mit einer Thermokamera, die den kühlenden Effekt der Kräuter beweist
Das Bild der Thermokamera zeigt den Kühleffekt der Pflanzen. Sie nehmen Lichtenergie auf und kühlen in einem Prozess, der unserem Schwitzen ähnelt, ihre Umgebung ab.
Zwischen den regennassen Granit-Pflastersteinen wachsen viele kleine grüne Pflänzchen
Experimentierfeld Fugen. Mauern werden mit einem sehr großen wirtschaftlichen Aufwand von Unkraut befreit, ein ständiger Kampf gegen die Natur. Aber ist er überhaupt notwendig?
Ein blühender Strauch über einer Mauer, die auch von grünen Farnen besiedelt ist.
Begrünte Mauern können schön aussehen. Dem Architekten Panero ging es zunächst auch eher um die Ästhetik der Pflanzen – die Botaniker belegten dann ihre Ökosystemleistungen.
Das Bild zeigt Bodenplatten, Kopfsteinpflaster und eine Mauer, die links „sauber“ gemacht wurde und rechts von Kräutern besiedelt werden kann.
Das Bild zeigt Bodenplatten, Kopfsteinpflaster und eine Mauer, die links „sauber“ gemacht wurde und rechts von Kräutern besiedelt werden kann.
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