Meer im Hitzestress: Tödlich nicht nur für Menschen, sondern auch für viele marine Lebewesen

Marine Hitzewellen sind nicht nur Motor für Extremwetter, sondern reichen bis in 250 Meter Wassertiefe. Das bedroht marines Leben, warnt eine aktuelle Nature-Studie.

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Die Klimakrise gefährdet nicht nur Warmasser-, sondern auch Kaltwasser-Korallen.

Marine Hitzewellen wie jetzt im Mittelmeer liefern die Energie für Extremwetter-Ereignisse. Anfang September überschwemmte der Jahrhundertsturm Daniel mit Starkregen das griechische Theassalien, auch in der Türkei und Bulgarien kam es zu extremen Regenfällen mit Dutzenden Todesopfern.

Als der Sturm über das Mittelmeer nach Süden zog, gewann er über dem ungewöhnlich warmen Wasser des Mittelmeers an Energie. So hatte die durchschnittliche Oberflächentemperatur des Meers erstmals den Wert von 28 Grad Celsius überschritten. Am 10 September trat er schließlich in Libyen an Land und sorgte für starke Überschwemmungen. In den Fluten wurden ganze Stadtteile der Küstenstadt Darna ins Meer gespült, nachdem ein Damm gebrochen war. Mindestens 11.300 Menschen starben, über 10.000 werden noch vermisst, über 35.000 Menschen sind obdachlos.

Meereserwärmung reicht bis in 250 Meter Tiefe

Noch gibt es keine Studie, die das Sturmtief Daniel dem Klimawandel eindeutig zuordnen würde. Doch Experten sehen eine Zusammenhang: Die Oberfläche der Ozeane war weltweit in diesem Jahr außerordentlich warm, wie auch das Online-Portal Climeteranalyzer zeigt.

Die Wärme wirkt nicht nur an der Meeresoberfläche katastrophal, sie richtet auch weit unter der Nulllinie immensen Schaden an. Zwar geht die Wärmeintensität mit zunehmender Tiefe zurück, die Dauer nimmt aber im Vergleich zur Oberfläche um das Doppelte zu. Eine aktuelle, in der Fachzeitschrift Nature Climate Change veröffentlichte Studie zeigt, dass die Meereserwärmung in 50 bis 200 Metern Tiefe intensiver und länger anhält als an der Oberfläche.

Viele Tier- und Pflanzenarten der oberen 250 Metern sind durch diesen thermischen Stress gefährdet. Für die Studie Marine biodiversity exposed to prolonged and intense subsurface heatwaves werteten die Forschenden Temperaturdaten des Copernicus-Satellitenprogramms aus 50 unterschiedlichen Tiefenebenen aus.

In der Regel werden Temperaturanomalien in den Meeren nur für die Oberflächentemperatur des Wassers beschrieben. In der Studie wurden nun aber Temperaturdaten der Jahre 1993 bis 2021 bis in eine Tiefe von 2.000 Metern ausgewertet und mit einer Analyse des Artenreichtums der Meere kombiniert, die 25.000 Arten berücksichtigt. In den oberen 250 Metern ist demnach die biologische Vielfalt am stärksten gefährdet.

Auswertung zeigt, dass marine Hitzewellen über Jahrzehnte deutlich zunehmen und tiefere Meeresschichten erreichen..
Marine Hitzewellen nahmen im Ozean in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zu und erreichen inzwischen tiefe Meeresschichten.
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