„Man fördert mit dem Geld die Überfischung“

Viele Staaten geben ihren Fischereiflotten Geld dafür, zu viel Fische zu fangen. Die WTO könnte das nun unterbinden, sagt der Fischereiökonom Ralf Döring vom Thünen-Institut für Seefischerei

vom Recherche-Kollektiv Ozean & Meere:
4 Minuten
harte Arbeit an Bord, das volle Netz wird an Bord gezogen – Juli 2014

Überfischung gehört zu den großen Problemen beim Meeresschutz. Viele Bestände und Arten werden zu stark genutzt, warnt die Wissenschaft. Auf der Konferenz der Welthandelsorganisation (WTO) in Genf wird um ein Abkommen gerungen, das schädliche Subventionen für die Fischerei verhindern soll. Ein erster Entwurf liegt vor. Einschätzungen dazu liefert der Fischereiökonom Ralf Döring vom Thünen-Institut für Seefischerei.

Auf der WTO-Konferenz in Genf stehen Subventionen für die Fischerei zur Debatte. Was genau wird dort verhandelt?

Ralf Döring: Es gibt schon sehr lange eine grundsätzliche Diskussion in der Fischerei über staatliche Zahlungen. In der EU hat man auch sehr lange Zeit Fischereifahrzeuge subventioniert. Die Fischer haben also Geld dafür bekommen, dass sie neue Schiffe bauen konnten. Das führt dann dazu, dass zu viele Schiffe mit zu hohen Fangkapazitäten auf die Fischbestände treffen. Also man fördert sozusagen mit dem Geld die Überfischung. In den Verhandlungen geht es nun darum, das zu ändern.

Das heißt, es soll überhaupt gar keine Subventionen mehr für Schiffe oder Treibstoff oder Fischprodukte geben?

Es soll jetzt sehr stark differenziert werden zwischen den Fischereien. Wer auf überfischte Bestände geht, sollte jetzt keine staatliche Förderung mehr bekommen dürfen – oder nur in sehr engen Grenzen. Da liegt aber auch genau das Problem: Über die EU-Bestände wissen wir relativ gut Bescheid, aber über Bestände in afrikanischen oder südostasiatischen Gewässern wissen wir kaum etwas. Und hier geht es ja um weltweite Fischereiflotten – und natürlich auch um Schiffe aus der EU, die in sehr weit entfernten Gebieten fischen. Und da ist immer die Frage: Sind denn die Bestände nun überfischt oder nicht? Daran schließt sich die Frage an: Kann man wirklich zwischen guten und schlechten Subventionen unterscheiden? Das ist so ein Punkt, der strittig ist. Gerade die Länder, die eben nicht so viel Aufwand betreiben können, ihre Flotten zu überwachen oder die Fischbestände zu managen, haben ein Problem. Deswegen soll es auch Übergangsfristen geben.

Wie will man das denn kontrollieren? Schon jetzt sind nach Schätzungen der FAO 15 Prozent der weltweiten Fänge illegal.

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Fischereiökonom Ralf Döring sieht in dem Abkommen einen wichtigen ersten Schritt, vermutet aber Probleme bei der Umsetzung.