Wo Störche und Adler sich in die Höhe schrauben
Flugbegleiter-Buchspecial: Thomas Krumenacker über seinen Fotoband „Vögel in Israel“
Aus aktuellem Anlass:
Israel wird aktuell von einer schweren Vogelgrippe-Welle heimgesucht. Vogelschützer sehen auch in der Konzentration vieler Zugvögel an einem Platz einen möglichen Grund dafür. Weil aber viele andere Feuchtgebiete in der Region zerstört wurden, haben die Vögel keine Ausweichmöglichkeiten. Die Vogelschützer von Birdlife Israel arbeiten deshalb am Aufbau eines ganzen Netzwerks neuer Feuchtgebiete in Israel, einer der wichtigsten Drehscheiben des Vogelzugs. Um dieses Vorhaben zu unterstützen, verschenke ich 50 Exemplare meines Bildbandes Vögel in Israel.
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500 Millionen Vögel zweimal im Jahr
Israel, das ist für die meisten Menschen ein Synonym für den Nahost-Konflikt, für Spannungen und Kriege. Viele verbinden mit Israel noch das „Heilige Land“, das Zentrum dreier Weltreligionen mit seinem unvergleichlichen kulturellen Erbe. Und natürlich ist Israel untrennbar mit der Erinnerung an den deutschen Massenmord an Millionen Juden verbunden. Aber Israel und Natur? Dieses Begriffspaar dürfte auf Anhieb die wenigsten zusammenbringen. Zu Unrecht. Das kleine Land am Ostrand des Mittelmeeres verfügt über einen immensen Naturreichtum. Vor allem aber kommt Israel eine so große Bedeutung für den Vogelzug zwischen den Kontinenten zu wie kaum einer anderen Region der Erde.
500 Millionen Vögel überqueren das Land in jedem Frühjahr und in jedem Herbst aufs Neue. Diese Seite Israels geht in der öffentlichen Wahrnehmung meist unter, verschwindet hinter Schlagzeilen über den Konflikt zwischen Juden und Palästinensern, Terroranschlägen und Gewalt.
Auch mich hat die Nahost-Politik zum ersten Mal nach Israel gebracht, 2005 als journalistischer Begleiter eines Staatsbesuchs des damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler, der von eng getakteten Terminen, Hektik bei der Berichterstattung und vielen Fahrten von einem Ort zum anderen geprägt war. Zeit zum Kennenlernen des Landes gab es kaum. Und doch reichte die Zeit für ganz besondere Eindrücke: eine Gruppe ziehender Schwarzstörche mitten über dem Parlamentsviertel in Jerusalem; ein rastender Schelladler neben der Straße nach Ramallah im Westjordanland; Hunderte von Weißstörche, die niedrig über die Dächer Haifas hinwegglitten – Impressionen zufällig erhascht ganz ohne Fernglas oder sonstige birdwatching-Ausrüstung. Das Phänomen des Vogelzugs wirkt auch in unserem Hightech-Zeitalter immer noch mythisch. Es kann im Nahen Osten niemandem verborgen bleiben, der mit offenen Augen unterwegs ist.
Doch trotz der Leichtigkeit, mit der man in Israel Vögel und Vogelzug erleben kann, fand ich kein Buch, das die Schönheit der Region und besonders seiner gefiederten Bewohner und Gäste umfassend feierte. Deshalb entschied ich, selbst eines zu schreiben. "Vögel in Israel" – in der englischen Fassung "Birds in the Holy Land" – ist das Ergebnis.
Was macht Israel so attraktiv für Vögel? Es ist die geografische Lage an der Schnittstelle zwischen Asien, Europa und Afrika und die Vielfalt an Lebensräumen, die das Land, das gerade mal so groß ist wie Hessen oder Brandenburg, zu einem Brennpunkt der millionenfachen Vogelwanderung machen. Die weltweit zweitwichtigste Vogelzugroute verläuft entlang der gesamten Nord-Süd-Ausdehnung Israels. Für den Vogelzug von Europa und Westasien nach Afrika und zurück ist der Weg über den Nahen Osten sogar der mit Abstand bedeutendste. Rund 540 Vogelarten sind bisher in Israel nachgewiesen worden – und in fast jedem Jahr kommen neue hinzu.
Als Durchzugs- uns Überwinterungsgebiet für Millionen europäischer Vögel kommt Israel auch eine große Bedeutung für das Überleben unserer heimischen Vögel zu. Die Vielzahl verschiedenartiger Lebensräume – von alpiner Berglandschaft über einen langen mediterranen Küstengürtel und die einsamen Regionen der judäischen und der Negev-Wüsten bis hin zum Roten Meer – hat zudem eine reiche lokale Vogelwelt hervorgebracht. Ebenso beeindruckend wie die Artenvielfalt ist der Kontrast der Landschaften. Die Spitzen des Hermon-Massivs im äußersten Norden Israels sind oft schneebedeckt. Nur wenige Autostunden davon entfernt findet sich das Tote Meer – der mit minus 400 Metern der tiefstgelegene See der Erde.
Der Vogelzug fasziniert Menschen in allen Teilen der Erde seit jeher. Wer einmal beobachtet hat, wie Greifvögel in einem endlosen Band mühelos eine Bergkette entlang gleiten, oder wie Störche, Adler und Bussarde sich friedlich gemeinsam in derselben Thermik in die Höhe schrauben, um ihren langen Flug über Kontinente hinweg fortsetzen zu können, wird mehr über dieses Naturwunder erfahren wollen.
Israel ist in dieser Hinsicht privilegiert: Es bildet eine Landbrücke zwischen Europa, Asien und Afrika. Von Nord nach Süd ist Israel zudem Teil des wichtigsten Vogelzugkorridors von Westasien und Nord/Osteuropa nach Afrika, des Syro-Afrikanischen Grabenbruchs, beziehungsweise des nördlichen Rift Valleys. Mehr als 1,5 Millionen Greifvögel und andere große – im Thermikflug ziehende – Vogelarten nutzen diesen Korridor, der ihnen den Kontinentwechsel ohne die gefährliche Überquerung des Mittelmeers erlaubt. Hier ziehen wesentlich mehr Vögel entlang als auf dem zweiten Hauptzugweg nach Afrika, der Route von Westeuropa nach Westafrika mit der Straße von Gibraltar als wichtigstem Konzentrationspunkt. Die genaue Zahl der Zugvögel über Israel ist nicht bekannt, denn ein großer Teil des Zuges von Sing- und Watvögeln spielt sich in der Nacht ab. Die meisten Experten gehen davon aus, dass in jeder Zugsaison – im Frühjahr und im Herbst – jeweils rund eine halbe Milliarde Vögel über den Nahen Osten in ihr Winterquartier oder zurück in das Brutgebiet ziehen.
Für einige Vogelarten ist die sichere Überquerung Israels und seiner Nachbarländer entscheidend für das Überleben der gesamten Art. Bei ihnen ziehen die gesamte oder der allergrößte Teil ihres Weltbestandes über die Region – oft in einem nur wenige Kilometer breiten Korridor. So ist es möglich, die Hälfte aller auf der Erde existierenden Schreiadler in nur einem oder zwei Tagen über Israel ziehen zu sehen. Das gleiche gilt für den Kurzfangsperber. Auch die meisten der rund eine halbe Million Weißstörche, die vor allem in Osteuropa brüten, ziehen über Israel und Jordanien in die afrikanischen Überwinterungsgebiete. Rastgemeinschaften von mehreren Tausend Vögeln sind im Frühjahr oder im Spätsommer keine Seltenheit.
Besonders eindrucksvoll ist der Zug der Rosapelikane. Diese schwersten Landvögel Europas sind existentiell darauf angewiesen, in Israel Fettreserven durch den Verzehr von Fisch anlegen zu können. Andere Rastgebiete auf dem Weg zwischen dem Brutgebiet vor allem im Donaudelta und dem Winterquartier im südlichen Afrika sind bereits zerstört worden. Nur mit dem Zwischenstopp Israel ist es den massigen Vögeln möglich, den anstrengenden Flug über die wasser- und fischlose Sahara zu überleben und eine jahrtausendealte Lebensweise fortzusetzen.
Angesichts der Masse an durchziehenden Vögeln ist es kein Zufall, dass die ältesten Beschreibungen des Vogelzugs ihren Ursprung im Nahen Osten haben. Bereits im Alten Testament finden sich erstaunlich kenntnisreiche und genaue Beschreibungen der regelmäßigen Vogelwanderungen: „Selbst der Storch am Himmel kennt seine Zeiten, Turteltaube, Schwalbe und Drossel halten die Frist ihrer Rückkehr ein“, heißt es im Buch Jeremia (8,7). Schon vor mehr als 2000 Jahren war es vor allem das Phänomen des massenhaften und pünktlichen Auftauchens von Vögeln zur immer gleichen Zeit im Jahresverlauf, das Staunen und Bewunderung auslöste. Bis heute ist die schiere Menge das wohl einprägsamste Gesicht des Vogelzugs. Doch es gibt weitere Gesichter. Die millionenfache Reise über Kontinente hinweg, durch Flusstäler, über Bergkämme, Wüsten und Ozeane hat viele Facetten. Manche sind so offensichtlich wie ein laut rufender Schwarm Kraniche oder Gänse. Andere sind eher heimlich und nicht für jeden sofort erkennbar: Ein einzelner, einsam in der Wüste rastender Fischadler etwa. Nur wer weiß, dass dieser Vogel sich ausschließlich von Fischen ernährt – die es hier weit und breit nicht gibt – wird erkennen, dass auch dieser Vogel auf der großen und nicht ungefährlichen Reise weit entfernt von seinem eigentlichen Lebensraum ist.
Vogelzug, das ist auf der einen Seite eine Metapher für Freiheit und Grenzenlosigkeit. Er ist zugleich aber auch der Ausdruck eines einsamen, gefährlichen Kampfes eines einzelnen Individuums gegen Naturgewalten und ökologische Veränderungen in einer vom Menschen beständig umgestalteten Welt. Viele Vögel überstehen Gefahren und Strapazen ihrer riskanten Reise nicht. Schaffen sie es aber, dann hat für viele von ihnen die Rast in Israel einen Anteil am Überleben.
Nach ungezählten Reisen in das Land bin ich sicher: Israel hat weitaus mehr zu bieten als Krise und Konflikt. Und Umweltschutz – und damit auch der Vogelschutz – kann in Zeiten globaler ökologischer Veränderungen, wie Klimawandel und Wassermangel, sogar einen wichtigen Beitrag zu grenzüberschreitender Verständigung und regionaler Kooperation leisten. Ich bin in den vergangenen Jahren zahlreichen solcher Projekte begegnet: Ornithologen und Behörden aus Israel, Jordanien und weiteren Ländern arbeiten zusammen, um Kollisionen zwischen Zugvögeln und Flugzeugen zu vermeiden, im Interesse der Sicherheit von Mensch und Tier.
Palästinenser und Israelis schützen grenzüberschreitend die Schleiereule als Helfer bei der biologischen „Schädlingsbekämpfung“ in der Landwirtschaft und kommen einander so persönlich näher. In einer gemeinsamen Initiative werden von Jordaniern und Israelis einstige Militärposten beiderseits der Grenze zu Brutplätzen für Fledermäuse und Vögel hergerichtet. Kinder aus Palästina und Israel verfolgen gebannt den Zug von mit Satellitensendern markierten Störche und lernen sich dabei auch gegenseitig kennen. Jordanische Jugendliche werden mit Beifall zum „Kranich“-Lauf – einem Vogelschutzmarathon – in Israel empfangen. Die Liste ließe sich fortsetzen.
Mein Bildband ist kein politisches Buch. Gleichwohl hoffe ich, dass er dazu beiträgt, einen frischen Blick auf Israel zu werfen.
Thomas Krumenacker „Vögel in Israel", 180 Seiten – großformatige Farbfotos – 28×24,5 cm – Hardcover mit Schutzumschlag – 35,00 Euro.
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Stimmen zum Buch
"Jedes Land sollte ein Buch wie dieses haben, über seine Vögel und über seine wilden Orte. Jeder Vogel, jeder wilde Ort sollte eine Seite in einem Buch wie diesem bekommen. Es gebietet uns, der Natur den Respekt, die Ehre und die Liebe zuteil werden zu lassen, die sie verdient." Prinzessin Takamado von Japan, Ehrenpräsidentin BirdLife International
"Ein ungewöhnlich eindrucksvolles Buch, weit mehr als nur ein exzellenter Bildband, ein Lehrstück über Vögel, ihre Anpassungen an extreme Lebensräume und ihren Zug über Kontinente." Einhard Bezzel, führender deutscher Vogelkundler
"Es ist Krumenacker gelungen, eines dieser „coffee-table books“ zu schreiben, das man nie mehr vergisst. Demjenigen, der schon einmal zur Vogelbeobachtung in Israel war, wird dieses Buch wunderbare Erinnerungen an eine fantastische Vogelwelt und Natur zurückbringen. Wer noch nicht die Möglichkeit hatte, den Vogelzug über Israel live zu erleben, dem vermittelt das Buch einen Einblick eines der für Vogelbeobachter vielleicht beeindruckendsten Länder der Erde." Norbert Schäffer, Vorsitzender des LBV und Chefredakteur "Der Falke"
"Eine großartige Entdeckungsreise durch die Schönheit der Vogelwelt Israels." Hadoram Shirihai, Autor Birds of Israel