Sauberes Wasser für alle: Brunnenbohren greift ohne Naturschutz zu kurz

In die Entwicklungspolitik sickert das Bewusstsein ein, dass der Schutz von Ökosystemen unerlässlich ist, um acht Milliarden Menschen mit Wasser zu versorgen

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Eine junge Frau holt sich Trinkwasser mit einer sehr einfach gebauten Pumpe. Hinter ihr ein sehr ärmlich wirkendes Haus.

Menschen in armen Ländern Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen, gehört zu den grundlegendsten Zielen von Entwicklungspolitik. Denn mangelt es an Wasser oder führt verschmutztes Wasser zu Erkrankungen, ist das nicht nur eine humanitäre Katastrophe, sondern macht schnell alle anderen Anstrengungen zunichte, Menschen etwa durch Schul- und Weiterbildung aus Armut zu befreien. Wenn Wasserknappheit herrscht, waren deshalb häufig schnell Experten vor Ort – oft, um Brunnen zu bohren.

“Brunnenbohren” wurde zum geflügelten Wort auch für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit. Grundlegende Infrastrukturen zu schaffen, kann sehr sinnvoll sein. Wenn etwa Kinder täglich lange Wege zurücklegen müssen, um Wasser aus einem Fluss zu schöpfen und nachhause zu tragen, hält sie das vom Lernen ab. Zudem gibt es sauberes Wasser oftmals erst in größeren Tiefen oder es sind Leitungen nötig, um Wasser vor Verschmutzungen zu schützen.

Doch schon länger dämmert es den Verantwortlichen, dass Brunnenbohren alleine bei weitem nicht mehr reicht. Vielerorts sind gar nicht fehlende Brunnen das Problem. Hinter Wassermangel stecken oftmals viel komplizierte Ursachen – vor allem Schäden an natürlichen Ökosystemen, die Wasser sammeln, reinigen und in Gegenden mit Brunnen verfügbar machen. Dazu zählen etwa Feuchtgebiete, Flüsse und Wälder.

„Entwicklungshilfe und wirtschaftliche Partnerschaften müssen von Grund auf den Naturschutz integrieren und Lösungen umsetzen, die den Wert der Ökosysteme erhalten“, fordert deshalb Martha Rojas Urrego, Generalsekretärin der UN-Konvention zum Schutz von Feuchtgebieten. Die vielen hundert Millionen Menschen, die bis heute keinen Zugang zu sauberem Wasser hätten, „brauchen Strategien, die den natürlichen Wasserquellen einen hohen Wert zuschreiben“, sagt sie. Wie kompliziert die Zusammenhänge sind, zeigen die Länder entlang des Nils, zu denen Äthiopien und der Sudan gehören. Wie viel Wasser der Fluss transportiert, hängt wesentlich vom weit entfernten Regenwald im Kongo ab, von dem Regenwolken gen Osten ziehen. Wird der Regenwald weiter abgeholzt, ist diese Wasserzufuhr in Gefahr.

Isolierte Ansätze laufen ins Leere

Seit einiger Zeit richtet sich der Fokus der Entwicklungspolitik deshalb stärker darauf, dass der Zugang zu Trinkwasser nur nachhaltig ist, wenn man in größeren Dimensionen denkt – und jene Natur erhält, die die Regenerierung von Wasserressourcen überhaupt erst möglich macht.

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