Luftverschmutzung stört Fliegensex

Fruchtfliegen-Männchen setzen darauf, dass angehende Partnerinnen eine gute Nase haben. Denn bei ihnen läuft die Partnerwahl über Duftstoffe. Das funktioniert schon seit Tausenden von Jahren. Doch wir Menschen machen den Insekten diese Art der Anbahnung schwer.

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Zwei kleine Fliegen kopulieren in der linken unteren Ecke des Bildes. Eine andere sitzt allein oben rechts.

Fruchtfliegen treffen sich beim Essen. Vielen Arten der Gattung Drosophila fliegen auf Obst, das langsam vor sich hin rottet. Denn dann verströmen die Früchte genau das Aroma, das die Fliegen lieben. Und wo sie schon so schön beisammen sind, versuchen die Männchen bei den Weibchen ihr Glück. Auch das funktioniert über Duftstoffe, sogenannte Pheromone. So haben es Markus Knaden und Nanji Jiang vom Max-Planck-Institut für Chemische Ökologie in Jena beobachtet.

Um bei der Brautwerbung Erfolg zu haben, müssen die Drosophila-Männchen gegeneinander anstinken können, sagt Markus Knaden: „Die Weibchen suchen sich die Männchen aus. Je mehr die duften, desto besser.“ Die Fliegen-Männchen produzieren dazu eine Substanz, die die Weibchen besonders attraktiv finden. Ihr Geruchssinn kann diese Duftstoffe sehr gut wahrnehmen. Viele Drosophila-Arten haben einen ähnlichen Mix. Doch jede Art hat dem Parfüm ihre Lieblingsdüfte beigemischt.

Allerdings kommt der Mensch dieser Kommunikation über die Düfte seit einigen Jahrzehnten in die Quere – und treibt damit das Insektensterben an.

Ein Mann hält ein durchsichtige Plastikröhrchen vor sein Gesicht. Darin sind an einem Wattestopfen winzige bräunliche Fliegen zu sehen.
Drosophila melanogaster lässt sich sehr gut in Laboren halten und untersuchen. Die kleine Taufliege hat schon unzählige Forschungsarbeiten ermöglicht. Die Erkenntnisse über ihre Sexualduftstoffe lassen sich auf viele andere Lebewesen übertragen.
Ein Mann in weißem Kittel hält ein Plastikröhrchen in einem Arbeitsplatz mit Lüftung. Von dem Röhrchen reicht ein Plastikschlauch in seinen Mund. In den Röhrchen steckt ein kleiner hellblauer poröser Stein.
Nanji Jiang entnimmt einem Röhrchen Fliegen für das Experiment. Zuvor ist durch den blauen Ausströmerstein zwei Stunden lang Luft mit erhöhter Ozonkonzentration hineingeflossen.
Vier kleine Fliegen mit beigem Körper, schwarzem Hinterleibsende und roten Augen klammern sich zu einer Kette aneinander.
Diese vier Drosophila-melanogaster-Männchen waren Ozon ausgesetzt. Weil sie dadurch ihre Pheromone verloren haben, erkennen sie einander nicht mehr als Männchen. Und weil eine Fruchtfliege ohne solche Pheromone ein Weibchen sein muss, balzen sie sich gegenseitig an.
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