Wolf in Deutschland: Trotz stockenden Aufschwungs stellt von der Leyen Schutzstatus in Frage
Die Wiederbesiedlung Deutschlands durch den Wolf verlief bisher rasant. Jetzt stockt das Comeback merklich. Dennoch stellt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den Schutzstatus in Frage
Vor 22 Jahren wurde erstmals in Deutschland wieder ein Wolf in Freiheit geboren – 150 Jahre nach seiner Ausrottung. Den Grundstock legte ein aus Polen zugewandertes Wolfspaar auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz in Sachsen im Jahr 2000. Seitdem erobern sich die hochsozialen Rudeltiere auf leisen Sohlen, aber in rasantem Tempo die alte Heimat zurück. Doch jetzt verliert das Comeback merklich an Schwung, wie neue Zahlen zeigen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen stellt den Schutzstatus der hierzulande nach wie vor sehr seltenen und gefährdeten Tierart dennoch in Frage. Vor kurzem hatte ein Wolf Medienberichten zufolge eines ihrer Ponys in Niedersachsen getötet.
Nach den am Montag vom Bundesamt für Naturschutz veröffentlichten aktuellen Daten für die Saison 2021/2022 leben derzeit 161 Wolfsfamilien – sogenannte Rudel – in Deutschland. Ein Rudel besteht in der Regel aus den Elternwölfen, den Welpen und den Nachkommen aus dem Vorjahr. Neben den 161 Rudeln ermittelten die Fachleute zusätzlich 43 einzeln lebende Wolfspaare sowie 21 sesshafte Einzelwölfe.
Die neuen Zahlen zeigen: Der anfängliche Wolfsboom scheint vorbei. Zwar gibt es wieder einen neuen Höchststand der Wolfspopulation. Doch die Zahl der Rudel stieg zum vorangegangenen Monitoringzeitraum 2020/2021 nur noch um drei und die der Einzeltiere sank sogar um eines. Im Vergleich zu der sprunghaften Entwicklung der Anfangsjahre mit einem exponentiellen Wachstum von jährlich 30 Prozent ist das ein deutlicher Knick. Dieser ist umso erstaunlicher, als dass der Boom eigentlich noch deutlich länger anhalten könnte. Denn wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge sind sind weite Teile Deutschlands für eine Wiederbesiedlung geeignet. Deutschland hätte der Untersuchung zufolge Platz für deutlich mehr als tausend Wolfsrudel.
Von Sachsen bis an die Nordsee und Bayern
Ausgehend von den ostsächsischen Pionieren haben Wölfe mittlerweile Reviere in einem Band nordwestlich bis an die niedersächsische Nordsee besetzt. Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen sind die Hauptverbreitungsgebiete von Wölfen in Deutschland. Territorien gibt es aber bereits auch in Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Thüringen. Erstmals konnte Hessen nun drei Welpen vermelden.
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Potenzial von 700 bis 1400 Wolfsrudel in Deutschland
Wird der Wolf in Ruhe gelassen, könnte ihre Zahl nach wissenschaftlichen Analysen noch deutlich steigen. Denn die Wolfsverbreitung ist hierzulande im Verhältnis zu den ökologischen Möglichkeiten weiter gering und räumlich stark begrenzt.
Ausgehend von den neuen Vorposten könnten sich in Zukunft großflächig neue geschlossene Verbreitungsgebiete entwickeln. Das legt die bislang umfassendste Studie zur Eignung von Lebensräumen für die großen Säuger in Deutschland nahe, die Forscherinnen und Forscher des Leibniz Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), der TU Berlin und der Veterinärmedizinischen Universität Wien im Auftrag des Bundesamts für Naturschutz vor zwei Jahren veröffentlicht haben.
„Wahrscheinlich sind weite Teile Deutschlands als Lebensraum für den Wolf geeignet“, fasste Studienleiterin Stephanie Kramer-Schadt das Ergebnis kurz nach der Veröffentlichung zusammen. Sie und ihre Kollegen ermittelten ein Potential für 700 bis 1400 Wolfsreviere bundesweit. Bis zu 1400 Wolfsrudel könnten also in Deutschland leben – deutlich mehr, als frühere Modellberechnungen als Potential ergeben hatten.
Für die Modellstudie griffen die Wissenschaftler auf Daten über alle seit Beginn der Wiederbesiedlung erfassten Wolfsreviere zurück. Zudem konnten sie Zehntausende Telemetriedaten aller zwanzig in Deutschland besenderten Wölfe auswerten und so metergenau nachvollziehen, wie sich die Tiere im Raum bewegen.
„Das grundlegend Neue ist, dass wir für unsere Studie komplett auf Daten zurückgreifen konnten, die ausschließlich in Deutschland gewonnen wurden“, fasste Kramer-Schadt die Ergebnisse zusammen. Bisher mussten die Wissenschaftler Daten aus der Wolfsforschung anderer Ländern extrapolieren.
Wölfe leben längst nicht mehr nur im Wald
Anders als bei früheren Modellen gehen die Forscher mittlerweile nicht mehr von einer so starken Bindung der Wölfe an den Lebensraum Wald aus. Auch viel offenere Landschaften mit vereinzeltem Buschland oder störungsarme Bereiche des agrarisch genutzten Offenlandes werden als geeignet für eine Besiedlung mit Wölfen angesehen. Das zeigten die Beobachtungen beim Wolfsmonitoring in Sachsen. Sie belegen, dass Wölfe auch in reinen Agrarlandschaften zurechtkommen können. Auch in Spanien leben Wölfe bereits in der offenen „Agrarsteppe“, so wie sie in der „arktischen Wüste“ der baumlosen Tundra oder den Wüsten des Nahen Ostens bestens zurechtkommen.
Ausreichend Nahrung sehen die Forscher in allen Teilen Deutschlands durch den hohen Wildbestand als gegeben an. Rehe, Wildschweine sowie Rot- und Damhirsche sind die Hauptnahrung von Wölfen, die vor allem im Spätsommer auch große Vorlieben für Obst entwickeln können. An den Lebensraum stellen Wölfe sonst offenbar keine besonderen Ansprüche. „Sie sind als Habitatgeneralisten extrem flexibel und anpassungsfähig, solange sie ausreichend große Rückzugsgebiete haben, in denen sie ungestört den Tag verbringen können“, sagt Wissenschaftlerin Kramer-Schadt.
Verzögert illegaler Abschuss die Wiederbesiedlung?
Ob es tatsächlich zur nahezu flächendeckenden Besiedlung fast ganz Deutschlands mit Wölfen kommt, ist indes ungewiss. Denn dazu brauchen die über Jahrhunderte bitter bekämpften Fleischfresser mehr als nur geeignete Lebensräume und Nahrung: „Der Wolf kann fast überall leben, das Habitat ist das geringste Problem“, sagt Andreas Zedrosser, Professor an der Universität Südostnorwegen in Bø. Ohne die Akzeptanz durch den Menschen sei „jede Wiederbesiedlung zum Scheitern verurteilt“.
Zedrosser erforscht seit langem das Comeback großer Beutegreifer in Europa. „Die Existenz und die Größe einer Population entscheidet sich an der Frage, ob wir sie akzeptieren und wie viele wir akzeptieren.“ Unter den „Big 3“ der europäischen Wildnis – Braunbär, Luchs und Wolf – sieht Zedrosser den Wolf besonders im Nachteil. „Das Konfliktpotenzial ist hier am größten, weil auch die ganze mentale Kulturgeschichte vom bösen Wolf hinzukommt.“
Hohe Zahl illegaler Tötung
Zwar führen Unfälle im Straßenverkehr die Liste der bei tot aufgefundenen Wölfen ermittelten Todesursachen in Deutschland wie in anderen Ländern an. Den aktuellen Daten zufolge kamen im Monitoringzeitraum 2021/2022 102 Wölfe im Straßenverkehr um. Während diese Zahl wegen der guten Überwachung des Straßenverkehrs fast alle auf diese Weise getöteten Wölfe erfassen dürfte, ist die Zahl der illegal getöteten Wölfe sehr viel schwerer abzuschätzen.
Geschossene Wölfe werden angesichts drohender Strafen in den allermeisten Fällen von den Tätern beseitigt und fallen so von vornherein aus der Statistik. Bei wissenschaftlichen Untersuchungen an Luchsen im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet hat IZW-Wissenschaftlerin und Professorin an der TU Berlin Kramer-Schadt mit Kollegen zu diesem Thema gearbeitet. Auf Basis eines intensiven Monitorings der Luchs-Population stellten sie eine durch ökologische Bedingungen nicht erklärbare „Übersterblichkeit“ von rund 15 Prozent der Population fest.
„Über solche Quoten an illegaler Verfolgung kann man auch beim Wolf spekulieren“, sagt sie. Studien in Schweden hätten eine zusätzliche Sterblichkeit von rund 20 Prozent bei der Wolfspopulation ergeben. „Es fehlen uns für Deutschland aber Daten, um fundierte Aussagen treffen zu können“, betont die Wissenschaftlerin.
„Schießen, Spaten, Schweigen
Unter einigen Jägern macht die zynische Formel der “Drei S" die Runde, wenn man sie auf das Thema anspricht: Schießen, Spaten, Schweigen. Auch vor diesem Hintergrund ist die nun vom Bundesamt für Naturschutz ermittelte Zahl von 13 gesicherten illegalen Tötungen alarmierend. Denn trotz der starken Aufmerksamkeit des Themas Wolf in der Öffentlichkeit und dem damit einhergehenden Eindruck, es handle sich um ein häufiges Tier, treffen die Tötungen eines unserer seltensten Wildtiere.
Truppenübungsplätze als Trittsteine zur Neubesiedlung
Hinweise für eine Verlangsamung der Wiederbesiedlung Deutschlands durch Wölfe aufgrund illegaler Verfolgung ergeben sich auch aus der Analyse, nach welchen Mustern sich die Tiere neu ansiedeln. Die Wolfsforscherin Ilka Reinhardt vom „Lupus-Institut für Wolfsforschung in Deutschland“ stellte mit Kollegen fest, dass die Besiedlung neuer Gebiete in Ostdeutschland stets über Truppenübungsplätzen als Trittsteine ablief. Das private Institut führt im Auftrag von Behörden Monitoringstudien durch.
Ökologische Gründe, warum Truppenübungsplätze besser geeignet sein sollten als beispielsweise große Naturschutzgebiete fanden sie nicht. „Eine naheliegende Erklärung ist, dass es auf gesperrten Truppenübungsplätzen weniger illegale Verfolgung gibt als in öffentlich zugänglichen Gebieten“, sagte Reinhardt bereits 2020 in einem Interview. Gerade in der Anfangsphase einer Neubesiedlung, in der es erst wenige Tiere gibt, könne illegale Verfolgung gravierende Auswirkungen für eine Population haben.
Auch IZW-Wissenschaftlerin Kramer-Schadt sieht die Wolfsbestände in Deutschland noch nicht als dauerhaft gesichert an. „Wir sprechen immer noch von einer sehr seltenen Art, die erst den kleineren Teil ihres ursprünglichen Lebensraums wiederbesiedelt hat.“
„Neue Wolfsgebiete müssen sich vorbereiten“
Wolfsforscherin Reinhardt, die das Comeback des Wolfs seit vielen Jahren begleitet, sieht die Voraussetzungen für ein Miteinander von Wolf und Mensch heute aber deutlich günstiger an als zu Beginn der natürlichen Wiederbesiedlung zu Beginn der 2000er Jahre. Alle Flächenländer hätten mittlerweile Managementpläne für den Umgang mit Wölfen in den Schubladen und vor allem habe sich bei der Hilfe für Tierhalter viel getan.
„Das ist generell in allen Bundesländern auf einem guten Weg“, sagt sie. Einige Länder finanzieren mittlerweile Schutzmaßnahmen für Schafe und andere Nutztiere wie Elektrozäune oder auch Herdenschutzhunde zu 100 Prozent. Besonders wichtig sei, dass auch Privatleute mit nur wenigen Tieren vom Staat gefördert würden. Denn anders als bei professionellen Tierhaltern gebe es in der Hobby-Haltung oft keine ausreichenden Schutzmaßnahmen gegen Wolfsattacken. „Hier hapert es manchmal noch mit dem Glauben an die Wirksamkeit solcher Maßnahmen“, sagt Reinhardt.
Wie gut installierte Weidezäune Wölfe abhalten zeigt dieses Video aus den Niederlanden:
Die bisherige Erfahrung aus 20 Jahren Wolf in Deutschland zeige, dass die meisten Übergriffe von Wölfen auf Weidetiere dort passieren, wo Wölfe sich neu ansiedeln und die Schaf- und Ziegenhalter sich noch nicht auf deren Anwesenheit eingestellt haben, bilanziert das Bundesamt für Naturschutz. Auch die IZW-Untersuchung empfiehlt, in den noch nicht von Wölfen besiedelten Gebieten Herdenschutz vorzubereiten.
Wolfsforscherin Reinhardt rät den künftigen Wolfsregionen: „Wir sollten nicht warten, bis es die ersten toten Schafe gibt, sondern die Tierhalter vorausschauend so ausstatten und beraten, dass sie ihre Tiere schützen können.“ Gerade für Schäfer sei der Wolf aber häufig nicht das entscheidende Problem, glaubt Reinhardt. Entscheidend seien grundsätzliche Probleme bei der Verwertung. „Fürs Fleisch bekommen sie von den Käufern zu wenig und die Wolle ist kaum was wert.“ Viele Schäfer stünden ökonomisch mit dem Rücken zur Wand. „Der Wolf ist dann nur noch das i-Tüpfelchen obendrauf.“
Eine einigermaßen konfliktfreie Koexistenz von Menschen und Wölfen hält Reinhardt auch dann möglich, sollten die Wölfe ihr Potential von 1400 Rudeln eines Tages erreichen – sofern die Tierhalter nicht alleine gelassen würden. „Dass ein Miteinander von Wolf und Mensch möglich ist, zeigen doch die Länder in Süd- und Osteuropa mit viel mehr Wölfen und viel Weideviehhaltung.“ Auch in der Lausitz, dem am dichtest besiedelten Wolfsgebiet Deutschlands, gehöre der Wolf inzwischen wieder dazu. „Das ist für die allermeisten Menschen überhaupt kein Thema mehr.“
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Die Beschaffung eines Teils der Bilder für diesen Artikel wurde von der Hering-Stiftung Natur und Mensch gefördert