Alte Schätze

Sie sind vom Aussterben bedroht wie Nashörner und Feldhamster: die Nutztiere vergangener Zeiten. In der industrialisierten Massentierhaltung haben Wollschweine oder Zackelschafe keinen Platz. Dabei bräuchten wir die alten Gefährten mehr denn je: Sie sind robust und wetterfest – und hilfreiche Verbündete im Kampf gegen das Artensterben.

vom Recherche-Kollektiv Tierreporter:
4 Minuten
Ein junges Mangalitza Wollschwein mit hellblonden Locken, sein dichter Pelz reicht ihm bis über die Ohren

Das junge Wollschwein muss jetzt unbedingt aufs Eis. Da spielt es auch keine Rolle, ob seine Hufe immer wieder zur Seite rutschen. Denn dort auf dem zugefrorenen Teich liegt eine der Karotten aus der Fütterung. Aber was ein Blondes Mangalitza Wollschwein ist, hat mit Winter, Eis und Kälte kein Problem. Genau dafür besitzt es ja seinen dichtgelockten Pelz, der ihm bis über die Ohren reicht. Ein Schwein, das nicht nackt, nicht rosa und nicht empfindlich ist?

Auch die anderen Bewohner des Tierparks Arche Warder sehen nicht aus wie die Stalltiere, an die wir gewöhnt sind. Es sind alte Nutztierrassen. Gezüchtet von Menschen früherer Zeiten, die eine ganz andere Viehhaltung betrieben. Mit Tieren, die genügsam waren und das ganze Jahr im Freien leben konnten. Weil solche Geschöpfe heute nicht mehr gebraucht werden, wollen ambitionierte Züchterïnnen, Arche-Parks und Arche-Höfe sie retten.

Aber: Muss man das denn, wenn man sie nicht mehr braucht?

Vor Jahrhunderten sah man die alten Rassen überall auf den Feldern und Weiden. Zum Beispiel die Girgentana-Ziege mit den gewundenen Hörnern, lang wie ein Unterarm. Oder das kleinwüchsige Hinterwälder Rind aus dem Schwarzwald, das sein Futter an Berghängen fand. Es war trittsicher und wendig dank seines zierlichen Körperbaus. Oder die Leinegans, die kilometerweit wandern konnte, bis zum entferntesten Weideplatz.

Inzwischen sind viele dieser Rassen vom Aussterben bedroht, genau wie gefährdete Wildtierarten, deren Bestände dramatisch schrumpfen. Nur dass die alten Nutztiere in Bedrängnis geraten sind, weil sie niemand mehr nutzt. Ihnen fehlt nicht der Lebensraum, ihnen fehlt eine Perspektive.

Eine kleine Herde Girgentana-Ziegen. Sie haben schneeweißes, langes Fell und gedrechselte Hörner, die senkrecht nach oben stehen.
Die Girgentana-Ziege ist eine alte sizilianische Rasse. Sie kommt nicht nur mit Hitze und Trockenheit klar, sondern auch mit karger Vegetation.
Ein weißes Schaf mit hängendem, langem Fell und zwei seitlich abstehenden gedrechselten Hörnern, die fast einen Meter lang sind.
Das Ungarische Zackelschaf ist unverwüstlich und sehr alt: Schon im 9. Jahrhundert soll es in der Karpatenregion als Hausschaf gehalten worden sein. Aus seiner dichten Wolle wurden Mäntel gegen Wind und Wetter hergestellt.
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