Galaxienschätze am Sternenhimmel im April 2019
Die Frage nach den Welteninseln
Es ging um eine der großen Fragen der Menschheit: Was ist unser Platz im Kosmos? Im April 1920 trafen im Hörsaal des US National Museum der Smithsonian Institution zwei Kontrahenten der US-Amerikanischen Astronomieszene aufeinander, um genau darüber zu debattieren: Heber D. Curtis vom Lick Observatory und Harlow Shapley vom Mount Wilson Solar Observatory. Die beiden Forscher waren auf dem Jahrestreffen der National Academy of Sciences dazu eingeladen, ihre Sichtweise über das Universum darzulegen. Denn damals war sich die Fachwelt über die Ausmaße des Universums noch keineswegs im Klaren.
Es war noch völlig ungewiss, ob das Universum auf unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße, begrenzt war oder ob darüber hinaus noch irgendetwas existierte. Mit den damals zur Verfügung stehenden Teleskopen waren Astronomen zwar bereits in der Lage, das verschwommene Band der Milchstraße in einzelne, abertausende Sterne aufzulösen. Schweiften ihre Blicke mit diesen Fernrohren jedoch etwas weitläufiger über den Himmel, zeigten sich ihnen hier und da verwaschene Lichtfleckchen; in einigen Regionen traten diese sogar gehäuft auf. Einige dieser Nebelchen schienen eine spiralartige Struktur zu besitzen.
Shapley ging davon aus, dass es nur eine einzige große Galaxie, die Milchstraße, gab und es sich bei diesen Nebelstrukturen um vornehmlich Gasansammlungen in dieser Galaxis handelte. Curtis vertrat hingegen die Auffassung, dass das Universum aus zahlreichen Welteninseln wie unserer Galaxis bestand, auf die wir blickten, wenn wir diese Spiralnebelchen sahen.
Den entscheidenden Schritt zur Klärung diese Frage lieferten erst einige Jahre später Beobachtungen des Astronomen Edwin Hubble. Ihm gelang es zunächst, im Andromedanebel, also unserer Nachbargalaxie M31, einzelne Sterne einer bestimmten Klasse zu identifizieren. Die Helligkeit dieser sogenannten Cepheiden-Sterne ändert sich nach einem ganz bestimmten Muster und eignete sich daher zur Entfernungsbestimmung (siehe Standardkerzen im All). Hubble kam daher zu dem Schluss, dass die Andromeda-Galaxie wesentlich weiter entfernt ist als die Ausdehnung der Milchstraße nach damaliger Messung reichte. Auch wenn die Entfernungsbestimmung damals wesentlich ungenauer war als heute, lag er damit grundsätzlich richtig. Hubbles spätere Messungen sowie Auswertungen seines Kollegen Milton Humason zeigten schließlich, dass sich viele dieser Nebelchen, eigentlich Galaxien, von uns mit hoher Geschwindigkeit entfernten. Die Forscher lieferten damit die experimentelle Grundlage für die vom belgischen Astronomen Georges Lemaître Ende der 1920er Jahre aufgestellte Theorie über die Expansion des Universums.
Schatzsuche am Frühlingshimmel
Von derlei Nebelchen, wie sie Curtis, Shapley und Hubble im Visier hatten, können wir uns heute selbst mit den einfachen Mitteln eines Amateurastronomen nähern. Gerade der Frühlingshimmel hält einige solcher interessanten Objekte parat. Begeben wir uns dabei in die Himmelsgegend zwischen großem Wagen und „Haar der Berenike“ und dem unscheinbaren Sternbild der Jagdhunde dazwischen. Etwas südwestlich des ersten Deichselsterns des großen Wagens treffen wir auf die Spiralgalaxie M51, die sich in einer Entfernung von 25 Millionen Lichtjahren befindet. Sie trägt den Beinamen Strudel- oder Whirlpool-Galaxie und ist eines der schönsten Objekte dieser Art. Sie verfügt über einen hellen Kern und ist bereits im Fernglas zu erkennen. In einem Teleskop, wie es beispielsweise in einer gut ausgestatteten Volkssternwarte steht, zeichnen sich die langen Spiralarme ab. Einer davon scheint zu einer weiteren Galaxie in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft überzulaufen: zu NGC 5195. Hierbei handelt es sich um eine kleinere, dennoch ähnlich helle, etwas unregelmäßigere Spiralgalaxie. Beide Sternsysteme sind sich vor einigen hundert Millionen Jahren einmal recht nahegekommen, längst entfernen sie sich aber wieder voneinander.
Schweifen wir mit dem Fernglas am Himmel weiter nach Süden in die Jagdhunde, finden wir eine weitere Spiralgalaxie, M 94. Sie ist sogar noch ein wenig heller als M 51, doch die Spiralarme zeigen sich hier auch erst in einem Teleskop. Im „Haar der Berenike“ schließlich wartet noch ein weiteres spannende Exemplar, die „Black-Eye“-Galaxie M 64. Auf diese Spirale blicken wir etwas von der Seite. Nahe dem hellen Zentrum zeichnet sich im Teleskop eine längliche Dunkelregion ab, in der vermutlich Staub das Sternenlicht absorbiert.
Position der Sternbilder
Im April verlassen die typischen Konstellationen des Winterhimmels bereits in der frühen Nacht das Firmament. Stier und Orion ragen dann nur noch teilweise über den Westhorizont. Der Fuhrmann bewegt sich bereits in Richtung Nordwesten. Die Zwillinge und der Krebs mit dem offenen Sternhaufen Präsepe (Krippe) sind in der ersten Nachthälfte dagegen noch gut im Südwesten aufzufinden. Im Süden zieht auf der Ekliptik der Löwe hinterdrein, und nach ihm die Jungfrau. Über ihr finden sich die eher unscheinbaren Sternkonstellationen „Haar der Berenike“ und die Jagdhunde ein. Östlich davon treffen wir auf den Bärenhüter Bootes mit seinem hellsten Stern Arktur und schließlich auf Herkules. Tief im Nordosten klettert bereits die Sommerkonstellation Leier über den Horizont.
Lauf des Mondes
Zu Neumond steht der Erdtrabant am 5. April unterhalb des Sternbilds Fische. Der wieder zunehmende Halbmond ist am 21. des Monats in den Zwillingen anzutreffen. Der Vollmond hält sich am 19. April in der Jungfrau auf. Der wieder abnehmende Halbmond zieht am 27. des Monats durch den Steinbock.
Lauf der Planeten
Venus steht im April kurz vor Sonnenaufgang sehr tief am Osthorizont und ist nur bei freier Horizontsicht zu beobachten. Der Gasriese Jupiter ist der Planet der zweiten Nachthälfte. Der Ringplanet Saturn gesellt sich in den frühen Morgenstunden mit ans Firmament. Neptun befindet sich ebenfalls morgens recht nah am Horizont und könnte am 10. April in der Nähe von Venus zu erhaschen sein.