Booster-Impfung gegen Covid-19: Krebskranken den Vorzug geben

Bei manchen Tumor-PatientInnen fällt die Immunantwort gegen Corona schwach aus. Wenn sich Gesunde impfen lassen, ist das auch ein Akt der Solidarität mit den Kranken in unserer Gesellschaft.

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Menschen in einer Fußgängerzone. In der Mitte des Bildes eine ältere Frau von hinten, mit grauen Haaren und einer bunten Jacke.

Jedes Jahr bekommen weltweit geschätzte 19,3 Millionen Menschen eine Krebsdiagnose. Der Tumor selbst und die Behandlung können die Immunabwehr beeinträchtigen. Viele Betroffene haben nach einer Ansteckung mit dem Corona-Virus daher ein höheres Risiko für einen schweren Infektionsverlauf.

Als die Vakzinen gegen Covid-19 Anfang dieses Jahres verfügbar wurden, versuchte man, KrebspatientInnen – wenn möglich – rasch zu immunisieren. Wie ihre Körperabwehr auf den Impfstoff oder auch eine Infektion reagiert, ist jedoch bisher kaum bekannt. In den Zulassungsstudien von Corminaty und Co. waren Tumorkranke nicht eingeschlossen.

Britische Forscher vom Francis Crick Institut in London haben diese Datenlücke nun geschlossen. In der CAPTURE Studie untersuchten sie, welchen Einfluss der Tumor oder die Krebsbehandlung auf die Immunantwort gegenüber dem Corona-Virus oder der Impfung hat.

Das Ergebnis überrascht nicht. Wie stark die Körperabwehr reagiert, hängt von der Tumorart, dem Krankheitsstadium und der Therapieform ab. Viele der Betroffenen zeigen beispielsweise eine stabile Antikörperreaktion. Bei Menschen mit Blutkrebs dagegen ist die Abwehr stark geschwächt und besonders anfällig für Virusvarianten.

Welche Wirkung die Corona-Impfung bei Krebs hat

Drei Monate nach der zweiten Corona-Impfung (mit dem RNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer oder dem Vakzin von AstraZeneca) prüften die ForscherInnen, ob die 585 StudienteilnehmerInnen (Altersdurchschnitt 60 Jahre) neutralisierende Antikörper gebildet hatten. Bei 85% der PatientInnen mit soliden Tumoren wurden sie fündig. Aber nur 59% der PatientInnen mit Blutkrebs hatten zu diesem Zeitpunkt Abwehrmoleküle gegen das Spike-Protein im Blut. Zum Vergleich: Junge, gesunde Menschen reagieren zu 99% mit einer Antikörperantwort