Sind Sie zu dick? Dann schlafen Sie mehr!

Wer zur falschen Zeit oder zu wenig schläft, nimmt meist zu. Jetzt ermittelten Forscher, was dabei in Fettgewebe und Muskulatur passiert.

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Angela Merkel und Donald Trump stehen nebeneinander bei einer Pressekonferenz. Trump schaut Merkel skeptisch an.

Nicht nur übergewichtige Politiker sollten sich die neuen Erkenntnisse über Epigenetik und Genregulation bei Schlafmangel zu Herzen nehmen.

Erschreckend viele der mehr oder weniger wichtigen Politiker und Top-Manager auf dieser Welt sagen offen: Sie haben keine Zeit, ausreichend zu schlafen. Maximal fünf Stunden müssten jede Nacht genügen. Der Präsident der USA, Donald Trump prahlt sogar, ihm reichten schon seit Jahren lächerliche vier Stunden. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel gibt immerhin zu, mehr Schlaf zu benötigen als sie in aller Regel bekommt. Sie schlafe deshalb im Urlaub bis zu 12 Stunden am Stück. Ihre vor Jahren geäußerte Behauptung, sie könne „Schlaf speichern wie ein Kamel Wasser“ ist legendär.

Dass ein solcher Lebensstil ungesund ist, bezweifelt heute niemand, der sich damit auskennt. Sechs bis zehn Stunden Schlaf benötigen Erwachsene nach den neuesten Angaben im Schnitt binnen 24 Stunden, die große Mehrheit um die acht Stunden. Schlafen wir für ein paar Tage zu wenig, sollte es an den kommenden Tagen überdurchschnittlich viel sein. Denn Schlafmangel schwächt nicht nur geistig und körperlich, er erhöht auf Dauer auch das Risiko für nahezu alle bekannten psychischen Leiden und Volkskrankheiten. Egal ob das Herz-Kreislaufsystem, das Gehirn, das Immunsystem, die Stressregulation, die Lernleistung oder die Konzentrationsfähigkeit sowie der Stoffwechsel: Alles leidet vielen wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge, wenn wir eine Nacht gar nicht oder viele Nächte hintereinander zu wenig geschlafen haben.

Alle Bücher das Autors Peter Spork auf einen Blick
Kaum ein Wissenschaftsjournalist dürfte sich so sehr über die neue Studie freuen, wie der Autor dieses Beitrags, Peter Spork. Er schreibt seit fast 20 Jahren populärwissenschaftliche Sachbücher, die allermeisten zu den Themen Schlaf, Chronobiologie und Epigenetik. Die heute veröffentlichte Studie von Christian Benedict und Kolleg*innen vereint nun alle drei Themengebiete in einer wissenschaftlichen Arbeit. Die Forscher analysieren die epigenetischen Folgen von Schlafmangel im Fett- und Muskelgewebe und ermitteln dabei unter anderem ein chronobiologisches Ungleichgewicht.

Der Blick auf die Regierenden und Minister dieser Welt offenbart dabei einen der sichtbarsten Zusammenhänge: Kommen die Politiker ins Amt, beginnen sehr viele von ihnen, noch weniger zu schlafen als zuvor. Und dann werden sie mehrheitlich dick. Sicher sind Bewegungsmangel und übermäßiges Essen daran nicht schuldlos. Der infolge chronischen Schlafmangels aus dem Gleichgewicht geratene Stoffwechsel sowie die zunehmende Nachtarbeit tragen aber höchstwahrscheinlich ebenfalls zum Phänomen bei. Jetzt konnte ein internationales Team aus Molekular- und Neurobiologen um Christian Benedict von der Universität in Uppsala, Schweden, in einzigartig detaillierter Weise zeigen, was in den Fett- und Muskelzellen schlafmangelgeplagter Menschen passiert (Science Advances, 22.08.2018).

15 junge, schlanke und gesunde Männer mussten zwei Mal für gut drei Tage ins Labor. Das eine Mal durften sie die letzte Nacht gar nicht schlafen.

Muskelschwund hier – Fetteinlagerung dort: eine fatale Kombination.

Auch Mäuse, die zur falschen Zeit aktiv sind, werden dick und krank.

Dank der neuen Methoden gelingt es in früher ungeahnter Präzision, regelrecht zuzusehen, wie einzelne Zellen auf sich ändernde Umweltbedingungen und den Lebensstil reagieren.

In der Muskulatur gerät die innere Uhr durcheinander.

Für die 24/7-Gesellschaft sind das keine guten Nachrichten.

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