Der Sternenhimmel im Oktober 2019
Mira – die Wundersame im Walfisch
Auf den ersten Blick ist der nächtliche Sternenhimmel Inbegriff der Ewigkeit. Einem aufmerksamen Beobachter aber wird keineswegs entgehen, dass bestimme Sterne ein Eigenleben führen, das sich sogar in der nach kosmischen Maßstäben recht kurzen Zeitspanne eines Menschlebens offenbart. Umso erstaunlicher, dass Astronomen den veränderlichen Stern Mira im Sternbild Walfisch (Cetus) erst zur Zeit der Renaissance entdeckt haben. Frühere Aufzeichnungen zu diesem Stern sind nicht bekannt. Im Jahr 1596 war dem ostfriesischen Pfarrer und Amateurastronomen David Fabricius (1564 – 1617) aufgefallen, dass ein Stern im Walfisch seine Helligkeit änderte. Zunächst hielt Fabricius ihn für eine Nova – einen neuen Stern, der während vereinzelten Phasen starke Helligkeitszunahme plötzlich in Erscheinung tritt und nach einiger Zeit wieder verschwindet.
Einige Jahrzehnte später, 1638, beobachtete der friesische Astronom Johannes Holwarda (1618 – 1651) den wundersamen Stern erneut und fand heraus, dass dieser in einem Rhythmus von etwa 11 Monaten heller und wieder dunkler wurde. In der Zeit um das Helligkeitsmaximum ist Mira mit bloßem Auge zu sehen, während der leuchtschwächeren Phase benötig man ein Fernglas oder Teleskop. Johannes Hevelius (1611 – 1687), der sich durch die Kartierung des Mondes einen Namen machte, gab ihm schließlich den Namen Mira.
Mira Ceti steht heute für eine ganze Klasse eines bestimmten, veränderlichen Sterntyps. Der Veränderliche im Walfisch ist ein pulsierender Roter Riese – ein Stern kaum massereicher als unsere Sonne, der sich am Ende seines Lebens zum 400-fachen des Sonnenradius aufgebläht hat und dabei pulsiert. Er befindet sich etwa 350 Lichtjahre entfernt von der Erde in einem engen Doppelsternsystem mit einem Weißen Zwerg, dem Endstadium eines Sterns geringer bis mittlerer Masse. Solche Doppelsysteme existieren häufig symbiotisch, das heißt von dem aufgeblähten Riesenstern strömt gelegentlich Materie auf den kleineren Partner über.
Ein UV-Teleskop der NASA entdeckte 2007 einen 13 Lichtjahre langen Materieschweif, den Mira hinter sich her zieht. Dieser Schweif aus abgestoßenem Sternengas entsteht, weil sich Mira mit recht hoher Geschwindigkeit durch den interstellaren Raum bewegt.
Mira Ceti ändert seine Helligkeit periodisch über einen Zeitraum von etwa 331 Tagen zwischen 9.5 und 3 mag an scheinbarer Helligkeit. (Mit bloßem Auge zu sehen sind Sterne bis zu einer Größe von höchsten 6 mag). Dabei können die Periode und ebenso wie die Zeitpunkte von Maximum und Minimum von Mira schwanken. Das nächste Maximum von Mira Ceti steht Ende Oktober, am 24. 10. 2019, an, doch bereits jetzt leuchtet der Stern heller als erwartet und ist bereits mit bloßem Auge zu sehen. Der Amateurastronom Sven Melchert hat ihn kürzlich am 21. September beobachtet und fotografiert. Es lohnt sich also, Mira in nächster Zeit etwas genauer im Blick zu behalten.
Im Oktober steigt das Sternbild Walfisch zu Beginn der Nacht im Osten empor. Mit fortschreitendem Monat geht es immer früher auf und steht dann jeweils zur selben Zeit schon entsprechend höher am Himmel. Mira lässt sich also auch derzeit gut sehen. Wer sich selbst regelmäßig mit der Kamera auf die Pirsch nach Veränderlichen begibt und aus seinen Aufnahmen Lichtkurven einzelner Sterne erstellen möchte, selbst aber nicht über die notwendige Software verfügt, kann einen Service der BAV (Bundesdeutsche Arbeitsgemeinschaft für Veränderliche Sterne e. V.) nutzen und seinen Daten auf dieser Seite hochladen und dort eine Lichtkurve erzeugen lassen: https://www.bav-astro.eu/index.php/lichtkurvenservice
Auf dieser Webseite werden wöchentlich die Helligkeiten von Langperiodischen Veränderlichen aktualisiert und der Monat des zu erwartenden Maximums angegeben: https://www.bav-astro.eu/index.php/veraenderliche/mirasterne/aktuelle-helligkeiten
Position der Sternbilder
Im Oktober bietet in der ersten Nachthälfte noch das Sommerdreieck mit Atair im Adler, Vega in der Leier und Deneb im Schwan Orientierung im Südwesten. Hoch im Süden befindet sich Pegasus mit Andromeda. Die vier markantesten Sterne dieser Konstellation ergeben das Herbstviereck. Bei klarer Sicht ist in Andromeda auch unsere Nachbargalaxie zu erkennen. Östlich davon zieht Perseus hinterdrein und im Nordosten der Fuhrmann mit seinem Hauptstern Capella. Auf der Ekliptik steht tief im Süden der Wassermann, danach folgen die Fische. Im Osten klettert der Stier über den Horizont, an dessen Kopf wir auf die Sterngruppe der Hyaden treffen. Nicht weit davon entfernt stehen die hellen Plejaden. Mit fortschreitender Nacht folgen die Winterkonstellationen Zwillinge und Orion.
Lauf der Planeten
Ende des Monats taucht unser Nachbarplanet Venus am westlichen Abendhimmel auf. Der rötliche Mars erscheint am frühen Morgen im Südosthorizont. Der Gasriese Jupiter ist im Oktober abends und in der frühen Nacht im Westen zu sehen, geht aber mit fortschreitendem Monat immer früher unter. Ebenfalls am Abendhimmel, aber noch etwas länger hält sich der Ringplanet Saturn auf. Uranus im Sternbild Fische ist bei guten Bedingungen mit bloßem Auge zu sehen. Für Neptun im Wassermann benötigt man ein Fernglas.
Lauf des Mondes
Am 5. Oktober steht der zunehmende Halbmond im Sternbild Schütze, am 13. Oktober zieht der Vollmond zwischen Fischen und Walfisch hindurch. Der wieder abnehmende Halbmond hält sich am 21. des Monats in den Zwillingen auf. Zu Neumond am 28. Oktober ist der Erdtrabant im Sternbild Jungfrau anzutreffen.
Zeitumstellung: In der Nacht vom 26. auf den 27. Oktober endet die Sommerzeit (MESZ). Die Uhr wird um eine Stunde zurückgestellt, es gilt wieder die normale Mitteleuropäische Zeit (MEZ).