Wie Fliegen helfen, Vernachlässigung zu beweisen

Larven und Puppen bestimmter Fliegenarten liefern wertvolle Hinweise, um Mord und Totschlag aufzuklären– das ist bekannt. Jetzt haben Rechtsmediziner*innen gezeigt, dass Insektenbefall auch ein Zeichen für Vernachlässigung sein kann – und vor Gericht als Beweismittel dient.

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Stubenfliegen wie diese können Ermittlern dabei helfen, Fälle von schwerer Vernachlässigung aufzuklären.

Ein älterer Mann ruft den Krankenwagen. Seine bettlägerige Lebensgefährtin liege im Sterben. Der Notarzt kann nur noch den Tod feststellen, aber er entdeckt auf der Leiche Fliegenmaden. Darum ruft er Lena Lutz hinzu. Die Insektenexpertin der Rechtsmedizin Frankfurt am Main wundert sich. Die Frau war gerade einmal drei Stunden tot, die Fliegenlarven hatten sich aber schon weit entwickelt. Sie waren also älter als drei Stunden.

Die grausliche Schlussfolgerung: Die Maden müssen sich bereits entwickelt haben, als die Frau noch lebte. Außerdem hatte Lena Lutz andere Fliegenarten erwartet. Normalerweise besiedeln eine Leiche Maden von Schmeißfliegen (Calliphoridae), also solche Arten, die Aas fressen. Auf der alten Dame fand die Entomologin allerdings Stubenfliegen (Musca domestica). Die interessieren sich für Exkremente.

Kleine weiße Würmchen mit zwei schwarzen Augenpunkten und weiße bis dunkelbraune Tönnchen liegen auf einem krümeligen braunen Substrat.
Helle Larven krabbeln zwischen den tonnenförmigen Puppen der Stubenfliege durch ein Nahrungssubstrat. Mit der Zeit färben sich die Puppen braun.
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