Peru: Wie Schutzgelderpressung und Gewalt die irreguläre Migration befördert

Flucht vor Gewalt: Das Organisierte Verbrechen treibt junge Peruaner:innen in die Migration nach Europa. Doch dort erwartet sie eine andere Form der Ausbeutung. Eduardo erzählt von seinen Erfahrungen in Peru, Chile und Spanien.

vom Recherche-Kollektiv Südamerika+Reporterinnen:
5 Minuten
Ein junges Paar aus Peru am Strand von Vilanova i la Geltrú.

Der Artikel gehört zur Miniserie Kriminalität & Migration in Lateinamerika.

Eduardo (sein Name wurde von der Autorin geändert) und seine Frau sind Mitte zwanzig. Sie kommen aus der Gegend von Trujillo. Die Stadt im Norden Perus ist für ihre präkolumbianischen Kulturen Moche und Chimú berühmt. Gleichzeitig ist sie besonders von Kriminalität betroffen und verzeichnet eine der höchsten Mordraten im Land.

Junge Peruanerïnnen finden kaum mehr ein Auskommen. Gewalt und Unsicherheit machen ein normales Leben immer schwieriger. Deshalb versuchen viele ihr Glück in Europa. Ich habe Eduardo und seine Frau in Vilanova, südlich von Barcelona, getroffen.

Warum seid ihr aus Peru ausgewandert und wann?

Eduardo: Wegen der Politik in unserem Land, die ihre Interessen nur auf Profit ausrichtet und korrupt ist. Wir haben ein großes Problem mit dem Organisierten Verbrechen.

Was heißt das konkret?

Ein Restaurant oder ein kleines Unternehmen in Trujillo zu eröffnen, bedeutet, dass die Kriminellen zu dir kommen und dich um Geld bitten. Sie versetzen dich in Angst und Schrecken. Wenn du nicht zahlst, drohen sie damit, ein Mitglied deiner Familie zu töten oder das Unternehmen zu zerstören. Sie säen Terror im ganzen Land.

Woher kommen diese Kriminellen und wer sind sie?

Sie kommen aus Trujillo, aber haben sich mittlerweile in ganz Peru ausgebreitet. Sie nennen sich Los Pulpos de Trujillo (Die Kraken von Trujillo). Die Bande existiert schon etwa seit 2017. Mittlerweile gibt es verschiedene solcher kriminellen Gruppen, die sich alle zusammengeschlossen haben. Eine will besser sein als die andere, und sie lernen voneinander.

Was lernen sie voneinander?

Ihre Bösartigkeit und ihre extreme Brutalität. Die meisten von ihnen schnappen sich Kinder und junge Leute. Ein Jugendlicher aus dem Ort, in dem meine Frau lebte, wurde mit Dynamit in der Hand erwischt. Damit sollte ein Haus in die Luft jagen, von einer Familie, die das Schutzgeld nicht gezahlt hatte. Die Bande versprach dem Jungen ein wenig Geld, und der sollte dann das Dynamit in dem Haus platzieren. Sie operieren nicht selbst, sondern sie heuern jemand anderen an, um ihre schmutzige Arbeit zu erledigen. So läuft das.

Und von dem Zeitpunkt an gehört dieses Kind zu ihnen …

Natürlich, es wird darauf getrimmt, diese Dinge zu tun. Das ist bedauerlich.

Welche Folgen hat das für Peru?

Peru ist ein kulturell so interessantes Land und geht aufgrund von Kriminalität und Unsicherheit den Bach hinunter. Die Politiker unternehmen nichts dagegen.

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