Versorgung Long-Covid-Erkrankter in Berlin: SPD-Abgeordnete wirft eigener Senatorin Untätigkeit vor

Mit Spezialambulanzen und mehr wollte die schwarz-rote Koalition in der Hauptstadt Long-Covid-Erkrankten helfen. Die Versprechen waren so ambitioniert wie in keinem anderen Bundesland – eingelöst wurden sie nicht. Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Bettina König übt deshalb ungewöhnlich scharfe Kritik an ihrer Parteifreundin, der Gesundheitssenatorin Ina Czyborra.

vom Recherche-Kollektiv Postviral:
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Offizielles Portraitfoto der SPD-Abgeordneten Bettina König, mit den Händen in den Taschen einer Strickjacke auf dem Kopfsteinpflaster vor einem Gebäude stehend.

Als die schwarz-rote Koalition 2023 die Regierungsgeschäfte in der Hauptstadt übernahm, war die Erwartung unter Long-Covid-Erkrankten und Menschen mit Impfschäden groß. In ihrem Koalitionsvertrag hatten CDU und SPD so weitreichende Zusagen gemacht wie wohl noch keine deutsche Landesregierung zuvor. Vor allem die versprochenen Spezialambulanzen weckten bei den Betroffenen die Hoffnung auf eine bessere, wohnortnahe Versorgung, denn viele berichten, dass sie kaum Arztpraxen finden, die ihre Erkrankung kompetent behandeln können.

Das Versprechen hat die Koalition bis heute nicht eingelöst. Entsprechend kippte auch die Stimmung gegenüber der Schwarz-Rot. Vor wenigen Tagen erreichte sie ein „Hilferuf“ in Form eines Offenen Briefs: Patientenorganisationen wie 'Nicht Genesen’ und die 'ME/CFS Hilfe’ warfen dem Senat sowie der Kassenärztlichen Vereinigung vor, den „Versorgungsnotstand“ für Long-Covid, „Post-Vac“ (Long-Covid-ähnlichen Komplikationen nach der Corona-Impfung) und ME/CFS-Patienten zu verkennen. „Dringend benötigte Hilfen für die teilweise schwer Erkrankten bleiben aus“, heißt es in dem Schreiben. Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) und die Kassenärzte hatten hingegen deutlich gemacht, dass sie im Gegensatz zum Koalitionsvertrag gar keinen Bedarf an speziellen Angeboten für die Betroffenen sehen.

Kritik aus den eigenen Reihen

Diese Position stößt auch unter Abgeordneten auf Unverständnis. Die Gesundheitspolitikerin Bettina Müller fordert dringende Nachbesserungen. Im Interview kritisiert die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten ihre eigene Senatorin scharf.

Frau König, die schwarz-rote Koalition wollte die Versorgung für Long-Covid- und „Post-Vak“-Betroffene in Berlin deutlich verbessern. Wo stehen Sie dabei nach Ihrer Einschätzung?

Ehrlich gesagt sind wir noch nicht weit gekommen. Die Koalition ist jetzt seit bald zwei Jahren im Amt. Wenn Sie mich vor zwei Jahren gefragt hätten, wo wir im Frühjahr 2025 stehen werden, hätte ich gesagt: Wir werden Spezialambulanzen oder Anlaufstellen zur Beratung der Betroffenen fertig aufgebaut haben. All das ist leider bisher noch nicht gelungen.

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