Nach russischem Datenleak: Wie stark wirken Desinformationskampagnen auf sozialen Medien?

Aktuelle Enthüllungen über die Moskauer Trollfabrik „Social Design Agency“ zeigen erneut, wie gezielt Desinformation in sozialen Medien verbreitet wird. Wie sehr gefährden solche Inhalte tatsächlich die Demokratie im Westen? Und welche Rolle spielen etablierte Medien dabei?

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Künstlerische Darstellung einer Trollfarm: Viele Hacker in Kapuzen vor Bildschirmen. Jüngste Enthüllungen zeigen, dass die russische „Social Design Agency“ gezielt Desinformation über soziale Medien verbreitet, um westliche Länder zu destabilisieren.

Der Name der Moskauer Trollfabrik ist Programm: „Social Design Agency“ (SDA). Mit Postings und Karikaturen („Memes“) versucht die SDA, Meinungen in westlichen Gesellschaften russlandfreundlich zu beeinflussen. In Deutschland setzt sie vor allem auf Angstmache, wie ein Datenleak zeigte – etwa mit der Behauptung, die Russlandsanktionen führten zu „massiven Heizungsausfällen“. So sollen russlandfreundliche Parteien wie die AfD unterstützt werden.

Die Moskauer Spin-Doktoren wähnen sich damit erfolgreich. Nach Erfolgen rechtspopulistischer Parteien bei der Europawahl 2024 jubelten sie: „Es kann also festgestellt werden, dass die Social-Media-Kampagne ein großer Erfolg war.“

In Gegensatz dazu sehen Experten die direkte Wirkung von Desinformationskampagnen als relativ gering an. Zudem passen große Plattformen wie Meta ihre Algorithmen an, um es desinformierenden Inhalte schwerer zu machen - und auch die Politik reagiert. Schlagzeilen machte jüngst die Sperre von Elon Musks Plattform X in Brasilien. Und die EU hat mit dem Digital Services Act ein Instrument geschaffen, das die Plattformen zu mehr Transparenz über ihre Algorithmen verpflichtet.

Menschen gehen Desinformation aus dem Weg

Dennoch bleibt Desinformation gefährlich, wenn auch auf indirekte Weise, wie Experten auf dem Gebiet in einer Gesprächsrunde des Science Media Center Deutschland verdeutlichten. Sie fordern einen neuen Umgang mit dem Thema, damit die Trolle nicht doch noch echte Erfolge feiern können.