Den Wandel spürbar machen: Wie Kunst für ein Umdenken in der Klimakrise sorgen kann

Die Kunsthalle Mannheim setzt zeitgenössische Klima-Kunst aus Europa und dem Globalen Süden in Bezug zu Werken des 20. Jahrhunderts von Joseph Beuys, Jannis Kounellis oder Germaine Richier

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Ein Floß aus Plastikmüll treibt auf ruhiger See. Darauf steht die Künstlerin Tita Salina.

Vor kurzem hatte DebatteMuseum über die Grafikausstellung „Das Insekt“ in der Mannheimer Kunsthalle berichtet, die sich mit der Nähe von Kunst und Wissenschaft befasst. Nun geht es um das große Kunsthallen-Projekt „1,5 Grad“, das Einblick in die Vielfalt der Kunst im Anthropozän gibt. Der Titel der Ausstellung spielt auf das Ziel des Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 an. Danach soll die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen globalen Durchschnittstemperatur beschränkt werden. Es geht um die große Frage, was künstlerisches Denken zur Lösung der Klimakrise beitragen kann. Und welche Rolle die Sinnlichkeit dabei spielt.

Das Meer, ein Floß, ein Mensch. Das fragile Gefährt besteht aus Plastikmüll, zusammengehalten von einem grobgeknüpften Netz. Die indonesische Künstlerin Tita Salina schuf zusammen mit Fischern an der Küste Jakartas diese „1001 ste Insel“ – „die nachhaltigste Insel des Archipels“ – deren Herstellung und erste Fahrt sie per Video dokumentierte. Der Titel spielt auf das Müllentsorgungsproblem der indonesischen Hauptstadt an sowie auf eine unmittelbare Folge des Klimawandels: Die Zehnmillionen-Metropole liegt heute schon unterhalb des Meeresspiegels und droht bis 2050 im Meer zu versinken.

Um den Überflutungen Herr zu werden, ließ die Regierung vor der Küste künstliche Inseln als Schutzwälle anlegen. Das sei ein wahnsinniges Projekt gewesen, sagt Kurator Sebastian Schneider. Man habe ein zweites Dubai schaffen wollen, eine fantastische Stadt mit Skyline, ein Projekt, das völlig an den Bedürfnissen der Menschen vorbei gegangen und nicht fertiggestellt geworden sei. „Das Projekt von Tita Salina ist als Form des Protests zu verstehen, als fast schon eskapistisches Bild für das Scheitern dieses Plans.“

Das Video ist Teil der Schau „1,5 Grad. Verflechtungen von Leben, Kosmos, Technik“ der Mannheimer Kunsthalle. Das Kunstmuseum begleitet damit die ebenfalls in Mannheim stattfindende Bundesgartenschau 2023, die sich auch mit Klimathemen wie Nahrungssicherung und erneuerbaren Energien beschäftigt.

Ein Dia-Karussell, das Dias an die Wand wirft. Daneben liegt eine rund zwei Meter hohe, orangefarbene Kugel.
Erneuerbare Energie aus Dung: transportable Biogas Anlage der dänischen Künstlergruppe Superflex.
Aus Stoff und gehäkelten Netzen gebauter Raum, in dem eine Frau steht.
Ernesto Neto ist schon lange ein Künstler des Anthropozäns. Sein Credo: Wer die Natur anders wahrnehmen will, muss sie neu entdecken.
Blick in die Ausstellung: Linke eine Skulptur eines stüzenden Pferdes mit Reiter, rechts eine der Fotografien von Marianna Simnett.
Eine einseitige Partnerschaft: Das Pferd als Gefährte des Menschen und in der Pferdezucht – thematisiert in Werken von Marino Marini und Marianna Simnett.
Zwei monumentale Bilder im Raum mit Besuchern.
Die Ausstellung "1,5 Grad" konfrontiert einen Wandteppich von Otobong Nkanga mit Bleibildern von Anselm Kiefer.
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