„Geflüchtete nehmen uns die Jobs weg!“ – 3 Fakten und 3 Fakes zu Migration

Zum Thema Flucht und Einwanderung begegnen uns im Alltag allerlei Mythen. Wie du sie erkennst und mit Fakten entkräften kannst.

4 Minuten
Eine vereinfachte schemenhafte Abbildung von Migration mit einer Weltkugeln und gezeichneten Menschen.

Alice Weidel spricht beim AfD-Parteitag ganz ungeniert von „Remigration“, während CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz kriminellen Doppelstaatler*:innen den deutschen Pass entziehen will. Derweil berichten migrantisch gelesene Menschen nach dem Anschlag in Magdeburg von heftigen Anfeindungen, obwohl sie mit dem Täter und seiner Motivation nichts zu tun haben. Im Hintergrund läuft immer noch die Debatte um die mögliche Rückführung syrischer Geflüchteter.

Die Entwicklungen der letzten Tage und Wochen bestätigen einmal mehr: Das Thema Migration polarisiert. Es gesellschaftlich zu verhandeln, ist aber wichtiger denn je. Manche politischen Kräfte nutzen diese Schwierigkeit bewusst aus und verdrehen Tatsachen, um zu spalten und zu hetzen. Dabei könnte es so einfach sein: Wer sich an ein paar Zahlen hält, erkennt den Unterschied zwischen Fiktion und Fakt.

Drei Fakten zu Migration

1. Migration ist ein globales Phänomen

Migration betrifft nicht nur Deutschland, sondern alle Länder der Welt, sei es als Herkunfts-, Transit- oder Zielland. Laut den Vereinten Nationen lebten im Jahr 2020 etwa 281 Millionen Menschen außerhalb ihres Geburtslandes, was etwa 3,6 Prozent der Weltbevölkerung entspricht (vgl. Destatis). Der Großteil der Migration erfolgt dabei regional: Viele Migrant*innen ziehen in Nachbarländer oder Regionen mit kulturellen, sprachlichen oder geografischen Ähnlichkeiten. Nur ein kleiner Teil der Menschen migriert über große Distanzen, etwa von Afrika nach Europa oder von Asien nach Nordamerika.

2. Migration betrifft Frauen genauso wie Männer - manchmal auch stärker

Gerne wird in der Politik, aber auch von Medien, das Feindbild des gefährlichen, dunkelhäutigen Mannes geschürt, wenn es um Migration und Flucht geht. So etwa im Jahr 2015, das mit 2,14 Millionen Zuzügen (darunter etwa 890.000 Asylanträge Schutzsuchender, aber auch viele EU-Bürger*innen und Deutsche aus dem Ausland) von besonders hoher Zuwanderung geprägt war. Hier lag der Frauenanteil bei 37 Prozent. Das bildet aber keineswegs die Realität ab, geschweige denn wäre dies eine Grundlage für die Mär vom gewalttätigen Mann, der über die deutschen Grenzen will. Migration ist je nach Motivation und Herkunftsland oft ein vorwiegend weibliches Phänomen (vgl. BpB), wie es auch der Angriffskrieg in der Ukraine zeigt: Während Männer zur Verteidigung eingezogen werden, verlassen viele Frauen und Kinder das Land. Oder es betrifft beide Geschlechter gleichermaßen. So waren im Jahr 2020 48,1 Prozent der weltweit 281 Millionen Migrant*innen weltweit Frauen (vgl. Migration Data Portal).

In Deutschland hatten 2023 rund 16,2 Millionen Menschen eine eigene Einwanderungsgeschichte. Die Hälfte von ihnen (8,1 Millionen) sind Frauen (vgl. Destatis 2024).

3. Flucht ist nur eine Form von Migration

Migration umfasst freiwillige und unfreiwillige Bewegungen. Während viele Migrant:innen Arbeit, Bildung oder bessere Lebensbedingungen suchen, fliehen andere vor Konflikten, Verfolgung oder Naturkatastrophen, die durch den menschengemachten Klimawandel perspektivisch zunehmen werden. Geflüchtete machen in der Gesamtmenge an Migrant:innen nur einen kleinen Teil aus. 2024 wurden in Deutschland 250.945 Asylanträge gestellt (Angaben ohne ukrainische Geflüchtete), 2023 waren es 351.915 (vgl. Mediendienst Integration). Laut Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) kamen aber insgesamt etwa 1,1 Millionen Menschen nach Deutschland (Zahlen für 2024 liegen noch nicht vor).

Sie haben Feedback? Schreiben Sie uns an info@riffreporter.de!