Post aus Australien: Bullterrier statt Baby?

Jeden zweiten Mittwoch erzählen unsere Korrespondent*innen, was sie und die Menschen in ihrem Teil der Welt bewegt. Heute: Weltreporterin Julica Jungehülsing über die rekordverdächtige Hundeleidenschaft in Australien.

vom Recherche-Kollektiv Weltreporter:
5 Minuten
Eine gezeichnete Figur sitzt in dieser Illustration auf einem Globus

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Von wegen Kängurus und Koalas. Australien mag berühmt sein für Beuteltiere – Komplett besessen sind Australierïnnen von Hunden. Tendenz steigend. Anfangs war es nur so ein Gefühl: Schwanzwedeln im Café, Cocker Spaniel in Einkaufswagen, Labradoodles am Strand, Bellen aus jeder zweiten Garage. Virgin plant als erste Fluglinie, Gangplätze für Schnauzer und Dackel zu reservieren. In meinem Strandort dürfen Rottweiler und Jack Russel neuerdings in den Nationalpark, das war bis vor kurzem ausschließlich den Dingos vorbehalten, Australiens wildlebenden Canis lupus dingo.

Mittlerweile ist meine Ahnung faktensicher: In Australien bellen 2024 mehr als 6,5 Millionen Hunde, ein Drittel mehr als vor 20 Jahren. 49 Prozent aller Haushalte halten mindestens einen Hund. Das ist, für Mathe-Nieten wie mich vereinfacht gesagt: jeder zweite. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 21 Prozent, in Japan leistet sich jeder zehnte Haushalt einen Hund, nur die USA eifern mit 44 Prozent den Australiern nach.

Schilder zeigen in Australien wo Hunde erlaubt sind, in Cafés verwöhnt und andernorts gewaschen werden.
In Australien sind Hundehalter als wichtiger Markt entdeckt worden, sie dürfen inzwischen in vielen Urlaubsorten an Strände, werden in Cafés mit „Puppychino“ verwöhnt und andernorts gewaschen.
In Warnambool im Süden von Australiens Bundesland Victoria läuft die Autorin mit 4 Maremma Hütehunden am Strand entlang. Während einer Reportage erfuhr sie, wie die Hunde trainiert wurden, um Füchse zu verbellen, die Pinguine bedrohten.
Keine Hundehasserin: In Warnambool in Australiens Bundesland Victoria wurden Maremma Hütehunde trainiert um Füchse zu verbellen, die Pinguine bedrohten. Die Autorin lernte die Hunde während einer Recherche gut kennen, und wurde sogar mit einem Strandgang beauftragt. Später kam das Thema als „Oddball - Retter der Pinguine“ auch in deutsche Kinos.