Australien – Überblick über Land, Politik, Geschichte
Die wichtigsten Infos zu Australien: Wer ist in der Regierung, welche Konflikte gibt es, wie wirkt die Geschichte auf Land und Leute?
Das Land Australien
Der Insel-Kontinent hat eine Fläche von 7,6 Millionen Quadratkilometern, von Perth, der Hauptstadt Westaustraliens nach Brisbane an der Ostküste sind es gut 4.300 Kilometer, von Norden nach Süden erstreckt sich das Land über 3.300 Kilometer. Die nördlichen zwei Fünftel des Landes sind tropisch, südlich davon erstrecken sich Savannen, Wüsten und Halbwüsten. Die Küstenregionen sind fruchtbar, im Nordosten und auf Tasmanien gibt es noch intakte Regenwälder. Zu Australien gehören 8.222 Inseln, darunter der Bundesstaat Tasmanien im Süden, Norfolk Island zwei Flugstunden östlich von Brisbane sowie die Christmas & Cocos Islands im Indischen Ozean. Fraser Island, die größte Sand-Insel der Welt vor Queenslands Küste, trägt seit 2021 wieder ihren Aboriginal Namen K’gari. À propos Sand: Australien hat 11.761 Insel- und Festlandsstrände, mehr als 40 davon allein in der 5,3-Millionen-Einwohner-Stadt Sydney.
Mehr als zwei Drittel der 25,5 Millionen Australierïnnen leben in den Großstädten. 3,8 Prozent der Einwohnerïnnen waren 2021 Aboriginal oder Torres Strait Insulanerïnnen. Fast die Hälfte aller Australierïnnen hat mindestens ein Elternteil, das nicht im Land geboren ist, 28 Prozent der Bevölkerung sind im Ausland geboren.
Staatsform
Das Commonwealth of Australia mit sechs Bundesstaaten und zwei Territorien ist eine föderale parlamentarische Demokratie unter konstitutioneller Monarchie. Das heißt: Staatsoberhaupt ist der knapp 17.000 Kilometer von der Hauptstadt Canberra entfernt lebende britische König Charles III. Im Land wird er durch Generalgouverneur David Hurley vertreten. Der Ex-General hat vorwiegend repräsentative Funktionen und sollte politisch neutral sein.
Das australische Parlament besteht aus zwei Kammern, dem Repräsentantenhaus und dem Senat. Parlamentswahlen finden alle drei Jahre statt, wobei das absolute Mehrheitswahlrecht zum Einsatz kommt. In dessen australischer Variante wird das Präferenzwahlverfahren angewendet, wobei die favorisierten Kandidatïnnen durchnummeriert werden um Präferenzen zum Ausdruck zu bringen. Das Mehrheitswahlrecht favorisiert faktisch ein Zweiparteiensystem, bei dem sich die großen Parteien – Liberals und Labour – mehr oder weniger seit Jahrzehnten in der Regierung abwechselten. Seit gut zehn Jahren wandelt sich dies jedoch, auch Grüne und unabhängige Kandidaten ziehen ins Parlament ein und gewinnen an Bedeutung. Die Stimmabgabe ist für über 18-Jährige Pflicht, auch bei den Wahlen zu den Parlamenten der Bundesstaaten, über die alle vier Jahre abgestimmt wird. Im Senat (Oberhaus) mit 76 Mitgliedern sind je zwölf Politikerïnnen aus jedem Bundesland vertreten und je zwei aus dem Northern Territory und dem Australian Capital Territory.
Aktuelle australische Regierung
Im Mai 2022 löste die Labour-Regierung mit Premierminister Anthony Albanese die konservative Regierung von Scott Morrison ab. Neun Jahre in Folge hatten bis dahin die konservativen Liberals regiert. Vor allem die Regierungen von Tony Abbott (2013–15) und Morrison (2018–2022) bremsten progressive Klimapolitik aus. Kurz nach der Wahl verabschiedete die neue Regierung erstmals ein Klimaschutzgesetz. Das aktuelle Repräsentantenhaus hat 151 Mitglieder, jedes repräsentiert einen Wahlbezirk. Labour ist mit 77 Abgeordneten vertreten, die Koalition aus konservativen Liberals und Nationals mit 57 Politikerïnnen, die Grünen haben vier Sitze, es gibt elf Unabhängige (Independents), eine Abgeordnete der Centre Alliance, und Bob Katter vertritt die rechte Katter’s Australian Party. Im Senat sind derzeit 26 Labour-Politikerïnnen vertreten, 27 Liberals und zwölf Grüne, die übrigen sind rechte und unabhängige Senatorïnnen.
Aktuelle Themen oder Konflikte in Australien
Nach einer Dürreperiode gab es im Sommer 2019/2020 besonders extreme Waldbrände, die verheerende Schäden anrichteten. Anschließend erlebten vor allem der Osten und Süden des Landes schwere Überschwemmungen, die auch durch das Wetterphänomen LaNiña bedingt waren. 2022/23 ist der dritte LaNiña-Sommer in Folge. Um die Jahreswende schwächten sich die extremen Regenfälle ab, doch es stehen nach wie vor weite Landstriche unter Wasser. Die Auswirkungen des Klimawandels sind durch diese Extrem-Ereignisse deutlicher ins Bewusstsein vorgedrungen.
Wichtige historische Themen
Aboriginal Australierïnnen und Torres Strait Insulanerïnnen leben seit mehr als 60.000 Jahren auf dem Kontinent und den Inseln der Torres-Straße. Sie sind damit die längste überlebende Kultur der Erde. Als die ersten Weißen eintrafen, lebten diese First Nations in mehr als 250 Sprachgruppen auf dem Kontinent verteilt. 1788 schickte England die erste Flotte mit Sträflingen ins spätere Sydney. Knapp 50 Jahre später erklärte der Gouverneur der neuen Kolonie New South Wales das gesamte Land zur „Terra Nullius“ (leeres Land), um die Kolonialisierung des Kontinents ohne Vertrag oder Abkommen zu rechtfertigen. Die Terra Nullius-Prämisse wurde 1992 vom Höchsten Gericht durch die wichtige Mabo-Entscheidung widerrufen, die zugleich die Rechte der indigenen Australier auf ihr Land anerkannte. Allein im Süden starb die Hälfte der Aboriginal-Völker nach Ankunft der Briten binnen kurzer Zeit an Pocken. Tausende gingen an anderen eingeschleppten Krankheiten zugrunde oder wurden ermordet.
Eine der Initiativen der Regierung, das Aboriginal zugefügte Unrecht und dessen Folgen zu lindern, ist das „Closing the Gap“-Programm, das auf mehreren Ebenen (Gesundheit, Bildung, Justiz) versucht, die Lebensbedingungen für Aboriginal Australier zu verbessern. Am 14. Oktober2023 wurde in einem Referendum darüber entschieden, ob Aboriginal-Australierïnnen und Torres Straits Insulanerïnnen künftig in der Verfassung anerkannt und mit einer „Voice“genannten Repräsentation im Parlament vertreten sein werden. Der Vorschlag wurde abgelehnt: Nur 39,9 Prozent der Wahlberechtigten stimmten mit Ja, 60 Prozent – fast 9,2 Millionen Australierïnnen – lehnten die Verankerung einer „Stimme“ in der Verfassung ab. Eine Studie der Australian National University vom November 2023 zeigt ein leicht paradoxes Bild: Trotz des ablehnenden Ausgangs sagten nach dem Referendum 87 Prozent der Wahlberechtigten, sie seien dafür, dass Aboriginal Australians und Torres Strait Insulaner über ihr Leben selbst bestimmen sollten.
Wichtige Bezüge Australiens zu Europa oder Deutschland
Deutschland ist – nach Großbritannien – Australiens zweitwichtigster Handelspartner in Europa und der zehntbedeutendste weltweit. Australien importiert vor allem Fahrzeuge und Medikamente aus Deutschland. Nach Deutschland exportiert werden unter anderem Gold, Ölsaaten und ölhaltige Früchte und IT-Leistungen. Mehr als eine Million Australierïnnen sind deutscher Abstammung. Im 19. Jahrhundert wanderten vor allem aus Preußen Altlutheraner ein, die ihre Heimat aus religiösen Gründen verließen. Sie brachten Rebstöcke mit und etablierten den Weinanbau in Südaustralien.
Ehe Australien zu Beginn der Covid-Pandemie die Grenzen weitgehend dicht machte, stand Deutschland an elfter Stelle der einreisenden Nationen: Fast 200.000 Deutsche flogen noch 2019 auf den Südhalbkugelkontinent, ein Großteil davon zum Urlaub. Diese Zahl wurde bisher nicht wieder erreicht. Trotz offener Grenzen reisten 2022 nur etwas mehr als 44.000 Deutsche nach Australien, davon fast die Hälfte, um Verwandte und Freunde zu besuchen.
Australische Persönlichkeiten
Bob Brown(*1944), der Mitgründer der ersten Grünen Partei der Welt, kämpft bis heute vor allem in Tasmanien für den Schutz bedrohter Wälder und Tierarten.
Howard Walter Florey (1898–1968), erforschte in den 1930er Jahren als einer der ersten Wissenschaftler den keimtötenden Pilzwirkstoff Penizillin. Gemeinsam mit Alexander Fleming und Ernst Chain erhielt er für die Entwicklung des Medikaments 1945 den Nobelpreis für Medizin.
Julian Assange(*1971), enthüllte 2010 mit WikiLeaks wichtige Dokumente des US-Außenministeriums, die Spionage, Korruption und Skandale aufdeckten. In einem Londoner Hochsicherheitsgefängnis und kämpfte er jahrelang gegen seine Auslieferung in die USA, wo ihn eine Verurteilung zu mehr als 170 Jahren Haft erwartete. Von der Ernennung des Ex-Labour-Premierministers Kevin Rudd zum US-Botschafter (seit März 2023) erhofften sich Assange-Unterstützer, dass er mit dazu beitragen wird, dass die USA ihre Assange-Verfolgung einstellen. Im Juni 2024 kam Assange nach einem Deal mit den US-Behörden frei, seither lebt er wieder in Australien.
Rupert Murdoch wurde 1931 in Melbourne geboren und übernahm 1952 in Adelaide seine erste Zeitung. Später gründete der konservative Medienunternehmer die Firma Newscorp, die in Australien, England und den USA ihre Marktpräsenz ausgebaut hat. In den USA betreibt Murdoch auch den republikaner-freundlichen Sender Fox News. 1985 gab er seine australische Staatsangehörigkeit für die amerikanische auf.
Kylie Minogue(*1968), ist Australiens finanziell erfolgreichste Popsängerin Zu ihren populärsten Songs gehört „Can’t get you out of my head“.