Ist in den USA der Faschismus im Anmarsch? Ein achtzig Jahre altes Zeitdokument gibt Auskunft

Was ist Faschismus, wie macht er sich bemerkbar, was kann man gegen ihn tun? Und: Kann er auch in den USA Einzug halten? Eine historische Informationsbroschüre – herausgegeben vom US-Kriegsministerium kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs – liefert erschreckend aktuelle Antworten.

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Titelkopf einer in Englisch geschriebenen Broschüre zum Thema Faschismus. Oben steht in einem grauen Balken in Logoschrift: Army Talk Orientation Fact Sheet 64. Darunter stehen Herausgeber, Ort und Datum. Der Titel lautet „Fascism!“ Darunter in einer Hinweisbox steht eine einführende Anmerkung.

Mit einem unguten Gefühl blickt die Welt in Richtung USA. Erstaunlich deutlich ist Donald Trump, der Kandidat der Republikanischen Partei, als Sieger aus der Präsidentschaftswahl am 5. November 2024 hervorgegangen. Damit hat sich die Mehrheit der Wahlberechtigten dort für einen Mann ausgesprochen, an dessen demokratischer Gesinnung erhebliche Zweifel bestehen. Sollten, wovon auszugehen ist, die Wahlleute des Electoral College am 17. Dezember Donald Trump in einer formellen Wahl bestätigen, wird der umstrittene Politiker am 20. Januar 2025 als 47. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt werden.

Dieses Datum wird eine Zäsur in der Geschichte der USA darstellen – mit noch ungeahnten Folgen für dieses Land und die Welt. Ein US-Präsident hat schon von Amts wegen eine enorme Machtfülle. Da die Republikaner bei den zeitgleich stattgefundenen Wahlen zum Repräsentantenhaus und zum Senat der Vereinigten Staaten auch die Mehrheit in beiden Kammern des US-Kongresses gewonnen haben, werden Gesetzesänderungen ein Leichtes sein. Zudem hatte Trump bereits während seiner ersten Amtszeit als US-Präsident dafür gesorgt, dass das oberste rechtsprechende Organ, der Supreme Court, mehrheitlich mit Richtern besetzt ist, die in seinem Sinne handeln. Die neun Richter des Obersten Gerichtshofs sind auf Lebenszeit ernannt; sie entscheiden über Fälle, welche unter anderem die Verfassung der Vereinigten Staaten und Bundesrecht betreffen und auch Fälle, in denen die US-Regierung selbst Partei ist.

Ein Freibrief für Trump?

Trump ist nicht nur während des Wahlkampfs mit Unwahrheiten, Hasstiraden und spalterischen Aussagen aufgefallen. Er will dem Senat ein Kabinett zur Nominierung vorschlagen, dessen Mitglieder sich hauptsächlich durch Loyalität ihm gegenüber auszeichnen. Sachkompetenz scheint dabei weniger eine Rolle zu spielen. Und vor allem hat Trump keinen Hehl daraus gemacht, die demokratischen Institutionen der USA in seinem Sinne umgestalten und teilweise sogar zerstören zu wollen. Unter Einsatz zahlloser Anwälte und durch Unterstützung finanzkräftiger Akteure im Hintergrund ist es ihm zudem gelungen, bisher straffrei zu bleiben – trotz zahlreicher Anklagepunkte, darunter Entwendung von Geheimdokumenten, versuchte Wahlbeeinflussung und Anstiftung zum Aufruhr. Am 1. Juli 2024 entschied der Oberste Gerichtshof, dass ein US-Präsident für offizielle Handlungen weitgehende Immunität genieße. Viele Beobachter sehen darin quasi einen Freibrief für Trumps zweite Amtszeit.

Eine solche Entwicklung in einem demokratischen Land ruft große Besorgnis hervor. Alle gesellschaftlichen Gruppen und Staatsorgane sind alarmiert. Frauen fürchten um ihre Rechte, Wissenschaftler um ihre Forschungsfreiheit.

Geradezu Entsetzen löst die Nominierung von Kash Patel als künftiger Direktor der Bundespolizei FBI aus. Der Jurist diente Trump bereits in dessen erster Amtszeit als Mitarbeiter im Nationalen Sicherheitsrat und warf mehrfach dem FBI missbräuchliche Ermittlungen gegen Trump und dessen Unterstützer vor. Bereits im Dezember 2023 drohte Patel, sollte Trump erneut zum US-Präsidenten gewählt werden, würden sie Rache üben – an allen in der Regierung und in den Medien, die Joe Biden geholfen hätten, die Präsidentschaftswahlen zu manipulieren. Er bezog sich dabei auf Trumps Vorwurf, ihm sei der Wahlsieg 2020 gestohlen worden.

Andrew McCabe, der von Februar 2016 bis Januar 2018 stellvertretender FBI-Direktor war, warnte am 30. November 2024 in einem CNN-Interview: „Die Nominierung von Kash Patel als FBI-Direktor kann nur ein Plan sein, um Unruhe im FBI zu stiften, es zu demontieren, es aus dem Konzept zu bringen und es möglicherweise als Werkzeug für die politische Agenda des Präsidenten zu nutzen.“

Die Drohungen republikanischer Politiker erfassen mittlerweile weitere Teile der Gesellschaft. So stellte kürzlich der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, die künftige Finanzierung einer Kinderklinik in Frage, nachdem sich ein Arzt dieser Klinik in den sozialen Medien zu Patientenrechten geäußert hatte.

Das autoritäre Machtgehabe Trumps und der Republikaner weckt ungute Erinnerungen an dunkle Phasen der Weltgeschichte, die überwunden zu sein schienen. Es wird künftigen Historikern und Politikwissenschaftlern überlassen sein, die genauen Gründe für die jetzige Situation aufzuarbeiten und deren heute noch nicht absehbaren Folgen zu analysieren. Aber eines können Experten heute schon tun: Parallelen zu früheren Geschehnissen aufzeigen. Damit wir in die Lage versetzt werden, aus der Geschichte zu lernen – für unsere Gegenwart und unsere Zukunft.

Wiederentdeckung eines Zeitdokuments

Heather Cox Richardson ist eine Historikerin, die genau das tut. Die Professorin für Geschichte am Boston College im US-Bundesstaat Massachusetts versteht es, aktuelle Ereignisse in einem historischen Kontext zu betrachten. Über ihren Blog Letters from an American lässt sie auch die Öffentlichkeit daran teilhaben. In ihrem Letter vom 29. Mai 2023 – den sie erneut am 26. Oktober 2024 im Internet veröffentlichte – machte sie auf eine Broschüre aufmerksam, die vom März 1945 stammt. Erschienen war diese Informationsschrift in einer Reihe namens Army Talk, die das Kriegsministerium der USA seit 1943 für die US-Soldaten herausgab, die im 2. Weltkrieg auf europäischem Boden kämpften. Nach Bekunden der Herausgeber sollte die Schriftenreihe den Angehörigen der Streitkräfte helfen, „besser informierte Männer und Frauen und damit bessere Soldaten zu werden“.

Die Nummer 64 der Army-Talk-Reihe trägt den Titel Faschismus. In der Nachkriegszeit geriet diese Ausgabe in Vergessenheit. In manchen US-Bibliotheken ist die Schrift zwar vorhanden, aber als einzelne Ausgabe nicht in den Katalogen und Datenbanken verzeichnet. Um die Broschüre zu finden, muss man das Internet Archive bemühen, wo es ein Nutzer eingestellt hatte. Einst als restricted eingestuft, ist es heute gemeinfrei (CC0 1.0 Universal).

Eine zeitgenössische Publikation mit phrophetischem Charakter

Die Verfasser des Textes werden in der Broschüre nicht genannt. Zu den Mitautoren gehört aber der Herausgeber der Army-Talk-Reihe, der Journalist Alan Cranston, der sich zeitlebens für Demokratie, Menschenrechte, nukleare Abrüstung und Naturschutz einsetzte. Von 1969 bis 1993 vertrat Cranston den Bundesstaat Kalifornien als demokratischer Senator im US-Kongress.

Warum ist eine 80 Jahre alte Publikation zum Thema Faschismus heute interessant? Zum einen hatten die Autoren die Folgen des italienischen und deutschen Faschismus aus eigener Anschauung erlebt. Zum anderen waren Cranston und seine Mitherausgeber Journalisten, die sich einer klaren, verständlichen Sprache bedienten und nicht in einen bei Historikern und Politikwissenschaftlern beliebten akademisch-theoretischen Sprachstil verfielen. Und zum dritten besticht der Text durch seine Zeitlosigkeit und Weitsicht.

Die Broschüre fragt zum Beispiel, ob nur Italiener, Deutsche und Japaner Faschisten seien oder ob es nicht auch in den USA faschistoide Tendenzen gibt oder geben könnte. Woran ließe sich das erkennen? Wie könne man verhindern, dass in den USA eine faschistische Clique an die Macht kommt?

Die Antworten sind von erstaunlicher Aktualität und Brisanz. Im Folgenden sei deshalb die Broschüre als wichtiges Zeitdokument in deutscher Übersetzung wiedergegeben. Auf Kommentare wurde verzichtet. Wo Erläuterungen angebracht schienen, sind Weblinks eingefügt.

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Titelkopf einer in Englisch geschriebenen Broschüre zum Thema Faschismus. Oben steht in einem grauen Balken in Logoschrift: Army Talk Orientation Fact Sheet 64. Darunter stehen Herausgeber, Ort und Datum. Der Titel lautet „Fascism!“ Darunter in einer Hinweisbox steht eine einführende Anmerkung.
Titelkopf der Broschüre Nr. 64 der Reihe „Army Talk“ des US-Kriegsministeriums vom 24. März 1945 zum Thema „Faschismus“

Army Talk Orientation Fact Sheet 64

Kriegsministerium, Washington 25, D.C., 24. März 1945

Faschismus!

Anmerkung zur Diskussion in dieser Woche: Faschismus ist gar nicht so einfach zu erkennen und zu durchschauen; und sollte er erst einmal an der Macht sein, ist er auch nicht leicht zu beseitigen. Für unsere Zukunft und die Zukunft der Welt ist es wichtig, dass möglichst viele von uns die Ursachen und Vorgehensweisen des Faschismus verstehen, um gegen ihn ankämpfen zu können. Folgende Punkte sind hervorzuheben: (1) Faschismus kommt am ehesten in Zeiten einer wirtschaftlichen Krise an die Macht; (2) Faschismus führt unweigerlich zu Krieg; (3) er kann in jedem Land auftreten; (4) wir können ihn am besten bekämpfen, indem wir dafür sorgen, dass unsere Demokratie funktioniert.

Sie sind weit weg von zu Hause, getrennt von Ihren Familien, nicht mehr an einem zivilen Arbeitsplatz oder in der Schule, und viele von Ihnen riskieren sogar ihr Leben wegen etwas, das als Faschismus bekannt ist. Unser Land wurde von dem faschistischen Aggressor Japan angegriffen. Die „Söhne des Himmels“ bekamen umgehend Unterstützung von ihren faschistischen Partnern aus Deutschland und Italien.

Das Wort „Faschismus“ wird in diesen Jahren sehr häufig verwendet. Wir stoßen in unseren Zeitungen darauf, wir hören es in unseren Wochenschauen, wir benutzen es in unseren Besprechungen. Wir haben von den Grausamkeiten des Faschismus gehört, von seinem Terror, seiner Eroberung eines Landes nach dem anderen. Wir haben von seinen Konzentrationslagern gehört, wie Dachau in Deutschland, und seinen Vernichtungslagern, wie Majdanek in Polen. Wir haben von seinem geplanten Massenmord an ganzen Völkern gehört – dem „Genozid“, wie ihn Wissenschaftler bezeichnen.

Einiges, was Faschisten Menschen angetan haben, klingt zu schrecklich, um es für wahr zu halten, vor allem für Amerikaner, die an das von Toleranz geprägte Prinzip „Leben und leben lassen“ glauben. Hartgesottene amerikanische Korrespondenten, die anfangs skeptisch waren, wissen es jetzt besser, weil sie es mit eigenen Augen gesehen haben.

Wir Amerikaner kämpfen seit mehr als drei Jahren gegen die Faschisten. Als Cecil Brown, einer der führenden Kriegsberichterstatter, von den Fronten zurückkehrte, reiste er durch unser Land, besuchte große und kleine Städte. Er sprach mit allen möglichen Menschen und hörte ihnen zu. Er stellte fest, dass die meisten Amerikaner nur eine vage Vorstellung davon haben, was Faschismus wirklich bedeutet. Er fand nur wenige Amerikaner, die sich sicher waren, einen Faschisten zu erkennen, wenn sie einen sehen würden.

Und sind wir in Uniform eher in der Lage einzuschätzen, was Faschismus ist, woher er kommt und was ihn stark gemacht hat? Wissen wir, wie der Faschismus Menschen dazu bringt, solche Dinge zu tun, wie sie den Menschen in Majdanek angetan wurden? Wissen wir, wie er sie dazu bringt, hilflose Nationen anzugreifen? Sind 'Majdaneks’ und Krieg unvermeidliche Folgen des Faschismus? Sprechen alle Faschisten nur Deutsch, Italienisch oder Japanisch – oder sprechen einige von ihnen unsere Sprache? Wird ein militärischer Sieg in diesem Krieg automatisch den Faschismus beseitigen? Oder könnte der Faschismus in den Vereinigten Staaten erstarken, nachdem er im Ausland zerschlagen wurde? Was können wir tun, um dies zu verhindern?

Vielleicht sollten wir die Antworten ergründen. Denn wenn wir den Faschismus nicht verstehen und ihn nicht erkennen, wenn wir ihn sehen, könnte er erneut auftauchen – unter einem anderen Etikett – und einen weiteren Krieg heraufbeschwören.

Faschismus ist eine Art, ein Land zu führen – wie es in Italien der Fall war und wie es in Deutschland und Japan der Fall ist. Faschismus ist das genaue Gegenteil von Demokratie. Demokratische Regierungen werden vom Volk geführt, aber faschistische Regierungen führen das Volk.

Faschismus ist eine Regierung von wenigen für wenige. Das Ziel ist die Übernahme und Kontrolle des wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Lebens des Staates. Warum? Weil die demokratische Lebensweise ihre Methoden und Wünsche stört: (1) die Art, wie sie Geschäfte machen wollen; (2) wie sie sich das gesellschaftliche Miteinander vorstellen; (3) der Anspruch, das letzte Wort in Angelegenheiten haben zu wollen, die andere und sie selbst betreffen. Die Grundprinzipien der Demokratie stehen ihren Wünschen im Weg; deshalb muss die Demokratie verschwinden! Alle, die nicht zu ihrem inneren Zirkel gehören, müssen tun, was ihnen gesagt wird. Sie lassen keine bürgerlichen Freiheiten zu und keine Gleichheit vor dem Gesetz. Sie stellen ihre eigenen Regeln auf und ändern sie, wann immer sie wollen.

An der Macht halten sie sich durch den Einsatz von Gewalt, kombiniert mit einer Propaganda, die auf primitiven Vorstellungen von „Blut“ und „Rasse“ basiert, durch geschicktes Manipulieren von Angst und Hass und durch falsche Versprechen von Sicherheit. Die Propaganda verherrlicht den Krieg und besteht darauf, dass es klug und „praxisbezogen“ sei, sich mitleidlos und gewalttätig zu verhalten.

(Das vorstehende Material kann Ihnen als nützliche Grundlage für einen kurzen Einführungsvortrag dienen.)

Wie es beginnt

(Frage: Wie kommt der Faschismus an die Macht? Wie kann ein auf Gewalt basierendes Programm, das die Menschen unterjocht, Unterstützung gewinnen?)

Der Faschismus kam in Deutschland, Italien und Japan zu einer Zeit sozialer und wirtschaftlicher Unruhe an die Macht. Eine kleine Gruppe von Männern, die hinter den Kulissen von mächtigen finanziellen und militärischen Kreisen unterstützt wurde, überzeugte eine ausreichende Anzahl verunsicherter Menschen davon, dass der Faschismus ihnen die Dinge geben würde, die sie sich wünschten.

Dies gelang ihnen unter anderem durch geschickte Propaganda und Täuschung. Sie versprachen den Menschen, dass der Faschismus ihnen große Macht und Wohlstand bringen würde. Die genauen Vorgehensweisen unterschieden sich von Land zu Land, aber das Grundmuster war dasselbe. Die Japaner sprachen von einer „Großostasiatischen Wohlstandssphäre“. Mussolini redete von humanitären Idealen und versprach ein neues Römisches Reich. Hitler und seine Gefolgsleute gaben sich den Namen „Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei“ (NSDAP) und formulierten Ziele, für die sich viele Deutsche begeisterten. Der offizielle Titel der Nazipartei wurde bewusst aufgrund seines Propagandawertes gewählt, indem er „Nationalisten“, „Sozialisten“, „Arbeiter“ und alle anderen ansprach, die sich von diesen Begriffen beeindrucken ließen. Zu genau der Zeit, als die Faschisten ihre Partei als „Volkspartei“ proklamierten, standen sie im Sold bestimmter Großindustrieller und Spender, die das Volk mit eiserner Hand regieren wollten.

Die Faschisten versprachen allen alles: Sie würden die Armen reich und die Reichen noch reicher machen. Den Bauern versprachen die Faschisten Land durch das Abschaffen von Großgrundbesitz. Den Arbeitern versprachen sie die Beseitigung der Arbeitslosigkeit – Arbeitsplätze für alle zu hohen Löhnen. Den Kleinunternehmern versprachen sie mehr Kunden und Gewinne durch die Zerschlagung großer Unternehmen. Den Großunternehmern und Industriellen versprachen sie insgeheim mehr Sicherheit und Gewinne durch das Ausschalten kleinerer Konkurrenten und Gewerkschaften sowie das Beseitigen von Sozialisten und Kommunisten. Der gesamten Nation versprachen sie Ruhm und Reichtum durch Eroberungen. Sie gaben vor, als „Herrenvolk“ sei es ihr Recht, die Welt zu beherrschen.

Sobald diese Methoden ihnen genug Anhänger verschafft hatten, um ihre Schlägertrupps zu formieren, begannen die Faschisten, jegliche Opposition gewaltsam zu unterdrücken und auszulöschen. Diejenigen, die die falsche Fassade des Faschismus durchschauten und sich ihnen widersetzten, wurden geschlagen, gefoltert und getötet.

Die Faschisten wussten, dass alle Demokraten ihre Feinde waren. Sie wussten, dass das Grundprinzip der Demokratie – der Glaube an den gesunden Menschenverstand des einfachen Volkes – das genaue Gegenteil des faschistischen Prinzips der Herrschaft einer kleinen Elite war. Deshalb bekämpften sie die Demokratie in all ihren Ausprägungen. Zur gleichen Zeit, in der sie die „Überlegenheit“ der Deutschen, Italiener und Japaner proklamierten, behaupteten sie auch, dass die deutschen, italienischen und japanischen Völker in Wirklichkeit unfähig seien, sich selbst zu regieren. Daraus wurde in Deutschland „Heil Hitler!“ und in Italien „Glauben, gehorchen, kämpfen!“.

Sie spielten politische, religiöse, soziale und wirtschaftliche Gruppen gegeneinander aus und ergriffen die Macht, während diese Gruppen sich gegenseitig bekämpften.

Wie es funktioniert

(Frage: Wie konnten die Faschisten nach der Machtergreifung ihre widersprüchlichen Versprechen einhalten? Wie hat ihr Programm tatsächlich funktioniert?)

Solange die Faschisten noch nicht an der Macht waren, war es für sie ein Leichtes, allen Menschen alles zu versprechen. Nach der Machtübernahme konnten sie ihre gegensätzlichen Versprechungen natürlich nicht einhalten. Sie hatten bereits im Voraus vor, einige davon zu brechen, und sie brachen diejenigen, die sie dem Mittelstand, den Arbeitern und den Bauern gegeben hatten.

Sobald die Faschisten die Kontrolle über die Regierung übernommen hatten, waren die Folterungen und Morde nicht mehr die gesetzwidrigen Handlungen einer politischen Partei und ihrer Schlägertrupps. Sie wurden zur offiziellen Regierungspraxis. Zu den ersten Opfern dieser Strategie gehörten jene Bauern, Arbeiter und Kleinunternehmer, die den ihnen gegebenen Versprechungen Glauben geschenkt hatten und die sich nun darüber beschwerten, dass sie „hereingelegt“ worden seien. Einige verschwanden einfach. Oft kehrten sie nur noch als Asche in kleinen Urnen zu ihren Familien zurück.

Die Konzentrationslager und Gräber füllten sich mit den Gegnern des Faschismus. Es gab keine Gleichheit vor dem Gesetz mehr, keine freien Wahlen und keine freien politischen Parteien, keine unabhängigen Gewerkschaften und keine unabhängigen Schulen, keine Rede- und Pressefreiheit und mit der Zeit auch keine Religionsfreiheit mehr.

In Deutschland wurde Pfarrer Niemöller in ein Konzentrationslager geworfen; Kardinal Innitzer wurde gewalttätig bedroht und katholische Priester wurden inhaftiert. Juden wurden kaltblütig ermordet und Synagogen zerstört. Japan vertrieb christliche Geistliche aus dem Land.

Die Faschisten „lösten“ das Problem der Arbeitslosigkeit, indem sie ihre Nationen in gigantische Kriegsmaschinen verwandelten. Die Arbeitslosen wurden entweder in die Armee eingezogen oder in Arbeitsbataillonen organisiert und in Rüstungsbetrieben eingesetzt.

Ohne Gewerkschaften konnten die Werktätigen dazu gebracht werden, länger und härter für immer weniger Geld zu arbeiten, damit diejenigen, die den Faschismus unterstützten und ausübten, reicher werden konnten. Durch das Ausschalten jeglichen internen Wettbewerbs – insbesondere der kleinen und mittleren Unternehmen – ließen sich die Gewinne für den kleinen Kreis an der Spitze noch weiter steigern. In einigen Fällen übernahmen die Faschisten dann die Kontrolle über die führenden Unternehmen. Der Lebensstandard der breiten Masse der Bevölkerung sank natürlich. Da sie immer weniger verdienten, konnten sie immer weniger von den Gütern kaufen, die sie produzierten.

Jedes noch so kleine Detail des Lebens war reglementiert, und schon bei geringfügigen Verstößen drohte die Todesstrafe. Ein unglückliches Opfer beklagte sich: „Der Faschismus ist ein Regime, in dem alles Pflicht ist, was nicht verboten ist.“

Sobald die Faschisten die Kontrolle über die Regierung übernommen hatten, war nicht einmal die Führungsriege vor ihren eigenen Parteigenossen sicher. Würde man einige Führungsfiguren ausschalten, stünde jedem einzelnen faschistischen Anführer mehr Beute und Macht zu. Einige der Parteigrößen und manche derjenigen, die ihnen bei der Machtübernahme geholfen hatten, wurden daher „beseitigt“. Viele Möchtegern-Partner in der Diktatur, darunter auch einige Industrielle, landeten im Gefängnis, im Exil oder wurden ermordet.

Faschismus = Krieg?

(Frage: Wenn wir faschistische Nationen in Ruhe lassen, lassen sie uns dann auch in Ruhe? Oder führt Faschismus unweigerlich zu Krieg?)

Wir haben gesehen, dass die Menschen in einem faschistischen Staat mit der Zeit immer weniger verdienen und daher immer weniger von den Waren kaufen können, die sie mit ihrer Fronarbeit produzieren. Das läuft darauf hinaus, dass die faschistischen Führer früher oder später entweder das System aufgeben oder im Ausland nach neuen Märkten suchen müssen, um den wachsenden Überschuss an Waren loszuwerden, die im Inland nicht verkauft werden können.

Faschisten entscheiden sich aber nicht dafür, ihr System und Korruption aufzugeben, und so sind sie gezwungen, ausländische Märkte zu erschließen und konkurrierende Nationen zu eliminieren. Aufgrund ihrer ausbeuterischen Arbeit sind Faschisten in der Lage, die freien Nationen der Welt preislich zu unterbieten. Die freien Nationen müssen entweder selbst zu faschistischen Methoden greifen, um mit den gnadenlosen Preisen der faschistischen Nationen mithalten zu können, oder sie müssen Handelsbarrieren errichten, um die skrupellose faschistische Konkurrenz fernzuhalten. (Siehe Douglas Miller: You Can’t Do Business With Hitler!) Doch in jedem Fall trachten die faschistischen Nationen nach den Märkten und bedienen sich dabei derselben Methoden, die sie auch im Inland anwenden – Einschüchterung, Terror und Gewalt. In der Außenpolitik bedeutet Gewalt Krieg.

Die Kriegsmaschinerie ist bereit und wartet auf ihren Einsatz. Um den Aufbau der Kriegsmaschinerie als „Lösung“ für die Arbeitslosigkeit zu rechtfertigen, schüren die Faschisten die Kriegslust und den Eroberungsdrang. „Gefährlich leben“, sagte Mussolini. „Im ewigen Kampfe ist die Menschheit stark geworden“, tönte Hitler. Ein Nazi-Slogan lautete „Kanonen statt Butter“. Den hungernden Menschen wurde gesagt, dass sie zu gegebener Zeit Butter und andere Reichtümer erhalten würden – im Zuge von Eroberungen.

Presse, Rundfunk, Film und Bühnen – alle wurden dazu eingesetzt, den Krieg zu verherrlichen. Das Schulsystem, vom Kindergarten bis zur Universität, rechtfertigte und verherrlichte die Tyrannei der Starken über die Schwachen. „Die Schule ist eine Vorstufe zum Wehrdienst“, sagte der NS-Reichserziehungsminister.

Den Menschen wurde beigebracht, dass ihre Rasse „überlegen“ sei. Da dieses Konzept der „überlegenen“ und „minderwertigen“ Rasse den Erkenntnissen aller Wissenschaften völlig widerspricht, musste die Wissenschaft ebenso sorgfältig kontrolliert und pervertiert werden wie die Schulen. Kein Wissenschaftler in Deutschland durfte es leugnen, als Hitler den Deutschen sagte, dass sie ein „Herrenvolk“ seien, das Anspruch auf das Land und den Besitz der niederen Völker habe. Den Italienern wurde in vermeintlich „wissenschaftlichen“ Begriffen erklärt, dass die romanischen Völker zum Herrschen geboren seien. Den Japanern wurde beigebracht, dass sie als „Söhne des Himmels“ sowohl das Recht als auch die Pflicht hätten, die Welt zu erobern und zu beherrschen.

Sobald ihre Leute von der Idee des „Herrenvolks“ überzeugt waren, war es für die Faschisten ein Leichtes, ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass andere Menschen nicht mehr wert seien als Ungeziefer. So wie man sich nicht scheut, eine Kakerlake zu töten, wurden sie ermutigt, ohne Skrupel unbewaffnete und wehrlose Männer, Frauen und Kinder zu töten. Viele fanden sogar Gefallen daran. So geschehen in Rotterdam, Lidice, Majdanek.

Durch all diese Mittel setzt der Faschismus Kräfte frei, die sich nicht nach Belieben aufhalten lassen und die ihn dann weiter antreiben. Der Faschismus kann nicht stillstehen. Seine internen und externen Vorgehensweisen stützen sich auf Aggression. Er muss sich ausbreiten oder zerplatzen. Er muss erobern oder untergehen. Alles, was der Faschismus unternimmt – sowie seine gesamte wirtschaftliche, soziale, politische und militärische Struktur – ist letztlich auf Krieg ausgerichtet.

Der Krieg kommt, wenn Einschüchterung und Terror als Instrumente der faschistischen Außenpolitik versagen. Der Krieg kommt, wenn andere Nationen schließlich ihre Beschwichtigungspolitik beenden, die sie dem unstillbaren Hunger des Faschismus nach Märkten, militärischem Ruhm und Weltherrschaft anfangs entgegensetzen.

Kann so etwas auch bei uns passieren?

Einige Amerikaner würden die Frage „Kann der Faschismus in Amerika Einzug halten, nachdem er im Ausland besiegt wurde?“ mit einem entschiedenen „Nein“ beantworten. Sie würden sagen, dass die Amerikaner zu schlau sind, dass sie von der demokratischen Lebensweise überzeugt sind und dass sie es keiner Gruppe gestatten würden, den Faschismus in Amerika durchzusetzen. Faschismus könnte man als etwas Sonderliches abtun, das man nur bei Menschen findet, die Hakenkreuze mögen, die gerne Rednern auf Balkonen in Rom zuhören oder die ihren Kaiser für gottgleich halten. Ihre Reaktion könnte sein, dass es sich um etwas „Fremdartiges“ handelt, das Amerikaner sofort erkennen würden wie beispielsweise einen militärischen Stechschritt. Sie könnten denken, dass wir es im Handumdrehen auslöschen würden.

(Frage: Kommen alle Faschisten aus Deutschland, Japan oder Italien?)

In nicht wenigen europäischen Ländern dachten die Menschen wie einige von uns: Der Faschismus sei ihnen fremd und könne in ihrem Land niemals erstarken. Sie mussten jedoch feststellen, dass faschistisch gesinnte Menschen innerhalb ihrer Grenzen die Macht ergreifen konnten, insbesondere wenn sie von außen unterstützt wurden. Die Deutschen machten sich faschistoide Verräter, die allgemein als „fünfte Kolonne“ bezeichnet werden, natürlich effizient zunutze.

In Frankreich, das als führende Demokratie Europas galt, wurde der Verrat von einer mächtigen Clique einheimischer „100 Prozent französischer“ Faschisten angeführt. Norwegen hatte seinen Quisling, der ein ebenso „reinrassiger“ Norweger war wie Laval ein „reinrassiger“ Franzose. Die niederländischen Musserts waren „100 Prozent Holländer“, die belgischen Degrelles „100 Prozent Belgier“ und die britischen Mosleys „100 Prozent Briten“. Auch die Vereinigten Staaten haben ihre einheimischen Faschisten, die behaupten, sie seien „100 Prozent Amerikaner“. Es gab einheimische Faschisten auf den Philippinen, in Thailand (Siam), in China, in Burma und in vielen anderen Ländern, die nur darauf warteten, willige Marionetten der Achsenmächte zu werden. Nicht einer dieser Faschisten war ein „Ausländer“, der aus Deutschland, Japan oder Italien importiert werden musste.

(Frage: Haben irgendwelche Gruppen in Amerika faschistische Taktiken und Aufrufe verwendet?)

Die meisten Menschen in Amerika sind gerne gute Nachbarn. Aber im Laufe unserer Geschichte kam es immer wieder zu traurigen Fällen von blinder Gewalt, Lynch- und Selbstjustiz, Terror und Unterdrückung der Bürgerrechte. Wir hatten unsere vermummten Banden, Terrorgruppen wie die Black Legion, die Silver Shirts sowie rassistische und religiöse Eiferer. Sie alle haben im Namen des Amerikanismus undemokratische Methoden und Doktrinen angewandt, die nach allen Erfahrungswerten als „faschistisch“ bezeichnet werden können.

Können wir es uns leisten, sie als bloße Spinner abzutun – so wie wir einst Hitler als harmlosen kleinen Clown mit einem lustigen Schnurrbart verlacht haben?

Im Januar 1944 mussten sich 30 Amerikaner, darunter viele in den USA geborene, vor einem Bundesgericht wegen Verschwörung mit der „Nazi-Partei zur Erreichung der Ziele dieser Nazi-Partei in den Vereinigten Staaten“ verantworten. Laut Anklage umfassten diese Ziele unter anderem die Untergrabung und Beeinträchtigung der „Loyalität und Moral der Militär- und Seestreitkräfte der Vereinigten Staaten“. Aufgrund des Todes des vorsitzenden Richters scheiterte das Verfahren. Die Frage einer erneuten Anklageerhebung wird noch geprüft.

Wann immer freie Regierungen irgendwo auf der Welt ihre grundlegenden wirtschaftlichen und sozialen Probleme nicht lösen können, besteht immer die Gefahr, dass eine hausgemachte Form des Faschismus heranwächst mit dem Ziel, die Situation und die Menschen für sich auszunutzen.

Können wir es erkennen?

(Frage: Wie können wir Faschisten unter den gebürtigen Amerikanern identifizieren?)

Ein machthungriger amerikanischer Faschist würde sich nicht als solcher zu erkennen geben. Der Faschismus tarnt immer seine Pläne und Ziele. Hitler wandte sich demagogisch an alle Gruppen und schwor: „Weder ich noch irgendjemand in der Nationalsozialistischen Partei befürwortet ein Vorgehen mit anderen als verfassungsgemäßen Methoden.“

Sollten jemals Faschisten versuchen, in Amerika an die Macht zu kommen, würden sie nicht einfach das Vorgehen von Hitler kopieren. Sie würden unter dem Deckmantel eines „Superpatriotismus“ und „Superamerikanismus“ handeln. Faschistische Führer sind weder dumm noch naiv. Sie wissen, dass sie eine Masche brauchen, die „verfängt“. Huey Long soll einmal gesagt haben, dass der Faschismus, sollte er jemals nach Amerika kommen, sich mit dem Label des „Amerikanismus“ schmücken würde.

Faschisten in Amerika mögen sich geringfügig von Faschisten in anderen Ländern unterscheiden, aber es gibt eine Reihe von Einstellungen und Vorgehensweisen, die sie gemeinsam haben. Im Folgenden werden drei davon genannt. Nicht jede Person, die eine dieser Eigenschaften aufweist, ist zwangsläufig ein Faschist. Aber ihre Geisteshaltung macht sie empfänglich für die Akzeptanz faschistischer Ziele.

1. Religiöse, ethnische und wirtschaftliche Gruppen gegeneinander auszuspielen, um die nationale Einheit zu zerstören, ist ein Mittel des Prinzips „teile und herrsche“, das Hitler nutzte, um seine Macht in Deutschland und anderen Ländern auszubauen. Mit leichten Abwandlungen, um sie an die lokalen Gegebenheiten anzupassen, haben Faschisten überall auf der Welt diese Hitler-Methode angewandt. In vielen Ländern ist der Antisemitismus (Judenhass) ein vorherrschendes Mittel des Faschismus. In den Vereinigten Staaten waren einheimische Faschisten oft antikatholisch, antijüdisch, gegen die Schwarzen, arbeiterfeindlich und gegen zugewanderte Ausländer eingestellt. In Südamerika verwenden die dortigen Faschisten dieselben Sündenböcke, nur dass sie den Antikatholizismus durch den Antiprotestantismus ersetzen.

Die Theorie des „Herrenvolks“ des Faschismus ist mit einer gut geplanten „Hasskampagne“ gegen Minderheiten, Religionen und andere Gruppen verwoben. Um ihren besonderen Bedürfnissen und Zielen gerecht zu werden, nutzen Faschisten eine oder eine Kombination solcher Gruppen als bequeme Sündenböcke.

2. Der Faschismus kann religiöse und ethische Konzepte wie eine „Bruderschaft der Menschen“ nicht tolerieren. Faschisten leugnen die Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit. Solche Ideen widersprechen der faschistischen Theorie des „Herrenvolks“. Die Bruderschaft der Menschen impliziert, dass alle Menschen – unabhängig von Hautfarbe, Abstammung, Glaube oder Nationalität – Rechte haben. Internationale Zusammenarbeit, wie sie in den Vorschlägen der Konferenz von Dumbarton Oaks zum Ausdruck kommt, steht im Widerspruch zum faschistischen Programm von Krieg und Weltherrschaft.

Anstelle der internationalen Zusammenarbeit wollen die Faschisten eine perverse Art von Ultranationalismus einführen, der ihrem Volk vorgaukelt, dass es das einzige Volk auf der Welt sei, das zähle. Damit einher gehen Hass und Misstrauen gegenüber den Menschen aller anderen Nationen. Im Moment verbreiten unsere einheimischen Faschisten antibritische, antisowjetische, antifranzösische und gegen die Vereinten Nationen gerichtete Propaganda. Sie wissen, dass ein vereintes Bündnis die sichere Niederlage des Faschismus im Ausland nach sich zöge. Sie wissen, dass ein vereintes Bündnis in der Nachkriegszeit Weltfrieden und Sicherheit bedeuten würde. Sie erkennen, dass der Faschismus unter diesen Bedingungen keinen Erfolg haben und nicht wachsen kann.

3. Es ist korrekt, ein Mitglied einer kommunistischen Partei als „Kommunisten“ zu bezeichnen. Im Volksmund ist er oft ein „Roter“. Menschen und Vorschläge, die man ablehnt, wahllos als „rot“ zu brandmarken, ist ein gängiges politisches Mittel. Es ist ein beliebter Trick einheimischer wie auch ausländischer Faschisten.

Eine falsche Behauptung von vielen Faschisten ist, die Welt habe nur zwei Möglichkeiten – entweder Faschismus oder Kommunismus. Sie bezeichnen jeden als „Kommunisten“, der sich weigert, sie zu unterstützen. Indem sie unser freies Unternehmertum und unsere kapitalistische Demokratie angreifen und die Vorzüge unserer Lebensweise leugnen, hoffen sie, viele Menschen in ihre Falle zu locken.

Hitler machte geltend, nur der Faschismus könne Europa und die Welt vor der „kommunistischen Gefahr“ retten. Viele Menschen innerhalb und außerhalb Deutschlands und Italiens begrüßten und unterstützten Hitler und Mussolini, weil sie glaubten, der Faschismus sei der einzige Schutz gegen den Kommunismus. Das „rote Schreckgespenst“ überzeugte genug, um Hitler an die Macht zu verhelfen und diese zu sichern. Die Achse Rom-Berlin-Tokio, deren Aggressionen die Welt in einen Weltkrieg stürzten, schloss sich zu einem gegen die Kommunistische Internationale gerichteten Bündnis zusammen. Der Antikominternpakt wurde von Hitler, Mussolini und Hirohito als „Bollwerk gegen den Bolschewismus“ proklamiert.

Es ist nicht einfach, einheimische Faschisten zu erkennen und ihre Methoden zu durchschauen. Das ist von ihnen so gewollt. Aber es ist von entscheidender Bedeutung, zu lernen, wie man sie erkennt, und zwar auch dann, wenn sie Namen und Slogans übernehmen, die bei der Bevölkerung Anklang finden, wenn sie sich mit der amerikanischen Flagge schmücken und wenn sie versuchen, ihr Programm im Namen der Demokratie umzusetzen, die sie zu zerstören beabsichtigen.

Wie man es aufhalten kann

(Frage: Wie können wir verhindern, dass sich in den Vereinigten Staaten ein Faschismus entwickelt?)

Um zu verhindern, dass der Faschismus in Amerika Fuß fasst, haben wir nur eine Möglichkeit: Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Demokratie funktioniert, und wir müssen uns gemeinsam für den Erhalt des Weltfriedens und der Sicherheit einsetzen.

In Menschen, die arbeitslos oder hungrig sind, kann viel vorgehen. Sie werden ängstlich, wütend, verzweifelt, verlieren ihren Halt. Viele suchen in ihrem Elend nach jemandem, dem sie die Schuld geben können. Sie suchen nach einem Sündenbock als Ausweg. Der Faschismus ist immer bereit, einen zu liefern. In seinem Streben nach Macht ist er bereit, Keile in die Bevölkerung zu treiben, die die Gesellschaft entzweien und die Nation schwächen. Er liefert den Sündenbock – Katholiken, Juden, Schwarze, Gewerkschaften, Großunternehmen – jede Gruppe, auf die die Verunsicherten und Arbeitslosen die Schuld für ihr Unglück projizieren können.

Wir alle wissen, dass uns nach dem Krieg viele ernsthafte Probleme erwarten. Falls es zu einer Phase wirtschaftlicher Anspannung kommen sollte, wird dies zu Spannungen in der Bevölkerung führen, auch unter uns zurückkehrenden Veteranen. Der Groll kann sich gegen Minderheiten richten – insbesondere wenn es undemokratischen Organisationen mit Macht und Geld gelingt, unsere Emotionen und unser Denken in diese Richtung zu lenken.

Die faschistische Hassdoktrin erfüllt eine dreifache Mission. Durch die Schaffung von Uneinigkeit schwächt sie die Demokratie. Indem sie die Menschen dazu bringt, zu hassen, anstatt zu denken, hindert sie die Menschen daran, nach der wahren Ursache und einer demokratischen Lösung für das Problem zu suchen. Durch falsche Versprechungen von Arbeitsplätzen und Sicherheit versucht der Faschismus dann, die Menschen für sein Programm zu gewinnen, als Ausweg aus der Verunsicherung. Nur durch eine demokratische Lösung der wirtschaftlichen Probleme unserer Zeit kann es Gewissheit geben, dass der Faschismus hier nicht aufkommt. Das ist unsere Aufgabe als Bürger.

In einer Demokratie zu leben, bedeutet mehr, als am Wahltag einen Stimmzettel in eine Urne zu werfen. Es ist eine Aufgabe, die 365 Tage im Jahr andauert und die aktive Beteiligung und das beste Urteilsvermögen eines jeden Bürgers erfordert – bei den Angelegenheiten seiner Gemeinde, seines Landes und bei den Beziehungen seines Landes zur Welt.

Der Faschismus gedeiht auf Gleichgültigkeit und Unwissenheit. Er gewinnt an Boden, wenn die Menschen ihrer Regierung gegenüber apathisch oder zynisch sind – wenn sie sie als etwas betrachten, das weit von ihnen entfernt und von ihren persönlichen Belangen entkoppelt ist. Das Aufstellen einer Ampel in Ihrem Wohnviertel ist wichtig für Ihre Sicherheit und die Sicherheit Ihrer Kinder. Ebenso wichtig für unsere persönliche Sicherheit ist der Aufbau einer Weltorganisation zum Schutz des Friedens und der internationalen Sicherheit. Beides muss jedem Bürger ein Anliegen sein.

Freiheit kann, ebenso wie Frieden und Sicherheit, nicht isoliert aufrechterhalten werden. Dazu gehört, wachsam zu sein und sich nicht nur vor Übergriffen auf unsere eigene Freiheit, sondern auch vor Übergriffen auf die Freiheit aller Amerikaner zu schützen. Wenn wir zulassen, dass Diskriminierung, Vorurteile oder Hass irgendjemandem seine demokratischen Rechte rauben, sind unsere eigene Freiheit und die gesamte Demokratie bedroht.

Was für Amerika gilt, gilt natürlich auch für die ganze Welt. Der Keim des Faschismus kann nicht in einem braunen Haus in München oder auf einem Balkon in Rom eingesperrt werden. Wenn wir sicherstellen wollen, dass der Faschismus nicht nach Amerika kommt, müssen wir dafür sorgen, dass er nirgendwo auf der Welt gedeiht.

(Übersetzt aus dem amerikanischen Original von Uwe Reichert)

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