Der Palmöl-Schock: Was hinter Indonesiens vorübergehendem Ausfuhrverbot steckt

Ende April stoppte die Regierung in Jakarta alle Exporte des billigen Pflanzenfetts – und versetzte damit die Weltwirtschaft in Panik. Wenig später ruderte sie zurück. Die Hintergründe.

vom Recherche-Kollektiv Weltreporter:
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Ein mit Palmfrüchten beladener Lastwagen fährt über eine staubige Straße, die durch eine Palmölplantage führt.

Spätestens seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ist die weltweite Speiseölkrise auch in den deutschen Supermärkten angekommen: Beim Einkaufen blieb oft nur noch der Griff zur letzten Flasche teuren Olivenöls. Die beiden wichtigsten Exporteure von Sonnenblumenöl, Ukraine und Russland, sind seit Ende Februar lahmgelegt. Doch diese Ölkrise zeichnete sich bereits vor Ausbruch des Kriegs in Osteuropa ab: Hitzewellen haben Millionen Tonnen südamerikanischer Sojaplantagen verdorren lassen. Und auch die Ernte des weltweit wichtigsten Rapsproduzenten Kanada ist wegen Trockenheit sehr schlecht ausgefallen.

Angesichts der stark ansteigenden Preise stürzten sich die Käufer auf das billigste und am weitesten verbreitete Speisefett, das rund 40 Prozent des weltweiten Bedarfs deckt: Palmöl. Doch auch hier explodierten die Preise, denn die Haupterzeuger Indonesien und Malaysia hatten ihre Produktion aufgrund strikter Lockdowns während der Corona-Pandemie stark heruntergefahren. Als die indonesische Regierung Ende April einen radikalen Exportstopp verkündete, geriet der Markt in Panik.

Indonesien ist der weltgrößte Produzent von Palmöl

Indonesien allein ist für fast zwei Drittel der weltweiten Palmölproduktion verantwortlich. Das Pflanzenprodukt dient nicht nur als Koch- und Bratöl, sondern wird in mehr als der Hälfte aller Konsumgüter verarbeitet, die wir in unseren Supermärkten finden: von Fertigpizza und Eiscreme über Babynahrung und Tütensuppen bis hin zu Shampoo und Bodylotion. Auch in Biodiesel steckt meist das Öl der ursprünglich aus Afrika stammenden Palme, die rund dreimal so ergiebig ist wie die meisten anderen Ölpflanzen. Dafür werden jedes Jahr Zehntausende Hektar Regenwald abgeholzt, der eine große Bedeutung für das Weltklima hat. Nicht selten kommt es dabei durch illegale Brandrodung zu lange anhaltenden Torfbränden, die Indonesien an die dritte Stelle der weltweiten CO2-Sünder katapultieren. Indigene Einwohner verlieren ihre Lebensgrundlage, bedrohte Tierarten wie Orang-Utans ihre letzten Zufluchtsorte. Immerhin hat sich die Abholzungsrate in den vergangenen Jahren deutlich verlangsamt – unter anderem wohl eine Folge strengerer Umweltregelungen in Abnehmerländern.

Eine Plantage mit noch jungen Ölpalmen aus der Vogelperspektive
Grüne Wüste: Für diese frisch angepflanzte Palmölplantage in der indonesischen Provinz Zentralkalimantan wurden viele Hektar Wald abgeholzt
Auf einem Tisch stapeln sich Teller mit gebratenem Fisch und Hühnchen, dazu verschiedene Gemüsegerichte.
Vorbereitung zum gemeinsamen Fastenbrechen im Ramadan: Die meisten Indonesier verwenden zum Kochen Palmöl
Arbeiter stoßen mit Händen und Füßen Ölpalmenfrüchte von einem Lastwagen auf das Förderband einer Ölmühle.
Arbeiter einer Ölmühle in der indonesischen Provinze Ostkalimantan laden frisch geerntete Palmfrüchte von einem Lastwagen ab.