Reflexion: Wie über Themen aus „Afrika“ schreiben?
Überlegungen zu meiner Arbeit als Journalistin in Tansania und Deutschland
Ich schreibe diesen Text am 10. Dezember 2022, am Tag der Menschenrechte. Als Journalistin, die ich seit sieben Jahren intensiv zu einem Menschenrechtsthema in Tansania recherchiere, beschäftigt mich schon lange die Frage: Wie über Menschenrechte berichten? Dies ist eine kritische Reflektion meiner Arbeit als Journalistin am Beispiel meiner Langzeitrecherchen zur Situation von Menschen mit Albinismus in Tansania, zu kolonialem Erbe und zu Erinnerungskulturen. Dies hier ist für Sie als Leserïnnen vermutlich ein herausfordernd langes Stück. Halten Sie durch, am Ende wartet eine Quizfrage. Los geht es mit einer anderen Frage:
Kennen Sie Tansania?
Mein Ziel ist, über meine Berichterstattung möglichst vielschichtige Bilder zu Themen aus „Afrika“ zu vermitteln. Ich setze „Afrika“ in Anführungszeichen, denn viel zu oft wird über diesen so vielfältigen Kontinent undifferenziert und einseitig berichtet. Ich selber recherchiere seit ungefähr zehn Jahren regelmäßig in Tansania, einem ostafrikanischen Land, das flächenmäßig deutlich größer ist als Deutschland. Tansania, das ist ein faszinierendes Land mit vielen ethnischen Gruppen und Sprachen. Offizielle Landessprache ist Kiswahili, auf Deutsch auch Suaheli genannt. Falls Sie Tansania nicht kennen: Bestimmt haben Sie schon vom Kilimanjaro, der Serengeti oder Sansibar gehört. All das ist in Tansania. Sansibar ist übrigens das „san“ in Tansania, einem Land bestehend aus dem Festland, dem früheren Tanganyika sowie einigen Inseln im Indischen Ozean, darunter Sansibar. Das Festland vom heutigen Tansania war von 1885 bis 1918 eine deutsche Kolonie.
Koloniales Erbe von Tansania und Deutschland
Das koloniale Erbe von Tansania und Deutschland ist über die Jahre neben Menschenrechten ein Themenschwerpunkt von mir geworden. So unterschiedlich die Themenbereiche Menschenrechte und koloniales Erbe klingen, so ähnlich sind manche Problematiken. Diese Themen sind komplex.
Die „Gefahr der einen einzigen Geschichte“
Wie über solche Themen als deutsche Journalistin berichten? Diese Frage beschäftigt mich. Mein momentanes Fazit: Wichtig ist, bei solchen Recherchen regelmäßig Pausen zu machen. Inne zu halten. Die eigene Arbeit kritisch zu reflektieren. Denn auch für Recherchen zu Menschenrechten und kolonialem Erbe gilt, was Chimamanda Ngozi Adichie in ihrem TED-Talk im Jahr 2009 als the danger of the single story beschrieben hat. Die Gefahr der einen einzigen Geschichte ist immer da. Daran versuche ich, mich – und andere – regelmäßig zu erinnern.
In Ihrem TED-Talk beschreibt Chimamanda Ngozi Adichie, dass sie als Nigerianerin von den USA nicht nur eine einzige „single story“ hatte. Medien und Filme oder Musik aus den USA zeigen eine Vielfalt der Vereinigten Staaten von Amerika. Doch welches Bild wird über „Afrika“ gezeichnet? Allzu oft lediglich eines von Armut, Hunger und Chaos. Nigeria oder Namibia? Ist doch alles in Afrika. Das wäre in etwa so, als würden wir Japan und die Mongolei nicht als Eigenes sehen. Ist doch beides in Asien. Oder Ungarn und Deutschland. Ist doch beides in Europa.
Welche Geschichte wie erzählen?
Ab Minute 10:30 spricht Chimamanda Ngozi Adichie in ihrem TED-Talk darüber, wie eben auch über die Geschichte von Ländern Afrikas gesprochen werden könnte: „Beginnt man die Geschichte mit dem Scheitern von afrikanischen Staaten und nicht mit der Errichtung des afrikanischen Staates durch Kolonisierung, erzählt man eine völlig andere Geschichte“. Wieso ich genau dieses Zitat gewählt habe? Weil es mich an meine aktuelle Recherche erinnert, über eine Ausstellung und Performance im Humboldt Forum: Vinyago – Tanz jenseits kolonialer Biografien, eine tansanisch-deutsche Kulturproduktion, die ebenfalls so ganz anders als in Deutschland oft üblich über Tansania erzählt. Denn es gibt so viel mehr als die eine einzige Geschichte.
An dieser Stelle halte ich einen Hinweis für wichtig auf eine momentan von Chimamanda Ngozi Adichie ausgehende und um ihre Person geführte Debatte. Chimamanda Ngozi Adichie hat sich nicht nur einmal mit anschließend kontrovers diskutierten Äußerungen zu Cancel Culture („Epidemie der Selbstzensur“) und Transmenschen geäußert. Diese Debatte hier näher zu beleuchten sprengt den Rahmen, den Hinweis hier nicht zu geben, hätte ich aber für eine zu große Lücke gehalten. An dieser Stelle verweise ich für weitere Informationen auf zwei Beiträge, zum einen eine Besprechung im Deutschlandfunk, sowie auf eben jene darin besprochene BBC-Lecture von Chimamanda Ngozi Adichie.
Den Schmerz der anderen begreifen. Holocaust und Weltgedächtnis
Bei all diesen komplexen Themen gilt es meines Erachtens, behutsam zu sein. Mit dem Hinweis, „Seien wir behutsam“ beginnt die erfahrene Auslandsjournalistin Charlotte Wiedemann ihr BuchDen Schmerz der anderen begreifen. Holocaust und Weltgedächtnis. Ein, wie ich finde, sehr lesenswertes Buch zu einem ebenfalls höchst komplexen Thema. In jedem Fall ist der Hinweis „Seien wir behutsam“ ein kluger Rat, wenn kontroverse Themen debattiert werden.
Hierzu gehört für mich auch, jedem, den Akteurïnnen, die sich in den teilweise zu verbalen Kampfzonen aufgeladenen Themenfeldern bewegen, aber auch uns Journalistïnnen, die darüber berichten, zuzugestehen, dass wir Fehler machen. Wichtig ist, dass wir diese transparent anerkennen und versuchen, daraus zu lernen. Vor allem aber, dass wir versuchen, nicht einseitig zu berichten. Ich bemühe mich darum. Chimamanda Ngozi Adichies Erläuterungen aus ihrem TED-Talk zu „The danger of the single story“ helfen mir „als Reminder“ sehr.
In Deutschland gibt es zum Themenkomplex Erinnerung und Erinnerungskulturen – Memory Studies – seit einiger Zeit wieder vehement geführte Debatten. Untrennbar damit verbunden schwingt die Frage mit, wie als Deutsche, als Deutschland, als Land der Täter, mit einem sich radikalisierenden Israel umgehen? Bei wissenschaftlichen Konferenzen, in den Feuilletons und auf den Marktplätzen, die uns die sozialen Medien bieten, wird gestritten. Die Fronten sind verhärtet. Es ist manchmal schon als Erfolg zu werten, wenn miteinander und nicht nur übereinander gesprochen wird.
Historikerstreit 2.0
Charlotte Wiedemann hat über diesen Themenkomplex ihr Buch Den Schmerz der anderen begreifen. Holocaust und Weltgedächtnis geschrieben. Dieses Buch ist für mich ein Lehrstück darüber, wie es möglich sein kann mit Empathie und aus verschiedenen Perspektiven höchst komplexe, verschränkte Debatten – Stichwort Historikerstreit 2.0. – zu beleuchten. Wenn ich, insbesondere in den letzten Wochen, die auf Social Media scharf geführte Kritik um Charlotte Wiedemann lese, frage ich mich: Wer von diesen Menschen und Institutionen, die da öffentlich Charlotte Wiedemann attackieren, hat ihr Buch Den Schmerz der anderen begreifen. Holocaust und Weltgedächtnistatsächlich gelesen? Als Beispiel zitiere ich die Stelle, an der Charlotte Wiedemann ihre Intention beschreibt:
„Dieses Buch ist entstanden aus einem inneren Dialog, aus zwei großen persönlichen Anliegen. Mögen wir als Deutsche, als neue und als alte Deutsche, den Nationalsozialismus dicht bei uns behalten, mit Sensibilität und mit Fürsorglichkeit gegenüber den Opfern. Und mögen wir als Europäer:innen ein weißes Geschichtsdenken überwinden und uns der Auswirkungen kolonialer Gewalt bewusst sein. Mit anderen Worten: die Verantwortung für die NS-Verbrechen im Zentrum halten, aber auf Grundlage eines veränderten Weltverständnisses, orientiert an Respekt und Teilhabe.
Die Opfer des deutschen Kolonialismus werden auf bis zu eine Million geschätzt, dass es für sie kein angemessenes Gedenken, keinen Ort des Respekts gibt, lässt sich nicht mit einem Vorrang von Holocaust-Erinnerung entschuldigen. Die Shoah ist eine Tragödie von besonderem Rang, aber ihre Bedeutung darf nicht zur Degradierung anderer Leiden missbraucht werden. Und Deutsche müssen lernen, dass in einer globalisierten Welt aus verschiedenen Perspektiven auf die Vernichtung der Juden und Jüdinnen geblickt wird und auch auf Israel.“ (S. 9 f.)
Was ist guter Journalismus?
Meiner Erfahrung nach gibt es weder objektive noch neutrale Berichterstattung. Wohl aber gibt es faire Berichterstattung. Ich wollte, um ein aktuelles Beispiel aus meiner Arbeit zu nennen, am 2. Dezember 2022 ein Interview veröffentlichen. Zwei Tage zuvor, am 30. November sprach ich hierfür mit den drei Kuratorïnnen eines aktuell im Humboldt Forum in Berlin laufenden Projektes. Diese tansanisch-deutsche Kooperation Vinyago – Tanz jenseits kolonialer Biografienund auch der Ort, wo dieses Kulturprojekt stattfindet, das Humboldt Forum, ist an sich schon ein komplexes Geflecht, in dem verschiedene Debatten und Problematiken verschränkt sind. Im Interview am 30. November jedoch erweiterten die drei Co-Kuratorïnnen Isack Abeneko, Gita Herrmann und Nicholas Calvin Mwakatobe das Ganze noch um weitere brisante Debatten. Als Stichwort seien an dieser Stelle Macht und White Money genannt. In Kürze werde ich das brisante Interview sowie einen einordnenden Artikel hier auf RiffReporter in meinem Magazin Pauseveröffentlichen.
Mein ursprüngliches Ziel jedoch, wofür ich dieses Interview geführt hatte, war, dass ich eben dieses Interview vor der Premiere von Vinyago am 2. Dezember veröffentliche. Denn ich vermute, ich bin eine der wenigen deutschen Journalistïnnen, die dieses Projekt Vinyago schon seit vier Jahren kennen. Gemeinsam mit meinem RiffReporter-Kollegen Björn Göttlicher habe ich bereits im Jahr 2018 einen der drei Co-Kuratorïnnen, Isack Abeneko, in Dar es Salaam in Tansania zu Vinyago interviewt.
Mein Ziel war also, vor anderen Journalistïnnen über Vinyago zu schreiben. Im Interview dachte ich zuerst, „Wow, dieses Gespräch ist hochinteressant und brisant. Ein Glücksfall für mich als Journalistin.“ Mit eineinhalb Tagen Abstand und nach Rücksprache mit einer meiner Lektorïnnen, der RiffReporter-Journalistin Susanne Wedlich, haben wir gemeinsam entschieden, dass wir dieses Interview nur zusammen mit einem einordnenden Artikel veröffentlichen. Denn im Interview wurden auch Dritte kritisiert, nicht nur das Humboldt Forum, auch andere Institutionen.
Ich habe also dieses Interview vor einer Woche nicht veröffentlicht. Dies hatte zur Konsequenz, dass ich meinen zeitlichen „Vorsprung“ gegenüber anderen Journalistïnnen, die ebenfalls über dieses Ausstellungs- und Performanceprojekt berichten, verloren habe. „Gewonnen“ habe ich mehrere Tage Arbeit und aufwändige weitere Recherche. Doch, ich denke, es war hier die richtige Entscheidung. Denn ich bin eben Journalistin. Eine Hauptaufgabe von Journalismus ist komplexe Themen einzuordnen. Und manchmal braucht es, um faire Berichterstattung umzusetzen, einen klugen Hinweis im Redigat. Denn als Autorïnnen sind wir selbst manchmal zu nah dran, um vor lauter Bäumen noch den Wald zu sehen.
An dieser Stelle könnte meine Reflektion enden. Doch, wie bei so vielem, ist das Berichten zu Themen wie Menschenrechten oder kolonialem Erbe noch komplexer. Es gibt weitere Facetten.
Mir ist bei meinen Recherchen wichtig, wenn möglich, auch die Namen derer zu nennen, die mich bei meiner Arbeit unterstützt haben.
Das folgende Video wurde mir von einem Algorithmus meines Smartphones vorgeschlagen, erstellt mit Bildern aus einem meiner auf dem Handy gespeicherten Fotoalben über meine Recherche #MGNalbinism, Multimedia Graphic Novel about the situation of persons with albinism in Tanzania. Veröffentlicht habe ich das Video zum ersten Mal vor zwei Jahren auf Social Media.
Auslandsjournalismus bereitet Freude
Ich finde, dieses Video zeigt eine Seite von Auslandsjournalismus, die meines Erachtens zu oft vergessen wird. Ja, gerade wir, diese Crew hier in diesem Video arbeiten zu einem sehr ernsten Thema, der in manchen Dörfern lebensgefährlichen Situation von Menschen mit Albinismus in Tansania. Aber ich habe meine Recherche #MGNalbinism gerade deshalb gestartet, weil ich aufzeigen wollte und will, dass es auch bei schlimmen Themen durchaus Erfolgsgeschichten zu erzählen gibt. Lösungsorientierter Journalismus ist, wenn qualitativ gut gemacht, das Beleuchten sowohl der Probleme als auch möglicher Lösungsmöglichkeiten. Und Auslandsjournalimus ist nicht nur traurig, anstrengend oder gefährlich. In Tansania als Journalistin zu arbeiten macht mir Spaß – und ich habe dort viele Freunde gefunden. Wir sind fast alle Freiberuflerïnnen und wir unterstützen uns gegenseitig.
Die Situation von Menschen mit Albinismus in Tansania
Meine Slow-Journalism-Recherche zur Situation von Menschen mit Albinismus in Tansania werde ich im Jahr 2023 hier im Riff als Serie erzählen. Außerdem wird es eine englische Variante geben, sowie – und das war von Beginn an mein Ziel und ich bin so dankbar, dass es nun in greifbarer Nähe ist: Es wird eine Version auf Kiswahili geben, übersetzt voraussichtlich von einem Menschen mit Albinismus. Den Namen dieser Person verrate ich noch nicht. Ein bisschen Spannung sei erlaubt. Schauen Sie also gerne im Jahr 2023 ab und an mal in meinem RiffReporter-Magazin Pause – Slow Journalism vorbei. Voraussichtlich jeden Monat wird es eine Geschichte geben.
Verschiedene Geschichten erzählen
Ich habe mit unterschiedlichsten Menschen mit Albinismus gesprochen. Von Eliah Pastory, einem Mann mit Albinismus, der damals in Mwanza, Tansanias zweitgrößter Stadt als Autowäscher gearbeitet hat, bis zu finanziell sehr erfolgreichen Menschen wie den Doktoren Ally und Abdallah Possi, letzterer inzwischen Botschafter Tansanias in Deutschland oder dem herrlich unterhaltsamen, aber auch als sehr kontroverse Figur zu portraitierenden Haji Manara, dem auf Instagram 4, 4 Millionen Menschen folgen.
Ich habe bei meiner Recherche auch mit bewundernswerten Frauen gesprochen, wie zum Beispiel Perpetua Senkoro, eine sehr bekannte Aktivistin für Menschen mit Albinismus oder mit Vicky Ntetema, auf deren Schultern wir alle, die wir über dieses Thema berichten, stehen.
Zwischen Journalismus und Aktivismus
Vicky Ntetema ist auch ein Beispiel für die Weggabelung, an die viele von uns, die zu Menschenrechten oder Themen wie kolonialem Erbe oder Erinnerungskultur schreiben, kommen. Vicky Ntetema, Tansanierin und damals Journalistin für die BBC, hatte investigativ im Milieu von Witchdoctors recherchiert, die das grausame Geschäftsmodell „Medizin aus Körperteilen von Menschen mit Albinismus“ in die Welt gebracht hatten. Nach dem Veröffentlichen ihrer Recherche hat sie sich später entschieden, an dieser Weggabelung, wo es auf der einen Seite als Journalistin weitergeht, die andere Straße zu nehmen. Vicky Ntetema ist zu einer der bekanntesten Aktivistïnnen für Menschen mit Albinismus geworden, leitete einige Jahre lang das Tansania-Büro der NGO „Under the Same Sun“. Inzwischen ist sie die Straße zurückgegangen und schreibt wieder journalistisch.
Die Geschichten zurück zu den Menschen bringen
Ich bemühe mich redlich, an solchen Weggabelungen den Weg des Journalismus zu gehen. Doch ich bin mir bewusst, wie schmal die Trennlinie ist. Bitte bilden Sie sich nächstes Jahr selbst ein Urteil, ob es mir gelungen ist, bei meiner Langzeitrecherche in Tansania, wie ich hoffe, in der Rolle der Journalistin geblieben zu sein – und dennoch die Geschichten auch zurück in die Communitys zu bringen. Denn das ist mir wichtig, dass ich als ausländische Journalistin nicht nur nehme, sondern auch zurückgebe. Aus diesem Grund arbeiten wir gerade an der Kiswahili-Verson von #MGNalbinism. Damit wir den Menschen, deren Geschichten wir erzählen, Zugang zu ihren Geschichten bieten können. Und ja, auch damit andere Menschen in diesen Communitys durch unsere Berichterstattung lernen. – Wie ich gesagt habe, diese „Grenze“ zwischen Journalismus und Aktivismus ist verdammt eng.
Transparenz und Dokumentation
Ich habe beschlossen, mögliche Interessenkonflikte transparent aufzuzeigen. Auch deshalb dokumentiere ich von Anfang an meine Recherche unter #MGNalbinism auf Social Media. Zuerst nur auf Facebook und Twitter. Später habe ich, inspiriert von meinen tansanischen Kollegïnnen auch einen Instagram-Account eröffnet. Seit kurzem habe ich auch einen Mastodon-Account. Wenn Sie die Anfänge der Recherche nachverfolgen möchten, empfehle ich Facebook, das in Tansania nach wie vor sehr beliebt ist, wobei längst von Instagram und TikTok verdrängt. Doch TikTok zu bespielen, nein, das fange ich nicht auch noch an – zumindest denke ich heute so. Es bleibt spannend!
Giving Credit
Bevor Sie, liebe Leserïnnen am Ende dieser Reflektion noch eine Quizfrage finden, vorab noch etwas, das mir ganz wichtig ist: Auch wenn am Ende oft nur mein Name als Autorin über einer Veröffentlichung steht, so versuche ich, wann immer möglich, auch diejenigen zu nennen, die mitgeholfen haben, beispielsweise meine große Recherche #MGNalbinism durchzuführen.
Mein Kernteam in Tansania, das mich beruflich unterstützt, aber auch seelisch-moralisch durch so manch schwierige Zeiten getragen hat. Wir sind Freiberuflerïnnen und wir unterstützen uns gegenseitig. Ahsanteni! Danke euch: Ramadhan Pocha, Emmanuel Mathias N'humba, Charmaigne Zainab Kawekwa, Jacqueline Mafunda, Marco Tibasima, Amos Mutasingwa und Björn Göttlicher.
Außerdem, ebenso wichtig, mein Dank an meine Kollegïnnen unserer Genossenschaft für freien Journalismus, RiffReporter e.G.: Danke, Steve Przybilla, Susanne Wedlich, Carmela Thiele, Peter Spork, Giorgia Grimaldi, Bettina Rühl, Ulrike Prinz und nochmals, danke, Björn Göttlicher – um stellvertretend für die RiffReporterïnnen nur einige Namen zu nennen.
Außerdem danke ich meinem Kollegen, dem Journalisten Dr. Harrison Kalunga Mwilima, der mit mir gemeinsam eine Vinyago-Performance im Humboldt Forum besucht hat und mit dem ich mich seither mehrmals ausgetauscht habe. Ich bin so dankbar für sein Feedback, dafür, dass er mir seine Perspektive mitteilt. Seine Beratung als erfahrener tansanischer Journalist in Berlin hilft mir immer wieder sehr.
Fazit
Als Journalistin zu kolonialem Erbe zu schreiben bringt ähnliche Probleme mit sich, wie das Schreiben zu Intersektionalität oder Menschenrechten. Jemand aus der Branche sagte mir einst, ich zitiere frei, ich meine der Wortlaut war: „Das ist ein Minenfeld“.
Bei manchen Themen verschränken sich brisante Themenbereiche. Vieles betrifft sowohl Rassismus, Antisemitismus, Feminismus, Kolonialismus, Verschwörungsmythen, Fake News. Selten bleibt Berichterstattung zu solchen Themen frei von Hass und Hetze auf Social Media. Mir ist das bisher, worüber ich sehr dankbar bin, erspart geblieben. Aber ich habe mich auch (zu) oft nicht getraut, zu veröffentlichen. Heute traue ich mich. Gleich werde ich erstmal „senden“ drücken und diesen Text ins Lektorat geben. Wenn Sie diesen Text hier lesen, habe ich mich nach erfolgtem Redigat durch Giorgia Grimaldi auch getraut, „veröffentlichen“ zu drücken.
Wichtig ist mir noch, darauf hinzuweisen, dass ich die „Gefahr der einen einzigen Geschichte“ nicht insofern falsch verstanden wissen möchte, als dass sich hierüber Alternativen zu Fakten schaffen lassen können. Wäre diese Reflektion nicht über das Berichten zu Menschenrechten oder kolonialem Erbe, sondern zu beispielsweise naturwissenschaftlich prüfbaren Fakten, dann sähe die Diskussion ganz anders aus und es wären Themen wie False Balancezu diskutieren. Als interessante Lektüre hierzu empfehle ich den Beitrag meines RiffReporter-Kollegen Peter Spork, der in seinem „Kommentar zu einem journalistischen Kunstfehler“, bezogen auf die Corona-Berichterstattung vor zwei Jahren gefragt hat: „Berichten wir in der Coronakrise über die Falschen?“
Quizfrage
Abschließend die versprochene Quizfrage. Nicola Kuhrt, die Gründerin von MedWatch fragt in einem Tweet aus der letzten Woche:
„Whenever you find yourself on the side of the majority, it is time to pause and reflect.“
Na? Ist von…
Wissen Sie die Antwort? Schreiben Sie mir gerne eine Nachricht per Twitter, Instagram, Facebook, Mastodon oder E-Mail, von wem dieses Zitat ist. Ich werde bewusst erstmal keine Suchmaschine befragen. Ich bin Optimistin. Überzeugt davon, dass auch auf verschiedenen Social-Media-Plattformen weiterhin sachliche Konversationen möglich sind. Ich bin gespannt, ob und wenn ja, was für Interaktionen kommen.
Eine Bitte habe ich. Mögen wir bei diesen, möglicherweise öffentlichen, Gesprächen den Rat von Charlotte Wiedemann befolgen: „Seien wir behutsam.“
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Gerade bei solch komplexen, verschränkten Themen wie kolonialem Erbe oder der Situation von Menschen mit Albinismus in Tansania halte ich es für sinnvoll, nach umfassender Recherche die wesentlichen Inhalte anschaulich zu vermitteln. Für die visuelle Umsetzung dieser Recherchen als freie Journalistin mit einem Comiczeichner, bei diesen beiden Themen mit Marco Tibasima aus Tansania, zusammenzuarbeiten, ist auch ein finanzielles Risiko für mich. Denn es ist für mich selbstverständlich, dass ich ihn für seine Arbeit zum Zeitpunkt der Leistungserbringung bezahle.
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