Mary Ellen Mark: Bilder von Menschen aus aller Welt

„Ich suche nach Humor, nach Ironie, nach Intensität“. Zur Wiederentdeckung der US-Fotografin Mary Ellen Mark, die das Genre der Documentary Photography neu prägte

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Ein Mädchen lehnt ihren Kopf an die Schulter eines älteren Jungen. Im Hintergrund Wohnwagen an einem Weg.

Die Fotoreporterin Mary Ellen Mark war eine Suchende. Sie setzte auf authentische Bilder, die über den Moment hinaus eine Bedeutung haben. Redakteuer:innen erfolgreicher Magazine schätzten ihre Arbeit und ermöglichten ihr Reisen in alle Welt. Sie stand kompromißlos zu ihren Werten: „Meine Fotografien sind emotional. Ich möchte, dass sie emotional sind. Ich möchte Menschen berühren, ich möchte, dass sie ihre Gefühle zulassen. Es ist nicht einfach zu sagen, wonach ich suche. Ich suche nach Humor, nach Ironie, nach Intensität. Ich suche nach dem, was eine gute Fotografie ausmacht.“

In den vergangenen Jahren erinnerten mehrere Ausstellungen an das Werk von Mary Ellen Mark (1940–2015), etwa in der Fotogalerie c/o Berlin und nun aktuell in der Kunsthalle Vogelmann in Heilbronn. Vielleicht beruht das neue Interesse an der Magnum-Fotografin auf ihrer Fähigkeit in ihren Bildern eine elektrisierende Kraft einzufangen, Menschen zu porträtieren jenseits der Maske der Konformität. Im Gegensatz zu vielen Künstler:innen heute wollte sie „ehrliche Bilder“ schaffen, fotografierte analog, suchte Kontakt zu Menschen, die am Rand der Gesellschaft lebten. Wer war diese Frau und warum verändern ihre Bilder den Blick auf die Gesellschaft?

Eine junge Frau in der Badewanne. Zu sehen ist nur ihr Kopf und ihr dunkles Haar, das über den Rand hängt.
„Laurie in der Badewanne“, lautet der Titel des Fotos. Nichts weist daraufhin, dass es auf einer geschlossenen Station einer Nervenklinik gemacht wurde.
Ein Kleinkind tastet nach der Hand einer Frau, deren Oberkörper nicht zu sehen ist.
Mary Ellen Mark unternahm lange Reisen durch Indien. Sie dokumentierte die Arbeit der Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa und besuchte 1980 ihr Waisenhaus für blinde Kinder in Shishu Bhawan, Kalkutta.
Das Schwarz-Weiss-Foto zeigt ein Kind in einem Planschbecken. Daneben steht ein Mädchen, dass eine Zigarette raucht.
1990 beauftragte das Life Magazin Mary Ellen Mark mit einer Reportage über eine Sonderschule für Problemkinder in North Carolina. Dort fiel ihr die neunjährige Amanda auf, deren Selbstbewusstsein sich in exaltierten Posen äußerte.
Halbportät eines Mädchens in einem „kleinen Schwarzen“ mit Hut und Handschuhen.
Die 13-jährige Tiny kleidete sich wie eine Erwachsene. An diesem Tag habe sie wie eine französische Prostituierte aussehen wollen, schrieb Mary Ellen Mark.
Vier Frauen stehen mit einem Ball in den Händen bis zur Brust im Wasser eines Schwimmbeckens.
Fit im Alter: 1986 fotografierte Mary Ellen Mark eine Wassergymnastikgruppe in Florida.