Mit den Rechten der Natur: Wie Ecuadors Gerichte Artenschutz erkämpfen

Als Verfassungsrichter hat Ramiro Ávila in seiner Heimat Ecuador Aufsehen erregende Urteile zum Naturschutz gefällt. Er erklärt im Interview, warum der Justiz gelingt, worin die Politik versagt.

vom Recherche-Kollektiv Südamerika+Reporterinnen:
10 Minuten
Ein Mann mit grauen Locken und einer Brille gestikuliert an einem Tisch während einer Podiumsdiskussion.

Wie können wir die Artenvielfalt retten? Darüber beraten die Mitgliedsländer der Vereinten Nationen vom 21. Oktober bis 1. November bei der Biodiversitäts-Konferenz in Cali (Kolumbien). Für wegweisende Ideen reicht ein Blick ins Nachbarland Ecuador.

Dort hat die Natur seit 2008 eigene Rechte, die in der Verfassung verankert sind. Ramiro Ávila Santamaría ist ein auf Umweltrecht spezialisierter Jurist und war einer der Richter am Verfassungsgericht, das in den vergangenen Jahren Grundsatzurteile zugunsten der Umwelt fällte.

Justiz als Bollwerk im Umweltschutz?

Erdölfirmen, die sich aus dem Regenwald zurückziehen müssen, Bergbauprojekte, die ersatzlos gestrichen werden, Städte, die verschmutzte Flüsse sanieren müssen – das sind nur einige der Fälle, über die Richter*innen in Ecuador seit 2008 entschieden haben.

Die Justiz ist damit zu einem wichtigen Bollwerk im Umweltschutz geworden und hebelt das Interessensgeflecht von Politik und Wirtschaft immer wieder aus. Sind die Rechte der Natur vielleicht eine Art Zauberstab für effektiveren Naturschutz?

Ein Jaguar mit leicht geöffnetem Maul unterwegs im hohen Gras im Yasuni-Regenwald.
Ein Jaguar schleicht durch hohes Gras im Yasuni-Nationalpark.
Blick von einem Amazonasfluss auf ein dicht bewaldetes Ufer.
Der Yasuni-Park im ecuadorianischen Amazonasgebiet gilt wegen seiner Artenvielfalt als "Arche Noah".
Ein grüner Frosch sitzt auf einem Ast und blickt in die Kamera.
Die Artenvielfalt im Yasuni-Nationalpark ist einzigartig. Auch viele Frösche und Amphibien sind dort einzigartig.
Die Abraumhalde von Espinar am Horizont, mit bunten, aufeinander getürmten Gesteinsschichten. Davor ein kleines, einfaches Lehmhaus mit einem Korral.
Der Bergbau rückt den Bauern und ihren Alpakas auf die Pelle. Hier eine Abraumhalde in Espinar, in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem kleinen Bauernhof.
Ein Kleinbauer mit einer Wasserprobe in einem Fluss im Hochland von Peru.
Wasser ist im andinen Hochland knapp und wird durch den Bergbau verschmutzt. Kleinbauern haben in Espinar gelernt, die Wasserqualität zu testen.
Eine Gruppe Demonstranten mit Transparenten, die gegen die Erdölförderung im Yasuni-Park protestieren.
Demonstranten fordern in der Hauptstadt Quito ein Plebiszit zur Erdölförderung im Yasuni-Nationalpark.
Ein Holzhaus, direkt daneben ein schwarzes Ölpipeline-Rohr auf wackeligen Stelzen .
Die Erdölpipelines im ecuadorianischen Regenwald führen mitten durch Siedlungen und Grundstücke wie hier in der Provinz Sucumbíos.