„Sirenen-Erkennung klappt schon sehr gut“: Wissenschaftler wollen Autos das Hören beibringen

Moderne Fahrzeuge haben Kameras und Sensoren, um Hindernisse aufzuspüren. Nur Geräusche erkennen sie bislang nicht. Das könnte sich demnächst ändern.

vom Recherche-Kollektiv Busy Streets:
4 Minuten
Auf einem Autodach sind Sirenen und ein Blaulicht montiert

Wenn Autos Menschen wären, bräuchten sie keine Brille. Dank zahlreicher Sensoren, Radaranlagen und Videokameras „sehen“ moderne Fahrzeuge so gut, dass sie automatisch Abstand halten, die Spur wechseln und im Notfall sogar bremsen können.

Nach einem Unfall lassen sich die Aufzeichnungen des Fahrzeugs als Beweismittel heranziehen, und selbst Insassen werden immer öfter „im Auge“ behalten. So wachen Innenraumkameras darüber, dass Fahrerinnen und Fahrer auch wirklich auf die Straße schauen – und nicht etwa aufs Handy.

Das taube Auto

Doch so ausgeprägt ihr Sehsinn auch ist, so schwer tun sich Autos mit dem Hören. Mit Ausnahme von bestimmten Sprachbefehlen – „Navigiere mich nach Hause“ – können die Bordsysteme keine Geräusche verarbeiten. Im Außenbereich sind sie sogar komplett taub, weil dort bislang keine Mikrofone verbaut werden.

„Dabei gäbe es viele Anwendungsmöglichkeiten“, sagt Moritz Brandes, der am Fraunhofer-Institut IDMT in Oldenburg das Projekt „The Hearing Car“ leitet. Die Arbeit seines Teams begann im Jahr 2014 mit einem banalen Auftrag: „Ein Hersteller kam auf uns zu und wollte wissen, wie man eine Heckklappe von außen per Sprache öffnen kann“, erinnert sich Brandes.

Blick in den Rückspiegel zeigt Zivilauto mit Blaulicht auf dem Dach
Auf einer Mietstrecke in Papenburg testen die Forschenden, wie gut die Autosensoren funktionieren