SPD lehnt Kernfusion als Option für Energieversorgung ab, Grüne erstmals für weitere Forschung offen

Energiepolitiker von FDP und Union fordern Unterstützung für deutsche Fusionskraftwerke. SPD-Energiepolitikerin Scheer: Kernfusion technisch ungewiss, teuer und mit Risiken behaftet. Grünen-Forschungspolitiker Gehring sieht mögliche „Erweiterung der Handlungsoptionen“

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Hochtechnische Anlage im Querschnitt.

Die energiepolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Nina Scheer, hat sich gegen die Pläne von Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) gewandt, bei der Energieversorgung verstärkt auf Kernfusion zu setzen und den Bau eines Fusionskraftwerks in Deutschland durch neuartige Start-ups zu unterstützen. „Bis Kernfusion je zur Stromgewinnung einsetzbar wäre, wird der Umstieg auf erneuerbare Stromgewinnung geleistet sein, zumal Erneuerbare Energien bereits heute die kostengünstigste Form der Stromgewinnung bieten“, teilte Scheer auf Anfrage von RiffReporter mit.

Während SPD-Energiepolitikerin Scheer darauf besteht, dass Kernfusion „weder zeitlich noch ökonomisch ein zukunftsfähiges Anwendungsfeld in der Energieversorgung finden“ wird, zeigte sich der Grünen-Forschungspolitiker Kai Gehring offen dafür, Kernfusion als Option zu prüfen. Die energiepolitischen Sprecher der FDP- und der CDU/CSU-Bundestagsfraktion forderten dagegen eine forcierte Fusionsforschung mit dem Ziel der Stromproduktion, und die staatliche Unterstützung entsprechender Projekte. Andreas Jung, CDU-Vizevorsitzender und Sprecher der Unionsfraktion für Klimaschutz und Energie, fordert, Deutschland müsse bei der Fusion „eine führende Rolle einnehmen“.

Die Kraft der Sonne gelte es mit Photovoltaik und Solarthermie zu nutzen, „statt sie technisch ungewiss, teuer, und unter Risiken künstlich im Wege der Kernfusion zu erzeugen“, erklärte die SPD-Politikerin Scheer. Bis heute sei Kernfusion „keine nutzbare Energiegewinnungstechnologie – anders als dies für Erneuerbare Energien gilt, die in Deutschland bereits heute schon knapp die Hälfte der Stromgewinnung leisten.“ Auch den Vorschlag der neu gegründeten Firma „Gauss Fusion“, Fusionskraftwerke dort zu errichten, wo bisher Atomkraftwerke standen, lehnt Scheer ab: „Für Investitionen in Kernfusion – ob an heutigen beziehungsweise ehemaligen AKW-Standorten oder andernorts – gibt es keine sinnstiftende Perspektive, die Investitionen sollten in Erneuerbare Energien fließen.“

Mehrere Start-ups wollen in Deutschland Strom aus Fusion erzeugen

Mehrere neue Unternehmen hatten zuvor angekündigt, in spätestens zwanzig Jahren in Deutschland Fusionskraftwerke in Betrieb nehmen zu wollen. Ihre technischen Ansätze unterscheiden sich, doch das Ziel ist dasselbe: Zusätzlich zu den erneuerbaren Energiequellen soll eine weitere Option zur Verfügung stehen, Strom zu erzeugen. Als Vorteil der Kernfusion führen die Firmen an, dass diese unabhängig von Wind und Wetter Strom liefern und zudem die Nachfrage nach „grünem“ Wasserstoff und Energie für die Entfernung von CO₂ aus der Atmosphäre liefern könnte. Die Unternehmen „Marvel Fusion“ und „Focused Energy“ setzen dabei auf zwei verschiedene Methoden der Laserfusion, die von dem deutschen Unternehmer und Milliardär Frank Laukien gegründete Firma „Gauss Fusion“ auf den Einschluss des Millionen Grad heißen Plasmas mit starken Magneten.

Portraitfotos der vier zitierten Abgeordneten.
Die Bundestagsabgeordneten Michael Kruse (l.o.), Kai Gehring (l.u.), Nina Scheer (r.o.) und Andreas Jung (r.u.).
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