Geopolitik im Orbit: Europas Raumfahrt zwischen Vision und Realität

Europa baut eigene Satelliten und plant eine Internet-Konstellation namens IRIS². Doch deren Aufbau wird noch Jahre dauern. Bis dahin bleibt die EU abhängig von Elon Musks SpaceX und anderen US-Unternehmen.

vom Recherche-Kollektiv Die Weltraumreporter:
9 Minuten
Drei Fotos nebeneinander: Eine weiße Rakete in grüner Landschaft zündet am Boden ihre Triebwerke (1), übersteigt den Startturm (2) und reitet auf einem breiten Feuerstrahl in die Höhe (3). Der Himmel ist bedeckt.

Eine weiße Rakete erhebt sich am 6. März 2025 in den Himmel über dem Tropenwald von Kourou in Französisch-Guyana. Der Weltraumbahnhof in dem Überseegebiet in Südamerika ist Dreh- und Angelpunkt des europäischen Raketenbetreibers Arianespace. An diesem Tag hebt die neue Trägerrakete Ariane 6 zu ihrem ersten regulären Flug ab und bringt einen Satelliten ins All: An Bord befindet sich CSO-3, ein 3,6 Tonnen schwerer französischer Aufklärungssatellit, der den Streitkräften des Landes der Bilder der Erdoberfläche liefern soll.

Auf Trägerraketen wie der Ariane 6 ruhen die Hoffnungen Europas. Denn in Zukunft sollen viele neue Satelliten in den Orbit befördert werden. Weniger Abhängigkeit ist das Ziel – oben im All und auch auf dem Weg dorthin. Lange Zeit etwa beförderte auch die russische Trägerrakete Sojus regelmäßig europäische Satelliten. Das änderte sich mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die jahrzehntelange Zusammenarbeit zwischen Europa und der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos wurde beendet. Hinzu kam: Die Entwicklung der neuen Vorzeigerakete Ariane 6 verzögerte sich und war noch nicht beendet, als ihr Vorgänger-Modell 2023 ausgemustert wurde. Europa war nun auf die Hilfe US-amerikanischer und indischer Trägerraketen angewiesen, um die Lücke zu schließen.

Galileo und Copernicus: Europas Raumfahrt wird unabhängiger

Europäische Staaten sind kein Anfänger beim Start und Betrieb von Satelliten – selbst für militärische Einsätze: Die nationalen Streitkräfte Frankreichs, Italiens oder Deutschlands betreiben einzelne Satelliten zur Aufklärung. Diese sind mit Kameras bestückt oder einem Radar, das auch durch Wolken hindurch und bei Nacht gestochen scharfe Bilder vom Boden machen kann – wenn auch zwei neue deutsche Radarsatelliten nach dem Start im Dezember 2023 nicht aktiviert werden konnten und nun als verloren gelten.

Ein Soldat in Kampfmontur und Gewähr schaut zu einer kleinen vierrotorigen Drohne auf. In der Hand hält die Person ein kleines Gerät.
Drohnen spielen in der Ukraine eine so große Rolle wie in keinem Krieg zuvor.
Giorgia Meloni und Elon Musk in schicker Garderobe. Sie schaut zu ihm auf.
Giorgia Meloni ist für ihre Nähe zur neuen US-Regierung und dem Unternehmer Elon Musk bekannt.
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