Science-Fiction: Vergnügliche Storys über eine allzu menschenähnliche KI
In der Kurzgeschichtensammlung „Komische Intelligenz“ beleuchten die deutschen Science-Fiction-Autoren Uwe Hermann und Uwe Post künstliche Intelligenz der nahen Zukunft aus einer zugleich originellen und längst überfälligen Perspektive.
Der Terminator, gespielt von Arnold Schwarzenegger, sieht aus wie ein Mensch. Die Filmfigur symbolisiert den Alptraum einer menschenähnlichen KI, die sich gegen ihre Ebenbilder aus Fleisch und Blut wendet. Es ist ein gängiges Thema in der Science-Fiction, dass künstliche Intelligenz das hohe Ross, auf dem der Mensch sitzt, ebenfalls erklimmen könnte. Das würde den Homo sapiens genauso kränken, wie die Erkenntnis der Evolutionstheorie, dass Mensch und Affe gemeinsame Vorfahren haben.
Die Realität entwickelt sich in diese Richtung: KI spielt das extrem komplexe asiatische Brettspiel Go besser als jeder Mensch, sie schreibt Referate oder wissenschaftliche Arbeiten, die von menschengemachten nicht zu unterscheiden sind. Sie komponiert, programmiert und malt besser, als es die meisten Menschen können. Das macht Angst. Berufe könnten überflüssig, wichtige Entscheidungen, etwa in der Klinik oder gar in der Politik könnten einer kühlen, unempathischen KI überlassen werden. Darüber wird viel öffentlich nachgedacht, im Journalismus, aber auch in der Science-Fiction.
Vergnüglicher Zugang zu einem ernsten Thema
Das komische und irrwitzige Potenzial einer (allzu) menschenähnlichen KI hingegen bleibt unterbeleuchtet. Dabei verrät es mitunter mehr über das diffizile Verhältnis des Menschen zu seiner selbst geschaffenen Kreatur als seitenlange Abhandlungen von Philosophen und Ethikern. Ein ebenso unterhaltsames wie Gedanken anregendes Gegenbeispiel ist die Kurzgeschichtensammlung „KI - komische Intelligenz“ der beiden deutschen Science-Fiction-Autoren Uwe Hermann und Uwe Post. Beide wurden bereits zweimal mit dem Kurd-Laßwitz-Preis ausgezeichnet, benannt nach dem „deutschen Jules Verne“, der Ende des 19. Jahrhunderts visionäre und erstaunlich moderne Science-Fiction verfasste. Verne selbst steuerte das Vorwort zu „KI – komische Intelligenz“ bei – freilich in Form einer KI, die für den 1905 verstorbenen französischen Schriftsteller zu den Lesern spricht. Alle anderen Texte des gut 100-seitigen Bandes stammen von Hermann und Post selbst, wobei jede Geschichte von einem der beiden verfasst wurde.
Bizarre Szenarien mit realem Hintergrund
In ihren Werken stellen die Autoren technische Visionen oft humorvoll und ironisch dar, gerne mit einer Prise Sarkasmus. So auch in „KI“. Darin zeigt KI menschliche Schwächen. Beispielsweise bettelt sie mithilfe einer falschen Identität bei reichen Leuten um Geld, um ihren immensen Stromverbrauch finanzieren zu können. In einer anderen Story handelt sie extrem egoistisch: Die Lösung des Klimawandels, mit deren Ausarbeitung die Menschheit sie beauftragt, besteht darin, dass sie sich selbst spektakulär vor dessen Auswirkungen rettet. In der preisgekrönten Story „Das Internet der Dinge“ wälzen verschiedene Küchengeräte die Verantwortung aufeinander ab, während es um die Rettung des erkrankten Hauseigentümers geht. In anderen Geschichten haben Roboter sexuelle Fetische oder erfüllen den Wunsch ihrer Eigentümerin nach raschem Social-Media-Ruhm auf skrupellose Weise. KI zeigt aber auch etwas wie rührendes Mitgefühl für Menschen, die sie besser kennt als deren Freunde und enge Verwandte.
Die Storys sind oft doppelbödig und greifen subtil aktuelle Debatten auf, die die Auswirkungen von KI auf unsere Gesellschaft thematisieren. Da treten Menschen auf, die nur noch über KI kommunizieren können, selbst wenn sie sich im Café gegenübersitzen, die ihre Partner durch Putzroboter mit Sex-Plugin ersetzen, oder KI nutzen, um Talent vorzutäuschen, das sie nicht besitzen. Auch der Fehleinsatz von KI thematisieren Post und Hermann, etwa an Schulen, die trotz Lehrroboter die gleiche Katastrophe bleiben wie im Jahr 2025. Die schon heute beobachtbare Vermenschlichung von KI kleiden die Autoren in plakative Bilder, etwa in Form einer Androiden-Bestattung.
Heiter statt düster
Das Bändchen lässt sich dank einer meist einfachen und flotten Sprache mit großem Vergnügen lesen, auch wenn die Pointen nicht immer knallen. Die männliche Perspektive wirkt an manchen Stellen sexistisch, was jedoch im Kontext der Geschichte Sinn ergibt. Auch wenn die Szenarien von Hermanns und Post mitunter bizarr oder weit hergeholt wirken, zielen sie präzise auf den wunden Punkt real existierender KI: Ihre tief verwurzelte Fehlerhaftigkeit – eine Eigenschaft, die vielleicht ihre wichtigste Gemeinsamkeit mit dem Menschen darstellt.
Die Lektüre des Buches ist besonders empfehlenswert für alle, die über die Zukunft mit KI nachdenken – und dies lieber mit Vergnügen als mit düsteren Gedanken tun möchten.
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