Niederlande testen ausgebeutete Gasfelder als Endlager für Kohlendioxid

Der Rotterdamer Hafen will zum Umschlagplatz für Kohlendioxid werden. Das Treibhausgas soll von dort aus in leere Gasfelder vor der niederländischen Küste gepresst werden. Das ehrgeizige Projekt könnte 2026 in Betrieb gehen und Vorbild für Großbritannien und Norwegen werden.

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Abendliche Szene vor der Kulisse des Industriehafens: Kräne heben ein 1,5 Kilometer langes Rohr, das als Bestandteil einer Kohlendioxid-Pipeline im Rotterdamer Hafen verbaut wird.

Eines der größten europäischen Speicherprojekte für Kohlendioxid meldet Fortschritte. Die Erbauer der CO₂-Pipeline im Rotterdamer Hafen haben eine weitere Hürde genommen. Sie untertunnelten die Zufahrt zum Containerhafen, den Beerkanal, in bis zu 50 Meter Tiefe mit einem fast 1,5 Kilometer langen Rohr. Mit der Fertigstellung im November liegen die Ingenieure im Zeitplan. Im Jahr 2026 soll Kohlendioxid aus den Industrieanlagen des Hafens durch die 140 Zentimeter dicke Pipeline strömen. Das Treibhausgas soll dauerhaft in den leeren Gasfelder 20 Kilometer vor der holländischen Küste eingelagert werden. Die Hafenbetreiber starten damit Europas größtes Klimaprojekt mit einer CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage), von dem allerdings nur die Industrie profitieren soll.

Holländer stolz auf CO₂-Projekt

Das Vorzeigeprojekt ist der Stolz der Niederlande. Der Rotterdamer Hafen hat zwei große nationale Partner an seiner Seite: Gasunie als Infrastruktur-Spezialisten für Gastransport und EBN, das den nachhaltigen Umbau der Energieversorgung in den Niederlanden beschleunigen soll. Der holländische Staat ist an allen drei Unternehmen beteiligt. Sophie Hermans, Ministerin für Klimapolitik und grünes Wachstum, bejubelt deshalb den Mut ihrer Landsleute. „Ich bin stolz auf alle Beteiligten, die dies möglich gemacht haben“, sagte sie bei einer Feierstunde zum Projektfortschritt im August. Das Projekt „Porthos“ werde für andere Länder in Europa und auch darüber hinaus den Beweis erbringen, dass die langfristige Speicherung von Kohlendioxid in den alten Gasfeldern möglich sei.

Porthos steht für „Port of Rotterdam Transport Hub and Offshore Storage“, also für die Infrastruktur für den Transport und die Speicherung von Kohlendioxid. Porthos will ab 2026 in der Großindustrie des Hafens jedes Jahr 2,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid sammeln. Die Menge entspricht aktuell zehn Prozent der Emissionen des Hafens oder 1,5 Prozent der niederländischen Treibhausgase.

Lagerplatz bereits komplett ausgebucht

Das Kontingent ist bereits vollständig vergeben. Die vier Erdöl-Firmen Shell, Exxon, Air Liquide und Air Products haben sich das Speicherreservoir für 15 Jahre gesichert. Sie werden das Kohlendioxid in ihren herkömmlichen Produktionsanlagen abfangen, reinigen und mit einem Reinheitsgrad von 99 Prozent in die Porthos-Pipeline einspeisen.

Ein scheinbar endloses weißes Rohr liegt auf einer Brachfläche im Rotterdamer Hafen. Es wird ein Bestandteil der Kohlendioxid-Pipeline werden.
Bevor die Pipeline in den Tunnel unter die Hafendurchfahrt geschoben wird, werden die Teile zu einem mehrere hundert Meter langen Rohr verschweißt, wie hier im August 2024.
Der Schriftzug Porthos am Rande der Hafeneinfahrt zeigt, wo die Kompressorstation errichtet wird.
Die technische Infrastruktur für das CCS-Projekt im Rotterdamer Hafen wird weitgehend unter der Erde verschwinden. Im neuen Hafengebiet Maasvlakte errichtet Porthos die Kompressorstation, in der der Nähe der Erdöltanks.
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