Saisonale Wärmespeicher: So können Haushalte im Winter mit Sommerwärme heizen

Im Sommer ist Wärme im Übermaß verfügbar, im Winter muss sie aufwändig erzeugt werden. Einige Versorger bauen deshalb riesige Speicher, die Wärme monatelang halten können.

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Luftbild der ehemaligen Erddeponie Hechingen, in die ein fußballfeldgroßer, quadratischer Beckenspeicher gegraben wurde, im Hintergrund die Stadt Hechingen

Wer das Plateau der ehemaligen Erddeponie in Hechingen bei Tübingen erklimmt, blickt plötzlich in den Abgrund. Eine fast fußballfeldgroße, gestufte Ausschachtung tut sich dort auf, elf Meter tief, die Seiten wie mit dem Lineal gezogen. Die neu angelegte Grube soll einmal randvoll mit Wasser gefüllt werden. Nicht, um den Hechingern einen Badesee zu schenken – sondern um Energie zu speichern. „Aus diesem Becken werden wir rund 2.000 Menschen im benachbarten Neubauquartier mit klimaneutraler Wärme versorgen“, erläutert Markus Friesenbichler, Geschäftsführer der Stadtwerke Hechingen.

Dazu will der Kommunalbetrieb an der Südflanke der Grube eine große Solarthermieanlage installieren. Sie erhitzt das Wasser im Sommer auf bis zu 90 Grad. Die umgebenden Erdmassen und eine isolierende Abdeckung sorgen laut Friesenbichler dafür, dass das Wasser bis weit in den Winter heiß genug bleibt, um die Wohnungen und Häuser gemütlich warm zu bekommen. Die Gebäude im Neubaugebiet „Killberg IV“ sind über ein Nahwärmenetz mit dem Speicher verbunden. „Dank unseres Erdbeckenspeichers werden wir auf das Jahr gerechnet rund 70 Prozent des Wärmebedarfs der Haushalte durch die Solarthermieanlage decken können“, sagt der Stadtwerke-Chef.

Portraitfoto Markus Friesenbichler
Markus Friesenbichler, Chef der Stadtwerke Hechingen, rechnet damit, dass der Erdbeckenspeicher auf das Jahr gerechnet 70 Prozent des Heizwärmebedarfs der angeschlossenen Haushalte decken kann.