Botaniker Stefano Mancuso: Wenn Pflanzen gegen tierische Kommandozentralen aufbegehren

In seinem Buch „Die Pflanzen und ihre Rechte“ versucht sich der italienische Wissenschaftler an einer politischen Ökologie der besonderen Art, die er aber nicht konsequent durchdenkt.

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Eine junge Frau breitet vor einem riesigen Baum im Sequoia National Park ihre Arme aus.

Der italienische Botaniker Stefano Mancuso hat eine Mission. Er möchte uns die Augen dafür öffnen, dass Pflanzen deutlich mehr sind als reglose, primitive Organismen, mehr auch als nur Bau- und Rohstoffe oder Nahrung. Schon länger als der mit seinen Thesen zu kommunizierenden Bäumen bekannt gewordene Peter Wohlleben wirbt Mancuso für einen neuen Blick auf die Pflanzenwelt. Der Professor bezeichnet Pflanzen als „intelligent“ und nennt sein eigenes Institut in Florenz „Internationales Labor für Pflanzen-Neurobiologie“.

Mancuso ist ein Provokateur, der seine Thesen in Interviews mit einem verschmitzten Lächeln präsentiert – und es ernst meint. Er möchte nicht behaupten, dass Pflanzen dieselben Neuronen haben wie Tiere, sondern dass sie viele der Fähigkeiten haben, die Tiere durch ihre Nervensysteme bekommen, aber eben auf ihre eigene Art.

Pflanzen bewegen sich, etwa wenn sie ihre Blätter nach dem Sonnenstand ausrichten. Sie kommunizieren untereinander via Luft und Wurzeln durch chemische Botenstoffe. Sie nehmen Lichtreize wahr und verarbeiten sie. Daraus leitet Mancuso das Vorhandensein von Intelligenz und sogar Bewusstsein ab.

Eine prächtige Blume mit tiefblauen Blüten, deren kurvige Fortsätze ihnen den Namen Rittersporn geben, weil es aussieht wie die Sporne einer Ritterrüstung.
Mehrere Hunderttausend Pflanzenarten gibt es auf der Erde, dazu gehört auch der Hohe Rittersporn (Delphinium elatum).