Trumps Kahlschlag bei Umwelt- und Entwicklungshilfe: Ein Turbo für Artensterben und Pandemien

Die Zerschlagung der US-Entwicklungshilfebehörde USAID durch US-Präsident Donald Trump stürzt den Kampf gegen die Naturzerstörung in einem entscheidenden Moment weltweit in eine Krise. Experten fürchten das Aussterben weiterer Arten und warnen vor einer wachsenden Pandemiegefahr.

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Ein Nashorn liegt auf dem Boden, viele Menschen um es herum.

Die Zeitenwende in der US-Entwicklungs- und Umweltpolitik erreichte Hilfsorganisationen und Regierungen in aller Welt ohne Vorwarnung über Nacht. Per E-Mail erhielten sie Ende Januar ein Dokument, das mit „Stop-Work Order“ überschrieben war. Darin verfügte die US-Entwicklungsbehörde USAID unter Hinweis auf eine entsprechende Exekutivanordnung von Präsident Donald Trump einen Finanzierungs- und Ausgabestopp für fast alle Programme aus dem US-Entwicklungsetat – mit sofortiger Wirkung.

Betroffen sind mehr als 90 Prozent aller Entwicklungshilfeprogramme mit Finanzzusagen über 60 Milliarden Dollar. Der Finanzstopp für zunächst drei Monate soll die komplette Abwicklung der US-Entwicklungshilfe einleiten und ist der vorläufige Höhepunkt einer Kampagne von Trump und seines Beraters für „Regierungseffizienz“, Elon Musk, gegen Regierungsbehörden, die aus ihrer Sicht keinen Beitrag zu Trumps „MAGA“- („Make America Great Again“) Agenda leisten.

Das Logo von USAID: US-Wappen mit dem Schriftzug From the American people
„Vom amerikanischen Volk“: Das Logo von USAID

Musk und Trump attackieren USAID als verrückt und kriminell

USAID steht bei ihrem Kahlschlag-Kurs besonders im Fokus, weil die Behörde ohne direkte Gegenleistung US-Steuergelder im Ausland ausgibt. Trump hatte die Leitung der international hoch geschätzten Behörde vor kurzem als „einen Haufen radikaler Verrückter“ bezeichnet. Musk brandmarkte USAID sogar als „kriminelle Organisation“, für die es „an der Zeit ist, zu sterben“. Fast 6000 Beschäftigte wurden inzwischen weltweit entlassen oder in den Zwangsurlaub geschickt. Derzeit laufen zahlreiche Klagen gegen die Abwicklung der Behörde. Die Erfolgsaussichten sind indes ungewiss.

USA bezahlten bisher 40 Prozent der weltweiten Entwicklungshilfe

Klar ist dagegen schon jetzt, dass der Schaden durch den Stopp aller Programme immens ist, denn die US-Entwicklungshilfe machte bisher mehr als 40 Prozent der gesamten humanitären Hilfe aller Länder zusammen aus. Die Programme von USAID in über 100 Ländern reichten von Gesundheitshilfen für Frauen in Konfliktgebieten über die Finanzierung von Brunnen für sauberes Wasser und die HIV/AIDS-Behandlung bis hin zur Korruptionsbekämpfung – und der Finanzierung von Naturschutzprojekten.

The tepui mountains in Chiribiquete NP, Colombia. Photographed from a Cessna plane. ©
Die Tepui-Berge im Chiribiquete-Nationalpark, Kolumbien. Viele Schutzgebiete werden über Mittel aus Entwicklungsgeldern finanziert.
A COCOBA annual cash payout meeting in Katibunga, Zambia. COCOBA (Community Conservation Bank) is a micro finance system taught by FZS where small local groups invest money in the bank. They can also borrow money with interest for startup or equipment investments in eco-friendly businesses. Each year, investors in the bank get a share related to their investment out of the profit of the bank. © Daniel Rosengren
Wie die Frankfurter Zoologische Gesellschaft sind viele Naturschutzorganisationen auf Unterstützung mit öffentlichen Mitteln angewiesen.
Ein Nashorn liegt auf dem Boden, viele Menschen um es herum.
Ein ruhiggestelltes Spitzmaulnashorn wird im North Luangwa National Park, Sambia, behandelt. Das Nashorn wurde mit einem Funksender im Horn ausgestattet.
Foto eines Heftes mit dem Schriftzug Barn Owl-The Farmes friend
USAID förderte ein riesiges Spektrum an Aktivitäten aus dem Bereich Naturschutz und nachhaltige Entwicklung. Auch eine Naturschutzkampagne zur Ansiedlung der Schleiereule im Nahen Osten über die Grenze zwischen Israel, den Palästinensischen Autonomiegebieten und Jordanien hinweg wurde unterstützt.
Ein dunkler Fluss, eingerahmt von dichtem Regenwald.
Ein großer Teil der globalen Biodiversität findet sich in den tropischen Ländern des Südens. Hier ein weitgehend ökologisch intakter Fluss im westafrikaniscen Benin. Nur durch internationale Hilfe können diese Lebensräume gesichert werden.
Merz am Rednerpult im Bundestag
Friedrich Merz im Bundestag. Die Union fordert in den laufenden Koalitionsverhandlungen die Abschaffung des Entwicklungsministeriums.
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