Die Frau, die dem Knutt hinterherzog

Eine Exkursion ins Wattenmeer mit Zugvogelforscherin Jutta Leyrer

vom Recherche-Kollektiv Flugbegleiter:
8 Minuten
Zwergschwäne auf einer Wiese.

Der Tag, den wir uns für unseren Vogelspaziergang ausgesucht haben, beginnt mit dem schlechtesten Wetter, das man sich zum „birden“ wünschen kann: mit tief hängendem Nebel. Als wir am späten Vormittag losziehen, verschluckt er selbst die gewaltigen Windräder auf den Feuchtwiesen rund um Husum. Mit dem Auto geht es in die Eider-Treene-Sorge-Niederung. Erster Stopp: der Meggerkoog. Die Luft ist erfüllt vom Gesang der Schwäne – und für mich beginnt eine Unterrichtsstunde über die Unterschiede zwischen Zwerg- und Singschwan. Aus der Ferne sehen die eleganten weißen Vögel, die auf dem flachen Wasser Nahrung suchen, sehr ähnlich aus. Der Zwergschwan ist etwas kleiner, vor allem aber hat er einen keilförmigen Kopf, und der Schnabel ist überwiegend schwarz, während beim Singschwan die gelbe Farbe dominiert. Je länger wir schauen, umso deutlicher erkenne ich den Unterschied.

Wir zählen gut 50 Zwergschwäne und einige wenige Singschwäne. Es ist ein eher kleiner Trupp, denn im Winter halten sich in der Region einige tausend Zwergschwäne auf. „Zeitweise hatten wir fast die Hälfte der gesamten nordwesteuropäischen Population hier“, sagt Jutta Leyrer, „Deutschland hat deshalb eine besondere Verantwortung für diese Art.“ In den norddeutschen Überwinterungsgebieten findet daher ein strenges Monitoring der Vögel statt. Die Bestände sind hier stabil, Flächen zur Nahrungssuche und Schlafgewässer ausreichend vorhanden. Weltweit jedoch geht die Zahl der Zwergschwäne seit Jahren zurück. Eine der Hauptursachen ist der geringe Bruterfolg in den sibirischen Brutgebieten. Auch der Trupp auf dem Meggerkoog besteht fast nur aus Altvögeln. Ein einziges Jungtier ist dabei, gut erkennbar am grauen Federkleid.

Eine Frau mit halblangen Haaren schaut durch ein Fernglas.
Jutta Leyrer beobachtet Zwergschwäne am Meggerkoog. Leider trübt der Nebel die Sicht.
Zwergschwäne beim Flug.
In der Abenddämmerung fliegen die Zwergschwäne zu ihren Schlaf-Gewässern.
Zwergschwäne auf einer Wiese
Die Zahl der Zwergschwäne geht weltweit zurück.
Drei Forscher befreien Vögel am Strand aus Netzen.
Zugvogelforschung in Australien: Mit Kanonen-Netzen werden die Watvögel gefangen.
Jutta Leyrer hält einen Vogel in der Hand und betrachtet ihn.
Schon in ihrer Diplomarbeit hat sich Jutta Leyrer mit dem Knutt beschäftigt. Diese Unterart überwintert in Westaustralien und brütet in Nordsibirien.
Jutta Leyrer steckt bis zu den Knien im Watt. Sie ist dreckverschmiert.
Wer Rastvögel erforscht, muss sich auch mit ihrem Futter beschäftigen. Und das versteckt sich tief im Watt.
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