Was sollen die sogenannten Coronapässe bringen und wie sinnvoll sind sie?

Die Idee, dass Menschen nach einer durchlaufenen Infektion eine Immunität bescheinigt wird, klingt verlockend. Doch der Deutsche Ethikrat warnt aus guten Gründen vor diesem Ansatz

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Eine Nahaufnahme einer Bakterie [AI]

Bei RiffReporter berichten WissenschaftsjournalistInnen für Sie über die Pandemie

Kurzantwort

Der Gedanke scheint verlockend: Wer eine Corona-Infektion durchgemacht hat, bekommt einen staatlichen Immunitätsausweis, weil er jetzt angeblich immun ist. Wer diesen Pass besitzt, müsste sich an die geltenden Beschränkungen nicht mehr halten. Der Ausweis könnte auch das Leben der Menschen erleichtern, die ohne Immunität nur eingeschränkt oder unter besonderen Hygiene-Auflagen arbeiten können – etwa in der Alten- und Krankenpflege. Doch das Konzept wird heftig kritisiert. Der medizinische Aspekt ist umstritten, weil es große Zweifel gibt, ob die Betroffenen einer Corona-Infektion dauerhaft immun sind oder der Schutz doch nur eine begrenzte Zeit hält. Zudem sind die bisher verfügbaren Tests mit vielen Fehlern behaftet. Selbst wenn die Forscher zuverlässigere Tests entwickeln, bleiben rechtliche und ethische Bedenken Bei deren Bewertung sind Experten nicht einig. Im Deutschen Ethikrat haben sich zwei Positionen gebildet: Eine Gruppe kann sich Bedingungen vorstellen, die einen Immunitätspass rechtfertigen. Die andere Gruppe lehnt das Konzept generell ab.

Erklärung

Die Einführung eines Immunitätsausweises war ursprünglich im 2. Pandemiegesetz geplant, das am 15. Mai 2020 im Bundestag beschlossen wurde. Der Passus wurde aber nach heftiger Kritik aus dem Entwurf gestrichen. Der Deutsche Ethikrat hat das Konzept im September 2020 als Beratergremium der Bundesregierung bewertet. Die Expertengruppe lehnt einen Corona-Pass derzeit ab. Ihr stärkstes Argument liegt darin, dass es noch keinen gesicherten Stand der Forschung gibt. Es bestünden erhebliche Unsicherheiten hinsichtlich des zeitlichen Verlaufs einer Immunität nach einer Infektion und zur Aussagekraft der Antikörpertests bei Sars-CoV-2. Der Ethikrat sieht Handlungsbedarf beim Umgang mit bestimmten Antikörpertests. „Aufgrund ihrer zweifelhaften Verlässlichkeit und des daraus folgenden Gefährdungspotentials sollten frei verkäufliche Tests zum Nachweis einer Immunität gegen Sars-CoV-2 strenger reguliert werden“, heißt es in der Empfehlung. Diese Kritik des Gremiums richtet sich gegen Corona-Tests, die über das Internet verkauft werden, nicht aber gegen die Ergebnisse einer ärztlichen Untersuchung.