Podcast: Mit Epigenetik und Systembiologie das Leben ganzheitlich begreifen

Inga Bergen und Riffreporter Peter Spork sprechen im Podcast „Visionäre der Gesundheit“ über ein neues, ganzheitliches Verständnis von Gesundheit. Die Wissenschaft ist kurz davor, das Leben und die Einflüsse von Lebensstil und Umwelt auf unsere Gesundheit als komplexes systemisches Beziehungsgeflecht zu verstehen.

von , Inga Bergen
4 Minuten
Links eine blonde mittelalte Frau, rechts ein dunkelblonder mittelalter Mann mit Brille.

Die Epigenetik erforscht Strukturen an und neben den Genen. Diese nebengenetischen Markierungen helfen den Zellen, sich an die Umwelt anzupassen, werden aber nicht im Text der DNA gespeichert. Die Systembiologie ist der Versuch, das Leben in seiner ganzen Komplexität wissenschaftlich zu erfassen und mathematisch zu beschreiben.

Peter Spork hat zu beiden Gebieten Sachbücher geschrieben, und er ist überzeugt: Wir sind dank der erstaunlichen, von der Öffentlichkeit größtenteils unbemerkten Fortschritte in der biomedizinischen Forschung auf dem besten Weg zur Entwicklung echter digitaler Zwillinge der Menschen. Was das für die Zukunft unserer Gesundheit bedeutet, darüber spricht Spork im Podcast aus der Reihe „Visionäre der Gesundheit“ mit der Moderatorin und Rednerin Inga Bergen.

Epigenetik als Bindeglied zwischen Genen und Umwelt

Inwieweit beeinflussen Umweltfaktoren wie Ernährung, Stress, Schlaf und Sport die Regulation unserer Gene und damit auch unsere Gesundheit? Die Epigenetik gibt Antworten. Sie ist eine Art „Zusatzgenetik“, die steuert, welche Gene aktivierbar sind und welche nicht. Dieser Zusatzcode reagiert auf unseren Lebensstil und unsere Umwelt. Er beeinflusst, dass jede Zelle unterschiedliche Aufgaben erfüllen kann, auch wenn alle Zellen die gleiche DNA haben.

Unsere Lebensweise – Sport, Ernährung oder Schlafgewohnheiten – spielt also eine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit. „Die Epigenetik“, erklärt Spork, „ist das Bindeglied zwischen unseren Genen und der Umwelt.“ Durch gezielte Lebensstiländerungen können wir aktiv auf diese Strukturen einwirken und so das Erkrankungsrisiko beeinflussen. Welche Lebensstiländerungen dabei auf welche Art wirken, das wird uns eines Tages die Systembiologie verraten.

Spork erläutert, dass Gesundheit kein statischer Zustand ist, sondern ein dynamischer Prozess, den jeder Mensch täglich beeinflussen kann. Der französische Medizinphilosoph Georges Canguilhem definierte Gesundheit als „die Fähigkeit, sich an Veränderungen anzupassen“. Das bedeutet, dass wir unsere Gesundheit durch die Summe unserer täglichen Entscheidungen selbst mitbestimmen. Prävention ist daher eine proaktive Herangehensweise, die Gesundheit langfristig auf den richtigen Weg zu bringen.

Vision eines digitalen Zwillings des Menschen

Eine spannende Vision der Gesundheitsvorsorge ist der „digitale Zwilling“ – eine virtuelle Kopie des Menschen. Diese besteht aus einer Fülle an individuellen Gesundheitsdaten, die mit biomedizinisch fundierten Modellen des Menschen verrechnet werden. Diese Technik könnte in der Zukunft personalisierte Gesundheitsratschläge geben und Krankheiten bereits erkennen, bevor sie sich manifestieren. Auch wenn die Forschung hierzu noch am Anfang steht, gibt es bereits digitale Zwillinge im Sport, die Leistung optimieren. Spork sieht großes Potenzial, diese Methode auf die Gesundheitsvorsorge anzuwenden.

Doch was heißt all das für die Gesellschaft? Welche gesetzlichen Rahmenbedingungen sollten geschaffen werden, damit wirklich die Menschen von dieser Entwicklung profitieren und sie allen gleichermaßen zugute kommt? Der Podcast erklärt Zusammenhänge und liefert Antworten. (Um den Podcast zu hören, erlauben Sie bitte, dass externe Inhalte angezeigt werden.)

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