Mehr Schlaf für Resilienz, Gesundheit und Kreativität

Die meisten Menschen schlafen weniger, als ihr Körper verlangt. Das ist fatal, denn ausreichender Schlaf schützt in Krisen und stärkt die Widerstandskraft. Warum wir alle mehr schlafen sollten, erklärt dieser ausführliche Artikel.

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Ein Säugling mit einer blauweiß geringelten Mütze schläft vollkommen entspannt mit offenem Mund auf einem bunten Wäschestapel..

Warum ist Schlaf so wichtig für Gesundheit und Psyche? Wie viel Schlaf brauchen Menschen? Wann sind wir ausgeschlafen? Warum müssen wir überhaupt schlafen? Welcher besonderen Gefahr setzen sich Menschen in Nacht- und Schichtarbeit aus? Warum ist diese Gesellschaft so unausgeschlafen? Wieso macht Schlaf schlau, fit, schlank und jung? Dieser ausführliche Artikel für interessierte Laien sowie Fachleute aus den Bereichen Medizin, Pflege und Psychologie gibt Antworten und nennt Quellen zum Weiterlesen. Teil zwei des „Erbe&Umwelt“-Schwerpunkts: „Aufgeweckt? Was Sie schon immer über Ihren Schlaf wissen wollten“

Fehlendes Sinnesorgan für Schlafmangel

Gut geschlafen? Genug geschlafen? Zur rechten Zeit geschlafen? Auf solche Fragen reagieren die meisten Menschen mit Schulterzucken. Zumindest wenn sie nicht wegen einer Schlafstörung oder beruflicher Verpflichtungen die halbe Nacht oder länger wach waren, müssen sie zugeben: Sie haben keine Ahnung, wie ihr Schlaf war.

Akuter Schlafmangel macht reizbar und müde, sorgt oft für Kopfschmerzen, depressive Verstimmungen, Konzentrationsstörungen, Lernschwäche und Leistungsabfall. Die Fehlerquote unausgeschlafener Menschen steigt beträchtlich. Sie erreicht nach 17 Stunden ohne Schlaf die Werte ausgeschlafener Menschen mit 0,5 Promille Alkohol im Blut und erinnert nach 24 wachen Stunden an Menschen mit einer Promille Alkohol [1]. Wer vier Nächte am Stück mit nur fünf Stunden Schlaf auskommen muss, macht anschließend ähnlich viele Fehler, wie Menschen mit einem Alkoholpegel von 0,6 Promille [2].

Wird der Schlafmangel chronisch, drohen zudem Infektanfälligkeit, Verdauungsstörungen, Erschöpfungssyndrom. Das Risiko für praktisch jede psychische Krankheit – allen voran Stresskrankheiten wie eine Depression – wächst, ebenso wie für die Stoffwechselleiden Typ-2-Diabetes oder Adipositas, Herz-Kreislauf-Krankheiten und vieles mehr [3]. Dennoch nimmt die Gesellschaft in Kauf, dass sie als Ganze immer unausgeschlafener wird. Laut aktuellen Erhebungen klagen hierzulande vier von fünf Werktätige über schlechten oder zu wenig Schlaf [4].

Jugendliche schlafen wegen eines zu frühen Schulbeginns jeden Wochentag zwei Stunden zu wenig [5]. Zehn Prozent der Bevölkerung leiden an chronischer Schlaflosigkeit (Insomnie); ein Drittel klagt über allgemeine Schlafstörungen. Insgesamt listen Fachverbände 88 verschiedene Schlafkrankheiten auf [1, 3, 4]. Besonders kritisch wird die Situation, wenn auch noch Krisen wie die Corona-Pandemie oder der Krieg in der Ukraine hinzu kommen. Nicht nur hierzulande, auch in den USA wird zuletzt immer häufiger ein Umdenken hin zu einer ausgeschlafeneren Gesellschaft gefordert.

Zwei Grafiken mit mehreren Balken, die weitgehend einer Normalverteilung folgen.
Der Chronotyp beschreibt, wie sich Menschen aufgrund ihrer individuellen inneren Uhren in den äußeren Tag-Nacht-Rhythmus einfügen. Die Grafik zeigt Umfrageergebnisse zu Schlafzeiten an arbeitsfreien Tagen von rund 150.000 Mitteleuropäern, die mit Hilfe eines Chronotyp-Fragebogens gewonnen wurden. Links: Etwa zwei Drittel gehören zu einem der mittleren Chronotypen. Je ein Sechstel fallen in die Kategorien Lerchen oder Eulen (moderate bis extreme Formen). Die meisten Menschen (etwa ein Drittel) schlafen ohne äußeren sozialen Zwang von null bis acht Uhr oder 0:30 bis 8:30 Uhr. Rechts: Weil bei vielen Menschen mit spätem Chronotyp die Arbeitszeit nicht ideal zum biologischen Rhythmus passt, schlafen sie an Arbeitstagen weniger als sie benötigen. Sie leiden am so genannten sozialen Jetlag. Viele Menschen mit frühem Chronotyp kommen dagegen an freien Tagen nicht rechtzeitig zu Bett und schlafen dadurch an diesen Tagen zu wenig.
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