Beobachtungstipp: Der „Goldene Henkel“
Ein Blick zum Mond, der sich lohnt
Wer am Sonntagabend zum Mond schaut, wird etwas Besonders sehen: den Goldenen Henkel. Die Bezeichnung für den Lichtbogen entsprang wohl der bildlichen Phantasie längst vergessener Beobachter, die darin einen Griff am Mond sahen. Das Phänomen tritt zwei Tage nach dem ersten Mondviertel auf, wenn Sonnenlicht auf die am Rande des Mare Imbrium liegende Gebirgsgruppe Montes Jura fällt, die den Krater Sinus Iridum halbkreisförmig umrahmt. Während die Regenbogenbucht, wie die Kraterebene auch genannt wird, noch größtenteils im Schatten liegt, treten die angestrahlten Berge des Juragebirges plastisch vor dem unbeleuchteten Mondhintergrund hervor und scheinen über der Tiefebene zu schweben.
Mindestens ein Fernglas muss es sein
Mit bloßem Auge ist der Lichtbogen nicht zu erkennen. Schon ein Fernglas oder ein Spektiv aber zeigt ihn in voller Pracht. Am Abend dieses 25. Februar 2018 ab etwa 19:45 Uhr den Blick über den Terminator (die Tag-/Nachtgrenze auf dem Mond) bis zum markanten Mare Imbrium schweifen lassen und – da prangt er, der Goldene Henkel! Jede Wette: Ab einer 20– bis 30-fachen Vergrößerung, die ein kleines Spektiv hergibt, wird das Licht- und Schattenspiel einen so in seinen Bann ziehen, dass man beim Blick durch das Okular selbst eisige Kälte vergisst. Noch spektakulärer kann sich dieser lunare Sonnenaufgang nur einem Astronauten präsentieren, der von den Gipfeln des Mondjura aus genießt, wie sich die schwarze Tiefebene zu seinen Füßen langsam mit Licht füllt.
Theoretisch tritt dieses Beleuchtungsereignis auf dem Mond immer dann ein, wenn der Terminator den Krater Sinus Iridum erreicht. Der Sonnenaufgang dauert dort etwa zwei Stunden. Dennoch können wir den Goldenen Henkel von einem bestimmten Ort der Erde aus nicht bei jedem Mondumlauf beobachten, da für dieses enge Zeitfenster mehrere Faktoren zusammenkommen müssen. Vor allem sollte der Sonnenaufgang über der Regenbogenbucht in die irdischen Abend- oder Nachtstunden fallen, damit sich der Goldene Henkel kontrastreich präsentieren kann.
Bei Sinus Iridum handelt es sich um einen Einschlagkrater mit einem Durchmesser von etwa 260 Kilometern, der sich zusammen mit dem angrenzenden Mare Imbrium nachträglich mit Lava gefüllt hat. Die zwischen 47,1° Nord und 34,0° West gelegenen Montes Jura erstrecken sich über eine Länge von etwa 420 Kilometern und sind bis zu 3000 Meter hoch. Bei diesem lunaren Gebirgszug handelt es sich vermutlich um den Rest eines zur Hälfte im Mare Imbrium versunkenen Kraterwalls. Nahe der Südseite des Juragebirges, dem Promontorium Heraclides, landete übrigens im November 1970 die sowjetische Raumsonde Luna 17 mit dem fahrbaren Laboratorium Lunochod 1 an Bord. Mehr als elf Monate – geplant waren nur drei – bewegte sich dieser Mondrover rund zehn Kilometer weit, analysierte Bodenproben und nahm mehr als 20.000 Bilder und Panoramen auf.