Was macht griechischen Joghurt eigentlich so besonders? Ein Faktencheck

Griechischer Joghurt wird traditionell häufig in der mediterranen Ernährung verwendet. Welche gesundheitlichen Aspekte bringt das mit sich? Und wie lässt sich eine gute Variante in Deutschland finden? Eine Kolumne.

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Halbnahe: Zwei Gläser gefüllt mit griechischem Joghurt, davor ein Holzlöffel.

Haben Sie schon einmal griechischen Joghurt probiert? Oder bisher gezögert und ihn noch nicht gegessen? Das wäre schade, bringt der Joghurt doch nicht nur gesundheitliche Vorteile mit, sondern schmeckt auch noch fantastisch, wie ich finde. Zeit, sich das Produkt einmal genauer anzuschauen!

Lassen Sie uns gleich zu Beginn mit einem Mythos aufräumen: Der „griechische Joghurt“, den Sie hier im Supermarkt kaufen können, kommt selten aus Griechenland. Dort wird er traditionell aus Schafmilch oder einer Mischung aus Schaf- und Ziegenmilch hergestellt – hierzulande dagegen fast immer aus Kuhmilch.

Griechischer Joghurt enthält mehr Protein, aber …

Das Ergebnis ist nicht nur ein Unterschied im Geschmack, sondern auch in der Zusammensetzung der Nährstoffe. Echten griechischen Joghurt zeichnen seine dicke, cremige Konsistenz und sein hoher Proteingehalt aus. Dieser entsteht, weil die Molke länger abtropft und mehr Milch eingesetzt wird. Zudem enthalten Schaf- und Ziegenmilch natürlicherweise deutlich mehr Protein als Kuhmilch. Das sorgt für 7 bis 8 Gramm Eiweiß pro 100 Gramm.

Die deutsche Variante, meist als „Joghurt nach griechischer Art“ verkauft, sieht ähnlich aus, enthält aber weniger Eiweiß: rund 4 bis 5 Gramm pro 100 Gramm. Zum Vergleich: Ein Naturjoghurt mit 3,5 Prozent Fett bringt es bereits auf 3 bis 4 Gramm.

Und trotzdem wird auch bei der hiesigen Version gern mit „viel Eiweiß“ geworben. Ein Blick auf die Nährwerttabelle zeigt: Es stimmt – zumindest ein bisschen.

Wichtig für alle, die auf ihre Proteinzufuhr achten: Griechischer Joghurt ist eine vollständige Proteinquelle, enthält also alle neun lebensnotwendigen Aminosäuren, die der Körper nicht selbst herstellen kann. Warum das wichtig ist, habe ich hier aufgeschrieben. Zwar punktet griechischer Joghurt mit seinem höheren Proteingehalt, ist aber nicht unbedingt in allen Punkten nahrhafter; so enthält griechischer Joghurt typischerweise weniger Calcium als ein „normaler“ Joghurt, da etwas Calcium beim Abseihen der Molke verloren geht.

Warum die deutsche Variante so anders schmeckt

Nun ist es aber so, dass der original griechische Joghurt nicht wegen seines hohen Eiweißgehalts so lecker schmeckt, sondern wegen seines hohen Fettgehalts. Ja, genau, richtig gelesen. Fett ist ein guter Geschmacksträger – und 10 bis 12 Prozent Fett im Original munden einfach richtig gut.

Nun gibt es aber auch Produkte, die die cremige Textur unter den Tisch fallen lassen. So stellen einige Firmen Joghurt nach griechischer Art aus entrahmter Milch her und senken so den Fettgehalt drastisch auf bis zu 0,2 Gramm Fett je 100 Gramm. Ja, der Eiweißgehalt kann so in dem Produkt angehoben werden (auf 9 Gramm pro 100 Gramm), aber wo bleibt der gute Geschmack? Mit dem herrlich cremigen Geschmackserlebnis eines griechischen Joghurts haben solche Produkte rein gar nichts mehr zu tun.

Aber ist das viele Fett denn gut für die Gesundheit? Es gibt bislang wenige Untersuchungen, die direkt zeigen, wie griechischer Joghurt allein über längere Zeit auf den LDL- oder Gesamtcholesterinspiegel wirkt. Einige Studien zeigen jedoch, dass probiotische Joghurt-Produkte allgemein bei Menschen mit leicht bis moderater Hypercholesterinämie häufig das Gesamtcholesterin sowie das LDL senken.

Gut für den Darm

Die meisten Joghurts, einschließlich griechischem, enthalten Probiotika, salopp formuliert „gute Bakterien“, die helfen, Ihr Mikrobiom im Darm gesund zu halten. Probiotika können auch das Risiko für bestimmte Krebsarten senken. In einer Studie, die mehr als 130.000 Erwachsene über mehrere Jahrzehnte begleitete, hatten diejenigen, die mindestens zweimal pro Woche Joghurt verzehrten, ein um 20 Prozent geringeres Risiko, eine bestimmte Art von Dickdarmkrebs zu entwickeln, als diejenigen, die weniger als einmal im Monat Joghurt zu sich nahmen.

Verbrauchertipps für noch mehr Genuss

Um die gesundheitlichen Vorteile von griechischem Joghurt voll auszuschöpfen, muss man nicht viel beachten. Werfen Sie einen Blick auf die Nährwerttabelle. Das griechische Original oder ein Produkt, das dem möglichst nahekommt, erkennen Sie an dem höheren Eiweiß- und Fettgehalt. Achtung bei aromatisierten oder gesüßten Varianten: Diese Joghurts sind häufig mit zugesetztem Zucker überladen.

Ich kaufe lieber griechischen Joghurt pur. Dann mit Honig (von hoher Qualität) süßen - denn auf die Zutaten kommt es bei diesem einfachen Dessert an. Auch sehr zu empfehlen: eine Handvoll Mandeln oder Walnüsse darüber streuen.

Einfach besser essen

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