Hohes Cholesterin: Wie sinnvoll ist die Früherkennung für alle Kinder?

Fachleute widersprechen dem Entwurf von Bundesgesundheitsminister Lauterbachs Gesundes-Herz-Gesetz. Welche Argumente gibt es für und gegen ein Screening aller Kinder?

vom Recherche-Kollektiv Plan G:
6 Minuten
Ein Kind im Kindergarten-Alter sitzt vor einem Berg von Tabletten-Blistern.

Geht es nach Bundesgesundheitsminister Lauterbach und der Bundesregierung, sollen demnächst alle gesetzlich versicherten Kinder und Jugendliche Anspruch auf eine neue Untersuchung haben. Das sieht der verabschiedete Kabinettsentwurf für das Gesunde-Herz-Gesetz vor, der demnächst im Bundestag beraten werden soll.

Die Untersuchung soll frühzeitig diejenigen identifizieren, die erblich bedingt zu hohe Cholesterinwerte haben. Fachleute sprechen dabei von einer familiären Hypercholesterinämie. Dabei haben Betroffene bereits als Kinder zu hohe Cholesterinwerte und können schon als junge Erwachsene einen Herzinfarkt bekommen. Die Idee hinter der Früherkennung: Wird die Veranlagung früh erkannt und behandelt, lassen sich Herzinfarkte und Todesfälle verhindern.

Das klingt erst einmal so, als wäre Früherkennung auf familiäre Hypercholesterinämie für alle eine gute Sache. So ist es auch geplant: Es soll ein allgemeines Screening für alle Menschen in jungen Jahren geben. Wenige Tage nach dem Kabinettsbeschluss veröffentlichte das Institut für Wirtschaftlichkeit und Qualität im Gesundheitswesen (IQWiG) jedoch ein Gutachten, das zu einem ganz anderen Schluss kommt: Ob ein allgemeines Screening nützt und wie viel es bringt, sei unklar. Sinnvoll sei es allerdings, Kinder genauer zu untersuchen, bei deren Eltern der Verdacht auf eine familiäre Hypercholesterinämie besteht oder diese schon bestätigt ist.

Wie kommt es zu den unterschiedlichen Einschätzungen?