Schmerzen, Schwindel, Übelkeit: Was hinter rätselhaften Symptomen stecken kann

Zwei Frauen fühlen sich krank, aber niemand findet die Ursache für ihre Beschwerden. Sind sie harmlos? Eingebildet? Oder Anzeichen ernster Erkrankungen?

vom Recherche-Kollektiv Postviral:
8 Minuten
Zeichnung: Mehrere Ärzte und Ärztinnen stehen mit rätselndem Blick um ein Krankenbett herum, auf dem leicht verschwommen ein riesiges Ohr liegt.

„Sie haben nichts“: Das hören Sonja Kohl und Petra Aurich immer wieder, denn niemand findet eine Ursache für ihre vielen körperlichen Beschwerden. Bis das Nichts nach einer jahrelangen Odyssee dann doch einen Namen bekommt.

Sonja Kohl ist Anfang 30, als es beginnt. Magen-Darm-Probleme. Geschwollene Lymphknoten. Blasenentzündungen. Ständiger Muskelkater. Sie geht zum HNO-Arzt wegen ihrer Ohrenschmerzen, er findet keine Erklärung. Der Augenarzt sagt, an den entzündeten Augen seien ihre Kontaktlinsen schuld. Der Umstieg auf eine Brille ändert nichts. Sie macht einen Allergietest, weil sie dauernd niesen muss: nichts.

Die meisten Menschen haben so etwas schon einmal erlebt. Das Knie schmerzt, der Kreislauf schwächelt, die Verdauung spinnt, man weiß nicht, warum, und dann ist es wieder vorbei. Oder: Irgendwann macht man sich doch Sorgen, geht zur Ärztin, die findet nichts, man ist erleichtert, irgendwann sind die Beschwerden wieder weg.

Ein Dschungel aus Begriffen

Oder eben nicht. Ob Beschwerden mit unerklärten Ursachen harmlos sind und bald wieder verschwinden werden oder ob sie erste Anzeichen einer ernsten Erkrankung sind, kann zunächst niemand wissen. Im Fachjargon werden Symptome ohne eindeutige Ursache oft Medically Unexplained Symptoms (MUS) genannt oder Medically Unexplained Physical Symptoms (MUPS), aber auch Persistent Somatic Symptoms (PSS), Bodily Distress Syndrome (BDS), Somatoforme Störungen oder Funktionelle Körperbeschwerden existieren als Bezeichnungen. Auch wegen dieses Dschungels aus Begriffen klaffen die Angaben zur Häufigkeit des Phänomens so weit auseinander: Unterschiedlichen Studien nach erfolgen zwischen drei und 50 Prozent aller Hausarztbesuche wegen Beschwerden, für die sich keine Erklärung findet.

Illustration: Eine Person steht vor einer Wand, an die Bilder vieler verschiedener entzündeter oder schmerzender Körperteile gepinnt sind
Kopfschmerzen, Übelkeit, Muskelkater, Verdauungsprobleme, Schlafstörungen, Augenentzündungen, Schmerzen in Händen und Füßen: Fibromyalgie und ME/CFS können sich durch viele Symptome bemerkbar machen
Zeichnung: Ein Arzt und eine nur durch ihre Umrisse erkennbare Person sitzen einander gegenüber, am Tisch zwischen ihnen liegt eine sehr dicke Akte
Wenn die Akte immer dicker wird, vermuten manche Ärzte verstärkt psychische Gründe für die Symptome ihrer Patient*innen – oder unterstellen ihnen gar, sich ihre Schmerzen nur einzubilden
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