Wem höre ich gerne zu? Museen punkten mit originellen Podcast-Formaten

Wer welche Audioformate konsumiert, kommt auf die inhaltlichen Vorlieben an. Aber nicht nur, auch der Stil muss stimmen. Was macht einen guten Podcast aus?

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Eine blonde Frau in roter Kleidung sitzt neben einem Brille tragenden Mann in schwarzer Jacke auf einer Couch. Beide sind tätowiert.

Podcasts gibt es fast zu jedem Thema. Auch Museen arbeiten mit dem Format und werden immer besser dabei. Drei Beispiele zeigen, warum das Hören solcher Sendungen ein Gewinn ist, ja, sogar ein Vergnügen. Volltreffer gelandet haben die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, das Museum für Naturkunde Berlin und das Deutsche Museum in München.

Aber was ist ein guter Podcast? Und wie professionell muss er gemacht sein? Was fesselt mein Interesse über 45 Minuten, auch wenn ich mich nicht besonders für tropische Nachtfalter oder antike Weberei interessiere? Ein Blick auf die Podcast-Szene gibt Orientierung. Anfang Juli wurde zum vierten Mal der Deutsche Podcast Preis vergeben. In gleich mehreren Kategorien gewann „Die Flut – Warum musste Johanna sterben?“, eine Kooperation von SWR und WDR. Die von Host Marius Reichert persönlich erzählte Geschichte ist zugleich die Dokumentation der Flutkatastrophe 2021, Reportage des Wiederaufbaus und Recherche politischer Fehlentscheidungen. Darüber hinaus ist sie aber auch ein Beitrag zur mentalen Verarbeitung des Unglücks, das 180 Tote forderte und ganze Ortschaften im einst so beschaulichen Ahrtal vernichtete.

Für den Erfolg des von laut ARD mehr als 600 000 Hörer*innen abgerufenen Ahrtal-Podcasts gibt es viele gute Gründe. Vor allem aber: Er ist authentisch, nah an den Menschen, an ihrer Lebensrealität. Das funktioniert selbst bei gutem Willen nicht immer.

Menschen aller Epochen litten unter Krisen

Der Kunstcouch, dem neuen Podcast der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe gelingt dieser schwierige Brückenschlag zwischen Wissensvermittlung und Leben. Das liegt auch an den Hosts. In dem Podcast sprechen die gelernte Sozialarbeiterin und Autorin Jacqueline Scheiber und der Psychotherapeut Umut Özdemir nicht nur über Themen, sondern auch miteinander. Ihr Thema in Episode 2 lautet „Krisen. Zwischen Ohnmacht und Aktionismus“. Sie lassen sich dabei von Werken Alter Meister wie Peter Paul Rubens oder Albrecht Dürer, aber auch von zeitgenössischer Kunst anregen. Es zeigt sich: In der Malerei wurden und werden – offen oder verschlüsselt – ähnliche Themen verhandelt. Die Menschen aller Epochen litten unter den Krisen ihrer Zeit.

Foto eines Gemäldes, das das Halbfiguren-Bildnis eines Mannes mit weißem Haar und zerfurchtem Gesicht zeigt, der nach oben blickt.
Ein alter Fischer soll Peter Paul Rubens 1614 als Modell für seine Seneca-Darstellung gedient haben.
Das Foto zeigt einen fein gearbeiteten Kupferstich. Hauptfigur ist eine sitzende Frau, die den Kopf in die Hand gestützt hat.
Ein rätselhaftes Bild: Albrecht Dürers Personfikation der Melancholie gibt viele Rätsel auf. Es steht auch für den Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Welt.
Ein junger Mann nachts in einem tropischen Wald: links ein großes, kegelförmiges Netz, das von innen beleuchtet ist
Nachts auf Falterjagd: Théo Léger forscht 2022 auf Mindanao.
Frau mit weißem Haar sitzt an einem Webstuhl, an dem sie nach einer antiken Vorlage einen Wandteppich webt.
Um die antiken Weber besser zu verstehen, setzte sich die Mathematikerin Ellen Harlizius-Klück regelmäßig im Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke München an einen Webstuhl.
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